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Nur wenige Tage, bevor der Bundestag über die Verlängerung des deutschen Afghanistan-Mandats beraten will, schlägt ein ranghoher britischer Befehlshaber Alarm. Nach seiner Einschätzung kann im Kampf gegen die Taliban-Rebellen kein Sieg errungen werden.
"Wir werden diesen Krieg nicht gewinnen“, sagte der Brigadegeneral der britischen Luftwaffe in Afghanistan, Mark Carleton-Smith, der "Sunday Times“. Die Briten sollten sich auf ein mögliches Abkommen mit den Taliban einstellen.
Seine Truppen hätten den radikalislamischen Taliban für das Jahr 2008 zwar „den Stachel gezogen“, sagte Brigadegeneral Carleton-Smith. Es sei aber „unrealistisch“, dass die internationalen Truppen das Land von den Rebellen befreien könnten. Es gehe vielmehr darum, „den Aufstand auf ein kontrollierbares Maß zu reduzieren, das keine strategische Bedrohung darstellt und von der afghanischen Armee beherrscht werden kann“.
Die Briten sollten sich auf ein mögliches Abkommen mit den Taliban einstellen, sagte der Afghanistan-Kommandeur weiter. Wenn die Rebellen bereit seien, „auf der anderen Seite des Tisches Platz zu nehmen“ und über eine politische Einigung zu sprechen, sei das „eine Art Fortschritt“.
In Afghanistan sind 7800 britische Soldaten stationiert, die meisten in der Unruheprovinz Helmand. Aufgrund der zahlreichen Gefallenen bezeichnen britische Boulevardblätter den Einsatz in Afghanistan bereits als "unser Vietnam".
Zuvor hatte eine Äußerung von Sir Sherard Cowper-Coles, dem britischen Botschafter in Kabul, Aufsehen erregt. Die französische Satire- und Enthüllungszeitung „Le Canard Enchainé“ hatte am Donnerstag aus einem geheimen Memo zitiert, in dem Cowper-Coles sich pessimistisch über die Situation in Afghanistan gab. Dem Bericht zufolge bezeichnete Cowper-Coles die Strategie der Amerikaner als „zum Scheitern verurteilt“. Die beste Lösung sei, in dem Land einen „akzeptablen Diktator“ einzusetzen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Cowper-Coles in einem Interview gesagt, die alliierten Truppen würden sich noch jahrzehntelang in Afghanistan aufhalten müssen. Das britische Außenministerium sagte, die Zitate gäben Cowper-Coles' Position nicht akkurat wieder.
Nato-Vertreter und Diplomaten haben sich wiederholt für Verhandlungen mit den Extremisten ausgesprochen und betont, dass die Taliban alleine mit militärischen Mitteln nicht in den Griff zu bekommen seien. Am Freitag wies ein hochrangiger Taliban-Kommandeur jedoch eine Versöhnung mit der afghanischen Regierung, die er als Marionetten-Regierung bezeichnete, zurück. Die Gewalt in dem Land hat mittlerweile den höchsten Stand erreicht seit dem Sturz der Taliban-Regierung durch US-geführte Truppen 2001.