Hallo Amazonia,
könnte es sein, daß wir eigentlich das gleiche Bild verwenden? Du schaust von vorne drauf, und ich von oben?
Von oben sieht man ein kreuzförmiges "Koordinatensystem" mit Nullpunkt in der Mitte. Und die Fläche darunter ist bei mir die Fläche dahinter?
Und wenn ich sage "wird bewegt", dann ist das egal ob von der inneren Kraft, also dem vermeintlichen "freien Willen" oder von einer äußeren Kraft, also dem vermeintlichen "Zwang". Und wenn ich das nicht auseinanderhalte, dann passiert das, weil sich das für mich verflechtet, und einfach irgendwie einen gemeinsamen Ursprung hat.
______________________________________________
In
einem anderen Beitrag habe ich schon einmal die Bhagavad-Gita zitiert zum freien Willen. Hier möchte ich weiter darauf eingehen. Und damit das nicht einseitig wird, lästere ich gleichzeitig ein wenig Über die Hare-Krishna-Bewegung ab. Ich schätze, da wird mir niemand wirklich böse sein.
Es gibt ein weiteres ganz gutes Bild dazu. Zum Beispiel den Streitwagen von Krishna.
Da gibt es ein Gleichnis, das immer wieder erzählt und beschrieben wird in Indien.
Die angespannten Pferde sind die Sinne. (Sollten 5 sein, aber das Bild wird oft auch mit 3 oder 4 dargestellt. Ich spare mir ein Bild zu suchen). Der Wagenlenker, der die Zügel in der Hand hat, das ist der Kopf, und der steuert den Wagen. Der Kopf wird gesehen als der Beherrscher oder der Koordinator der Sinne, aber nicht nur das, sondern er ist auch selbst ein Sinn. Sozusagen der 6. Sinn. Man spricht sogar vom König der Sinne.
Dieser Kopf kann die Sinne nur dann steuern, wenn er Kontrolle hat über sich selbst. Wenn er die nicht hat, dann gehen ihm die Pferde durch, und laufen mit ihm hin, wo immer sie wollen. Womöglich ziehen sie sogar in verschiedenen Richtungen. Um das nun deutlich darzustellen nehme ich wieder das Bild aus der Sexalität: Manche sagen, der Orgasmus findet im Kopf statt. Soweit würde ich vielleicht nicht gehen, richtig ist aber, daß sich ohne Kopf da nichts tut. Und es gibt weitere Beispiele, die zeigen, daß Gefahren bestehen, die darauf hinauslaufen, daß der Kopf den Pferden nachläuft und nicht umgekehrt. In der Bhagavadgita werden natürlich andere Gefahren aufgezeigt.
Krishna, dem man nun einfach abnimmt, daß er seinen Führerschein gemacht hat weil er das ganze philosophische Yoga-System erklärt, befindet sich nun als Wagenlenker im Wagen mitten auf dem Schlachtfeld. Die Schlacht ist kurz vor dem Beginn. In einer Zeitlosigkeit liest man das, denn am Schluß hat die Schlacht immer noch nicht begonnen. Sein Kumpel, der Arjuna, der hat nun einfach keine Lust zu kämpfen, weil er seine Verwandten sowohl in den eigenen Reihen als auch in den gegnerischen Reihen wiederfindet.
Auch hier geht es also um Krieg, aber den Hintergrund der Bhagavad-Gita kann man sicher genauso als geistigen Krieg verstehen. Das ist wohl nichts anderes als in anderen Religionsbüchern auch. Und so entwickelt sich ein langes Gespräch zwischen den beiden, es läuft darauf hinaus, daß Arjuna als Kämpfer seine Fähigkeiten einzusetzen hat, wenn das Ganze überhaupt einen Sinn ergeben soll. Sicher ein gefährliches Thema, aber eines, das den Infokrieger vielleicht auch bewegt.
__________________________________________________ __________________
Wen das interessiert, der kann die Bhagavad-Gita der Hare Krishnas hier herunterladen.
http://www.prabhupada.de/bg/bg.htm
Und sinnvollerweise gebe ich eine kleine Empfehlung, wie man damit umgehen kann:
:
Die Hare-Krishna-Bewegung ist auch zur Erlöser-Sekte gemacht worden, daran kann kaum Zweifel bestehen. Allerdings bezieht man sich hier sehr genau auf die Urtexte, die man noch zur Wort-für Wort-Übersetzung und bis zur Sanskrit-Aussprache zurückverfolgen kann. Die ganzen Kommentare vom Guru und die Einleitung und so weiter kann man getrost vergessen. Am Besten man liest nur die fettgedruckten Absätze, nur das ist der übersetze Text. Das Ganze ist ursprünglich ein Gedicht und beginnt erst ab Seite 22.
Ganz klar wird anfangs mit der Wiedergeburt gearbeitet, um zum Krieg zu überreden. Es ist sicher interessant sich das anzusehen. Aber zum Beispiel auf Seite 50 Vers 24, wo der Begriff "individuelle Seele" fällt, da kann man sehen, daß der Teil "individuelle" in der Wort-für Wort-Übersetzung gar nicht vorhanden ist. und plötzlich könnte das einen ganz anderen Sinn ergeben. Schon in Vers 51 befreit man sch schon wieder aus dem Kreislauf von Geburt und Tod, und dann geht es erst richtig los.
Hier ist es also wohl das Gleiche wie anderswo auch, manches wurde wohl später aus leicht einsehbaren Gründen hinzugefügt usw. usf.
Nun gibt es da eine interessante Idee: Man hat das Recht, seine Pflicht zu tun, aber man tut besser daran, sich von den Früchten seiner Taten zu lösen.
Für den freien Mann hat die Idee etwas für sich. Denn wenn ich tue, was mir wichtig ist (und es könnte ja auch ein basisdemokratischer Konsens bestehen, was man tun will) dann geschieht das was das Volk bestimmt. Und wenn die Einsicht in die Wichtigkeit maßgeblich ist und nicht der persönliche Profit, also die Früchte, dann heben sich “freier” Wille und Zwang einfach gegenseitig auf, und es bleibt nur der Wille.
Diese Form des hingabevollen Dienstes spielt nun bei Hare-Krischna eine große Rolle. Simpel auf den Punkt gebracht ist das so: Tue deine Pflicht, schufte für die Gemeinschaft, aber bekommen tust du nichts. (außer das allernötigste, aber nicht einmal eine Krankenversicherung. Zumindest war das früher so.) Hier dominiert also wieder die große sozialistische Idee.
Die Kriege kann man im Mahabharata-Epos weiterverfolgen, kurz gesagt: Es sah nicht gut aus für unsere Freunde. Hinterher war man sogar der Meinung, daß damals erstmals im großen Stil das Böse über das Gute gesiegt hat, und so wurde auch das neue Zeitalter mit Krischnas Tod eingeläutet, Das Kali Yuga.
(kali bedeutet übrigens “Nichts”, das Wort gibt es heute noch im Hindi im täglichen Sprachgebrauch, wenn du zum Beispiel einen Kali Tschai bestellst, dann ist das ein Tee ohne Milch und Zucker)
Die Schlachten kommen und gehen, die großartige sozialistische Idee gibt es auch jetzt noch, wieder muß man seine Pflicht tun und nur das Nötigste bleibt übrig, denn schließlich müssen wir die Rüstung, den Krieg und auch die Apokalypse selbst bezahlen mit unserem hingebungsvollen Dienst. Und dann stellt sich vielleicht doch noch heraus, daß der freie Wille eine Illusion ist.
freundliche Grüße
__________________________________________________ __________________________
Hare Krischna bei der Sektenberatung:
http://www.agpf.de/Krishna.htm