Ich möchte jetzt mal berichten, was ich erlebt habe.
Wie gesagt war ich 3 Tage in Leipzig.
Eine Stadt in der Armut und Reichtum Haus an Haus wohnen.
Renovierte fette Häuser stehen neben Baracken. Schicki Micki Versace trifft Deichmann.
Nun bin ich von meiner Gruppe alleine gelassen worden. Ich hatte demnach 3 Stunden Zeit mich alleine in dieser Stadt aufzuhalten. Ich fühlte mich ziemlich verloren.
In ein Cafe konnte und wollte ich nicht, da überall Rauchverbot war und ich durch die vergangenen Tage schon arg verunsichert wurde
. Im Bahnhofsgebäude durfte ich wie gesagt auch nicht rauchen und wurde zudem ständig gefilmt.
Irgendwann dachte ich selber, ich sei in einem Film. Mir gings ziemlich schlecht.
Die Menschen liefen achtlos an mir vorbei. Ich behaupte mit absolut leeren Gesichtern.
Das einzige was ich in ihren Augen sah, war: "Shoppen
."
Tja Geschäfte gabs genug. Und alles vom Feinsten und sehr teuer.
Ich entschied mich, mich erstmal hinzusetzen. Es gibt tolle rote Ledersofas im Leipziger Bahnhof.
Was für Menschen dort rumliefen. Ich habe echt viel gesehen. Warum die Pärchen zusammenwaren, was ihnen wichtig war und was nicht.
Ich weiß, das können Vorurteile sein, aber ich sah sehr viel Oberflächlichkeit.
Eine Scheinwelt, die aufrecht erhalten wird.
Erst als ich mich später vor das Bahnhofsgebäude begeben hatte, wurde es besser. Dort saßen nämlich die rauchenden "Asis".
Die, die nicht dazugehörten.
Penner und Kiddies, die nichts mit ihrer Zeit anzufangen wussten. Denen war ihr Aussehen fast egal. Aber sie kommunizierten miteinander.
Ich wurde tatsächlich bemerkt und angesehen.
Ein Penner wollte mich sogar anquatschen, jedoch traute er sich nicht.
Ich bekam mit wie die Kiddies sich ihre Bierchen reinpfiffen und Mama am Telefon anlügen "mussten", sie seien noch mit dem Fahrrad unterwegs. :P
Es war den Menschen dort egal, was die anderen dachten über sie. Sie sprachen ihre eigene Sprache.
Ich habe allerdings unter dem gesellschaftlichen Abschaum die Menschlichkeit gefunden. Das wurde mir erst heute richtig klar.
Sie verhielten sich wie Menschen.
Zwischendurch ging mir der Gedanke durch den Kopf, was meine Kolleginnen denken würden, wenn sie mich zwischen diesen "verachtenswerten" Menschen sehen würden. Sie würden es nicht verstehen. Es machte mich aber froh, dort zu sitzen.
Das war meine Welt viel eher als der falsche Rotz innerhalb des Bahnhofs.
Ich hatte das Gefühl, die Elite könnte Recht haben und viele Menschen in der Großstadt verhalten sich einfach wie Vieh. Sie sehen nicht mehr was um sie herum passiert und interagieren nur zum Geldaustausch miteinander. Könnte es sein, dass wir selber "mitschuldig" sind?
Das echt die falschen Dinge wichtig sind?
Ich war lange Zeit krank und gestern fühlte ich mich zuerst wieder so.
Ich passe definitiv in dieses Scheinwelt-Schema nicht mehr hinein.
Muss ich mich weiterhin für meinen Job so sehr verbiegen und an diese verfickte Gesellschaft anpassen, werde ich mich wehren. Dann können sie mich feuern. Aber erst nachdem ich mich richtig danebenbenommen habe.
Ich sehe - Armut führt zur Menschlichkeit.
Es ist nicht die Yacht auf Monaco.