Hallo Leute!!!
Da mir hier ja vorgeworfen wird, ich würde gewisse Standtpunkte nicht angreifen sondern um den heißen Brei reden, habe ich mir mal Naujocks "Geständnis" vorgenommen und versucht die Widersprüche und Seltsamkeiten heraus zu arbeiten. Es ist demjenigen, der mich beschuldigt wohl nicht aufgefallen, dass der erste Teil meines letzten Post eher an Karl.R gerichtet war, bezüglich der Frage nach Quellen (ob es in Polen Übergriffe gegen Minderheiten gab bzw. militärische Provokationen gegenüber Deutschland) und in den von mir verlinkten Büchern findet man massenhaft Material dazu. Deshalb schrieb ich auch: "zurück zu Polen " und nicht "zu Gleiwitz"...
Was mir in diesem Thread aufgefallen ist: Es wird die Glaubwürdigkeit von Personen angezweifelt, weil diese in der SS waren (bei entlastenden Aussagen). Hmmm...
Naujocks war auch in der SS aber bei seiner (belastenden) Aussage scheint kein Glaubwürdigkeitsproblem zu bestehen.
Wirkt ein bisschen wie die Pipi Langstrumpf- Philosophie (Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt)
Kommen wir zu Naujocks Geständnis, das folgendermaßen beginnt:
Zitat:
1. Ich war von 1931 bis 19. Oktober 1944 ein Mitglied der SS und
von ihrer Gründung im Jahre 1934 bis Januar 1941 ein Mitglied des
SD. Ich diente als Mitglied der Waffen-SS von Februar 1941 bis
Mitte 1942. Später arbeitete ich in der wirtschaftlichen
Abteilung der Militärverwaltung von Belgien von September 1942
bis September 1944. Am 19. Oktober ergab ich mich den Alliierten.
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Naujocks gibt hier weder seinen SS-Dienstgrad, seine Dienstnummer oder seine Dienststellung an, wie es sich für jede Person gehört, die einmal im Militär war. Er war einfach nur ein "Mitglied"...
Zitat:
2. Ungefähr am l0. August 1939 befahl mir Heydrich, der Chef der
Sipo und des SD, persönlich, einen Anschlag auf die Radiostation
bei Gleiwitz in der Nähe der polnischen Grenze vorzutäuschen und
es so erscheinen zu lassen, als wären Polen die Angreifer
gewesen. Heydrich sagte: "Ein tatsächlicher Beweis für polnische
Übergriffe ist für die Auslandspresse und für die deutsche
Propaganda nötig."
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Erst einmal fällt mir die ungenaue Zeitangabe auf (ungefähr der 10. August), was etwas seltsam erscheint, weil es sich um einen „militärischen“ Befehl gehandelt hat und für Naujocks wahrscheinlich der wichtigste Auftrag seines bisherigen Lebens gewesen sein dürfte, deshalb sollte doch eigentlich eine genaue Datumsangabe möglich sein. Naujock bleibt auch eine Erklärung schuldig, warum Heydrich ihn persönlich für diese Operation ausgewählt hat. Er wird ja wohl kaum gewürfelt haben, um den Mann, für diese äußerst wichtige Operation, zu finden.
Des weiteren ist es schon komisch, dass die deutsche Propagandamaschinerie eben
keinen Bezug auf Gleiwitz genommen hat in ihrer Kriegsbegründung, obwohl die Aktion doch (laut Heydrichs Aussage gegenüber Naujocks) genau diesen Zweck erfüllen sollte.Wozu dieser ganze Aufwand wenn man später davon keinen Gebrauch macht?
Zitat:
Mir wurde befohlen, mit 5 oder 6 anderen SD-
Männern nach Gleiwitz zu fahren, bis ich das Schlüsselwort von
Heydrich erhielt, daß der Anschlag zu unternehmen sei.
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Ziemlich ungenauer Befehl: 5 oder 6 Personen die auch noch frei zu wählen seien und nicht von Heydrich bestimmt wurden (was bei einer solchen Aktion, doch eigentlich gegeben sein sollte, d.h. nur die loyalsten und verschwiegensten Personen einzusetzten um das Risiko das einer "singt", so niedrig wie möglich zu halten“). So eine wichtige Operation und so ungenaue Befehle und eine schludrige Personalwahl? Wieviel Personen hat Naujocks denn anschließend ausgewählt? Auch darüber kein Wort von dem ach so glaubwürdigen SS-Mitglied.
Zitat:
Mein Befehl lautete, mich der Radiostation zu bemächtigen und sie so lange zu halten, als nötig ist, um einem polnisch sprechenden
Deutschen die Möglichkeit zu geben, eine polnische Ansprache über
das Radio zu halten. Dieser polnisch sprechende Deutsche wurde
mir zur Verfügung gestellt.
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Der Befehl war also eine Nachricht in polnischer Sprache zu senden...
Doch offziell heißt es wurden zwei Reden übertragen (eine deutsche und eine polnische) also wieder eine ziemlich ungenaue Aussage für ein so wichtiges Geständnis.
Außerdem nennt Naujocks den Namen des polnisch sprechenden Deutschen nicht, genauso wenig, wie er auch nur einen einzigen Namen der anderen Beteiligten nennt, obwohl er diese Leute doch selbst ausgewählt hatte und als Mitschuldige/Mittäter hätte benennen können, um so die Chance einer geringeren Strafe, für sich selbst zu erhöhen. Er hätte sich ja im Klaren darüber sein müssen, dass er für dieses Verbrechen als Angeklagter auf der Bank sitzen würde. Oder hatte Naujock die Gewissheit, dass er eh keine Anklage wegen dieses Verbrechens zu erwarten hatte, da die Amis ihm Straffreiheit garantierten wenn er dieses "Geständnis" (was
so wichtig für den Nürnberger Prozess war) ablegen und unterschreiben würde? Das sorgenfreie Leben was Naujocks nach seinem Geständnis geführt hat, lässt mich daran eigentlich nicht zweifeln...Wenn man bedenkt das anderen SS-Mitglieder einfach so erschossen wurden, nur weil sie ihre Blutgruppe auf dem Arm tätowiert hatten, dann ist es doch verwunderlich warum der Mann der den 2.WK ausgelöst haben soll, straffrei davon kommt.
Zitat:
Heydrich sagte, daß es in der Rede heißen solle, daß die Zeit für eine Auseinandersetzung zwischen Polen und Deutschen gekommen sei und daß die Polen sich zusammentun und jeden Deutschen, der ihnen Widerstand leistet, niederschlagen sollten. Heydrich sagte mir damals auch, daß er Deutschlands Angriff auf Polen in wenigen Tagen erwartete.
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Hier ein spezifischer Befehl, doch hat Heydrich vergessen zu erwähnen, das der Sender Gleiwitz kein eigenes Programm ausstrahlte, sondern das Programm vom Sender Breslau sendete. Dieser Umstand erschwerte es den SS-Leuten ihre gefakte Nachricht über den Ätehr zu schicken (da wäre die Aktion fast schief gelaufen, wegen so einem groben Schnitzer und ich dachte immer die Nazis waren so penibel bei ihren Planungen, so das nichts dem Zufall überlassen wurde).
Wiki:
Zitat:
Daher musste das SS-Kommando, in dem sich nur ein Fernmeldetechniker befand, mit einiger Mühe die Einspeisung des Programmes unterbrechen und sich über ein so genanntes Gewittermikrofon, das erst gefunden werden musste, Zugriff auf den Sender verschaffen
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http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cb...ender_Gleiwitz
Ich frage mich, woher man diese Info her hat (nur 1 Fernmeldetechniker) aber den Namen von dieser Person erfährt man nicht.
Zitat:
Ich fuhr nach Gleiwitz und wartete dort 14 Tage. Dann bat ich
Heydrich um Erlaubnis, nach Berlin zurückkehren zu dürfen, wurde aber angewiesen, in Gleiwitz zu bleiben. Zwischen dem 25. und 31. August suchte ich Heinrich Müller, den Chef der Gestapo, auf, der sich damals in der Nähe in Oppeln befand. In meiner Gegenwart erörterte Müller mit einem Mann namens Mehlhorn Pläne für einen Grenzfall, in dem vorgetäuscht werden sollte, daß polnische Soldaten deutsche Truppen angreifen ... Deutsche in der Anzahl von ungefähr einer Kompanie (Massig Zeugen, von denen aber niemals auch nur einer (außer Naujocks) ein Geständnis abgelegt hat oder einfach mal sein Gewissen erleichtert hat...eine Kompanie besteht aus 60 -250 Soldaten) sollten dazu verwendet werden. Müller sagte, er hätte ungefähr 12 oder 13 verurteilte Verbrecher, denen polnische Uniformen angezogen werden sollten und deren Leichen auf dem Schauplatz der Vorfälle liegen gelassen werden sollten, um zu zeigen, daß sie im Laufe der Anschläge getötet worden
seien.
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Auch hier wieder so seltsame Widersprüche:
Zitat:
In meiner Gegenwart erörterte Müller mit einem Mann namens Mehlhorn Pläne für einen Grenzfall, in dem vorgetäuscht werden sollte, daß polnische Soldaten deutsche Truppen angreifen
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Hier spricht er über lediglich einen einzigen geplanten Vorfall
Zitat:
Müller sagte, er hätte ungefähr 12 oder 13 verurteilte Verbrecher, denen polnische Uniformen angezogen werden sollten und deren Leichen
auf dem Schauplatz der Vorfälle liegen gelassen werden sollten,
um zu zeigen, daß sie im Laufe der Anschläge getötet worden
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Hier spricht Naujocks plötzlich über mehrere Vorfälle (Auch seltsam: Am Schauplatz der Vorfälle, ...sollte es nicht heißen, an den Schauplätzen?) und dann schon wieder so eine ungenaue Zahlenangabe (12 oder 13 Verbrecher).
Zitat:
Für diesen Zweck war für sie eine tödliche Einspritzung
vorgesehen, die von einem Doktor gemacht werden sollte, der von
Heydrich angestellt war; dann sollten ihnen auch Schußwunden
zugefügt werden. Nachdem der Anschlag beendet war, sollten
Mitglieder der Presse und andere Leute auf den Schauplatz geführt
werden; weiter sollte ein polizeilicher Bericht angefertigt
werden.
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Es sollte...
es sollte...
Doch ist das eingetroffen?
Zitat:
5. Der Vorfall in Gleiwitz, an dem ich teilnahm, wurde am
Vorabend des deutschen Angriffs auf Polen ausgeführt. Soweit ich
mich erinnere, brach der Krieg am 1. September 1939 aus.
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Der Mann der den 2.WK auslöste, ist sich nicht einmal über das genaue Datum im Klaren oder warum die Worte „...soweit ich mich erinnere“?
Zitat:
Am Mittag des 31. August bekam ich von Heydrich per Telephon das Schlüsselwort, daß der Anschlag um 8.00 Uhr abends desselben
Tages zu erfolgen habe.
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Hier ist er sich wieder sicher über das Datum und sogar über die genaue Uhrzeit
Zitat:
Heydrich sagte: "Um diesen Anschlag auszuführen, melden Sie sich bei Müller wegen der Konserven." Ich tat dies und wies Müller an, den Mann in der Nähe der Radiostation an mich abzuliefern.
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Mehr als unglaubwürdig: Naujock weist Müller an, was dieser zu tun habe (Müller stand rangmäßig über Naujocks, wo ist denn da die militärische Hirachie?)
Zitat:
Ich erhielt diesen Mann und ließ ihn am Eingang der Station hinlegen.
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Wie erhielt er diesen "Mann" (per Post?) und von wem ließ er den Körper vor der Station positionieren? Noch mehr Beteiligte, von denen kein einziger Name bekannt ist.
Zitat:
Er war am Leben, aber nicht bei Bewußtsein. Ich versuchte, seine Augen zu öffnen. Von seinen Augen konnte ich nicht feststellen, daß er am Leben war,nur von seinem Atem. Ich sah keine Schußwunden, nur eine Menge Blut über sein ganzes Gesicht verschmiert. Er trug Zivilkleider.
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Hier ist ein eindeutiger Widerspruch in den Aussagen zu erkennen, erst erklärt Naujocks wie die Aktion geplant gewesen war (1 Verbrecher mit polnischer Kleidung, der durch „Einspritzung“ getötet und dann mit Einschusswunden versehen werden sollten, doch am Ende liegt da ein Lebender ohne Schusswunden und in Zivilkleidung). War das Unfähigkeit der Beteiligten ihren eigenen Plan durchzuführen oder ist es wahrscheinlicher das Naujock sich sein Geständnis aus den Fingern gesaugt hat?
Zitat:
6. Wir nahmen die Radiostation wie befohlen, hielten eine drei
oder vier Minuten lange Rede über einen Notsender, schossen
einige Pistolenschüsse ab und verließen den Platz.
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Der eigentliche Zwischenfall (das doch eigentlich wichtigste im Geständnis) wird in einem einzigem Satz abgehandelt, ohne das genau darauf eingegangen wird (Keine Ortsbeschreibung oder wie viele Personen sich in der Radiostation befunden haben und was mit denen gemacht wurde) genauso kein einziges Wort von Naujocks über die Schwierigkeiten (die ich oben erwähnt hatte), obwohl das doch bei den Beteiligten für ziemlichen Stress gesorgt haben muss und so in der Erinnnerung hängen geblieben sein müsste. Ganz im Gegenteil, es scheint alles reibungslos abgelaufen zu sein. Wiederum gibt Naujocks an, das lediglich eine Rede gehalten wurde, kein Wort von zwei Reden (Deutsch und polnisch)
Desweiteren die Reihenfolge:
1.Die Station übernommen
2.Rede gehalten
3.Dann Schüsse abgefeuert
Feuert man nicht zuerst Schüsse ab um eine gewaltsame Einnahme vorzutäuschen? Wozu noch Schüsse abfeuern wenn die Sache schon gelaufen ist?
Dieses Geständnis beweist also den Inside Job?
Und wer daran zweifelt ist Nazi?
Fragen über Fragen....Vielleicht kann mir sie ja jemand hier beantworten...
Gruß Newword...