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  #31  
Alt 11.12.2008, 19:16
lucy
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Ich habe mich gestern mit einem Freund, der in der Nähe von Thessaloniki
lebt, über die Ereignisse in Hellas unterhalten & er hat im Grunde eine
ähnliche Aussage wie Freeman´s Quelle gemacht.
Das die Politik mit den ausufernden Krawallen versucht, von dem
aktuellen Skandal abzulenken, bei dem die Kirche Geld für die Regierung
gewaschen hat.
Er meinte, es wird alles mal wieder aufgebauscht und
wäre nicht ganz so dramatisch, wie dargestellt.

Der Generalstreik sei übrigens von oppositionellen Gewerkschaften
angeleiert worden, die Masche die jede Partei gleichermaßen nutzt, um
Wählerstimmen zu ergattern. (Das alte Liiieeed...)

Die Unzufriedenheit und Korruption, die in Hellas herrscht, besteht ja nun
auch nicht erst seit gestern.

Er sagte noch zu den Polizisten, daß diese Männer eine alles andere als
solide Ausbildung haben & mehr oder weniger Quereinsteiger sind.

Ich bin gespannt, was meine Freundin aus Athen noch so zu berichten
hat, denn auch für mich sind dies die verläßlichsten und glaubwürdigsten
Quellen.
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  #32  
Alt 11.12.2008, 20:06
ANTIsamIT ANTIsamIT ist offline
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...und noch einer von schall&rauch:
...Der grosse Plan: Was sie mit uns vor haben

Unsere politischen und kulturellen „Führer“ sind die Komplizen in einem Komplott, um die menschliche Gesellschaft umzugestalten, damit sie der globalen Finanzelite als Sklaven dienen kann. Die Lügen über Kriege, Terrorismus, Wirtschaftskrisen, Klimawandel, Energieknappheit usw. auf der einen Seite, und die Medienmanipulation, Unterhaltung, Modetrends und andere Propaganda auf der anderen, werden benutzt um Schritt für Schritt den Orwellschen Polizeistaat einzuführen...
http://alles-schallundrauch.blogspot...t-uns-vor.html
__________________
Die Guten müssen den Mut zu genügend Schlechtem finden, um gut genug gut sein zu können.
Mit zu vielen Skrupeln, wenn und abern, können die Bastarde und das Böse in der Welt nicht nachhaltig besiegt werden.
http://www.sgipt.org/politpsy/recht/tyrannm0.htm
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  #33  
Alt 11.12.2008, 21:39
lucy
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Griechenland kommt nicht zur Ruhe
Zitat:
Ein Großteil der Massenmedien schreibt vor allem die
Geschäftsplünderungen mehr und mehr den Immigranten aus Albanien,
Pakistan oder afrikanischen und arabischen Ländern zu.

Diese Polarisierung, vermischt mit der explosiven Grundstimmung in der
griechischen Bevölkerung, könnte nach Einschätzung der meisten
griechischen Journalisten zu einer Ausrufung des Notstandes führen.

Seit der Wiederherstellung der Demokratie – nach dem Sturz der
Militärregierung 1974 und den blutigen Studentenunruhen von damals –
herrscht auf sämtlichen Universitätsgeländen ein Asylgesetz. Außer im Fall
eines äußersten Notstands, der von der Universität selbst konstatiert werden
muss, verbietet es jeden Einsatz von außeruniversitären, staatlichen
Ordnungskräften.
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  #34  
Alt 11.12.2008, 22:42
Jiushi Jiushi ist offline
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Verdammt!

Am 9. Dezember, dem Tag der Beerdigung von Alexandros und einen Tag vor
dem Generalstreik, fand in Patras eine der größten Demonstrationen in
der Geschichte der Verwaltungsmetropole statt. Bis zu 5.000 Menschen
zogen unter schwarzen Fahnen und mit Transparenten gegen die
Polizeigewalt durch die Straßen. Am Abend lernten sie diese Gewalt in
einer Form kennen, die es seit dem Ende der Militärdiktatur, der Junta,
so nicht mehr gegeben hatte. In einer perfekt synchronisierten Aktion
griffen Polizisten und Faschisten gemeinsam die Demonstration an.
Augenzeugen fragen sich vor dem Hintergrund des heutigen Generalstreiks,
ob die in die Enge getriebene Regierung, sich der Faschisten als
nützliche Idioten bedienen wird.

Der Dienstag begann mit einer der größten Kundgebungen in der Geschichte
von Patras. Zwischen 3.000 und 5.000 Menschen waren dem Aufruf lokaler
anarchistischer Kollektive zu einer Demonstration anlässlich der
Beerdigung von Alexandros gefolgt. Während der Demonstrationszug durch
die Straßen der Stadt zog, die mit rund 120.000 Einwohnern das
Verwaltungszentrum Westgriechenlands darstellt, begann die Polizei große
Mengen an Einheiten rund um ihre Zentrale zusamenzuziehen, um diese vor
den wütenden Menschen zu schützen.

Gegen Ende der Demonstration ging die Polizei zum Angriff über und zwang
die TeilnehmerInnen gewaltsam zum Rückzug Richtung der Parartima, des
historischen Universitätsgebäudes der Stadt. Kurz darauf begann ein bis
dahin nicht für möglich gehaltener Angriff: Dutzende von Faschisten, die
offensichtlich aus ganz Griechenland zusammengekarrt worden waren,
griffen die Demonstration mit Messern und Steinen an. Der Überfall war
perfekt mit der Polizeistrategie koordiniert, Augenzeugen sprechen sogar
davon, dass die Faschisten Leute festgenommen und der Polizei
ausgeliefert haben. Für die älteren TeilnehmerInnen der Demonstration
kehrte in dieser Nacht die Vergangenheit zurück: Sie sahen sich
attackiert von einem Mob, der Tränengasgranaten aus dem Arsenal der
Polizei nach ihnen warf und dabei "Blut - Ehre - Goldene Dämmerung", den
Namen einer faschistischen griechischen Organisation, brüllte. Für eine
Nacht schienen die Jahre des Obristenregimes, der Junta, zurückgekehrt,
in denen die Faschisten als verlängerter Arm des Staates die Bevölkerung
terrorisierten.

Unter dem Eindruck der kombinierten Angriffe von Polizei und Faschisten
mussten sich die verbleibenden rund 500 DemonstrantInnen in Gruppen in
umliegende Wohnungen zurückziehen. Versuche der Polizei und von
Faschisten, einige Wohnungen zu stürmen, konnten verhindert werden.

Die bügerlichen Medien machten aus den Faschisten, in nahezu
wortgleichen Meldungen, umgehend "lokale Geschäftsleute", die ihr Recht
"in die eigenen Hände genommen hätte". Wenn man einmal von dem Umstand
absieht, dass keinerlei lokale Geschäfte während der Demonstration in
Mitleidenschaft gezogen worden waren, strafte sich diese Presse mit
ihren Bildern umgehend selbst Lügen. Dort waren die vorgeblichen
"Ladenbesitzer" und "gesetzestreuen Bürger" abgebildet: Sie hatten
Sturmhauben aufgesetzt und hielten Messer in der Hand!

Dafür, dass es sich bei dem Zusammenspiel von Polizei und Faschisten
nicht um ein zufälliges Ereignis, sondern um eine geplante und
koordinierte Aktion handeln könnte, spricht noch ein weiteres Detail. Im
griechischen Indymedia-Netzwerk berichteten seit Montag Menschen aus
mindestens zwei Dutzend Städten übereinstimmend, dass Polizisten lokale
Ladenbesitzer aufgefordert hätten, ihre Läden am Dienstag zu
verbarrikadieren und sich zu schützen. An allen Orten habe man den
Ladenbesitzern erzählt, am Dienstag, dem Tag der Beerdigung würden
Busladungen von Anarchisten, wahlweise aus Athen oder Thessaloniki in
ihrer Stadt einfallen, um diese zu verwüsten. BeobachterInnen sehen das
gezielte Vorbereitung mit dem Ziel, Überfälle wie den in Patras zu
legitimieren.

AktivistInnen in Griechenland nehmen die unglaublichen Vorfälle in
Patras sehr ernst. Vor dem Hintergrund einer in die Enge getriebenen und
um ihre Pfründe fürchtenden Regierung und einer Polizei die kein Mittel
gegen die Wut einer ganzen Generation zu finden scheint, ist es
zumindest nicht ausgeschlossen, dass die Behörden erneut die
faschistischen Kettenhunde von der Leine lassen, derer sie sich auch in
der Vergangenheit immer schon einmal wieder bedient haben. Umso
verlockender, als sie sich die Faschisten gleich auf dreierlei Art
zunutze machen könnte: Zum ersten, um die Drecksarbeit zu erledigen, für
die die Polizei zu sehr im Licht der Öffentlichkeit stünde, zum zweiten,
weil man den faschistischen Mob zugleich noch als Anwort der
"anständigen Bürger" medial verdrehen kann und zum dritten, weil die
dadurch transportierte Angst vor einem angeblichen Bürgerkrieg zwischen
"den Jugendlichen" und "den Bürgern" einen Vorwand zu einem härteren
Durchgreifen der Polizei liefert und den Staat als Retter aus der - von
ihm selbst geschaffenen - Not legitimiert.

Die kommenden Tage und der Generalstreik werden deshalb von vielen als
sehr kritisch angesehen. Wobei sich schon jetzt die Zeichen mehren, dass
die großen reformistischen Gewerkschaften den Generalstreik nutzen
werden, um der Regierung zu helfen, die Welle der Proteste zu beenden.
Eine ursprünglich angesetzte Demonstration durch die Straßen von Athen
wurde kurzfristig von den Gewerkschaftsvorständen abgesagt und durch
eine statische Kundgebung in der Nähe des Parlamentes ersetzt.

Das Bild zeigt einen Polizisten, der - wenige hundert Meter von der
Beisetzung entfernt - Schüsse in die Luft abgibt. Die Polizeiführung
dementierte zunächst, gab dann zu, es habe einen Warnschuss gegeben.
AnwohnerInnen haben insgesamt 15 Patronenhülsen eingesammelt.

http://www.fau.org/artikel/art_081210-064334
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Jiushi-Jiùshì-救世-chinesisch=Die Rettung der Welt/Die Erlösung/Das Heil

Das Ziel heiligt ALLE Mittel!
Bekämpfe Feuer mir Feuer!

Wer die Wahrheit sieht wird nie mehr sehen wollen!
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  #35  
Alt 11.12.2008, 22:49
Jiushi Jiushi ist offline
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Lasst uns die Flamme aus Griechenland in die Welt tragen! Lasst sie zu einem Feuersturm werden!
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  #36  
Alt 11.12.2008, 23:41
vandenberg vandenberg ist offline
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@Jiushi: ich hätt gern die Quelle dazu? könntst Du die bitte liefern? Danke!
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  #37  
Alt 11.12.2008, 23:53
Skeptiker2 Skeptiker2 ist offline
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Von wegen militante Ausländer:

" 24. November 2008, 23:35
Strassenschlacht in Athen
Rechte, Migranten und Autonome beteiligt
...
Unter die Demonstranten mischten sich Rechtsradikale, die wahllos Migranten angriffen. Mehrere hundert linksgerichtete Autonome eilten daraufhin den bedrängten Ausländern zur Hilfe."

http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/...lacht_in_athen
__________________
"So wie wir unsere Kinder behandeln, so behandeln sie sich ein Leben lang"
von klein-klein-aktion.de

"Nur das Gefühl kann uns in entscheidenden Momenten des Lebens sagen, wo unser ureigener Weg ist. Mit dem Verstand alleine lässt er sich nicht finden."
von endlichleben.de.vu

"You can fix all the world's problem in a garden", Geoff Lawton, teacher for permaculture

Winnenden -Thread Teil I
Winnenden -Thread Teil II
Winnenden -Thread Teil III
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  #38  
Alt 12.12.2008, 01:13
aris7 aris7 ist offline
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Zitat:
Zitat von Jiushi
Lasst uns die Flamme aus Griechenland in die Welt tragen! Lasst sie zu einem Feuersturm werden!
In Madrid, Barcelona, Rom, Bologna und Koppenhagen geht es auch zur Sache.


Auf der folgenden Seite gibt es mehrere Verlinkungen auf griechische Zeitungen die es auch in englischer Sprache gibt.

http://www.athen.diplo.de/Vertretung...echenland.html
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  #39  
Alt 12.12.2008, 01:47
Jiushi Jiushi ist offline
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http://www.n-tv.de/1066174.html

Zitat:
Dienstag, 9. Dezember 2008
Tränengas in Athen
Nach der Schlacht ist vor der Schlacht

Von Kaspar Hofmann

Tränengas wäscht man besser nicht mit Wasser aus den Augen, sondern mit Milch. Zurzeit ist es gut, das zu wissen, wenn man in Griechenland lebt.

Athen, die Stadt, in der ich seit mehreren Jahren lebe und die ich sehr liebe, befindet sich in einer Art inoffiziellem Ausnahmezustand. Schwaden von Tränengas ziehen durch die Straßen; das Fernsehen berichtet von Kämpfen in allen größeren Städten des Landes. Obwohl fast alle Stadtteile zu fast allen Zeiten zu Fuß zu erreichen sind, muss man jeweils spontane Umwege einplanen, um eventuelle Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Die Situation ist nicht leicht zu überblicken.

Am Samstagabend hat ein Polizist, kaum mehr als fünf Minuten von meiner Wohnung entfernt, einen 15-jährigen Jungen, Alexis Grigoropoulos, erschossen. Die Polizei beschrieb den Jungen ursprünglich als einen Randalierer und die drei abgegebenen Schüsse als Selbstverteidigung. In beunruhigendem, da wechselndem, Zusammenklang mit den Zeugenaussagen hat sich diese Erklärung mittlerweile relativiert. Derzeit sieht es so aus, als hätten die staatlichen Sicherheitskräfte, oder genau genommen einer ihrer Angestellten, warum auch immer, bestenfalls zufällig, schlimmstenfalls vorsätzlich, ein Kind erschossen, und zwar möglicherweise gezielt, und, das ist inzwischen sicher, ohne ernsthafte Provokation. Die Proteste gingen noch am selben Abend los. Das war Samstagnacht.


Dienstagmittag: Brennende Mülltonnen am Exarcheia-Platz.Jetzt ist es Dienstagabend, und die Innenstadt Athens liegt, oberflächlich gesehen, in Trümmern. Es finden immer noch Straßenschlachten statt. Hin und wieder muss ich Schreibpausen machen, da Tränengas ins Zimmer dringt. In Sichtweite brennen Barrikaden aus Mülltonnen. Wie kann das sein? Es ist sicher kaum Platz hier, das genau zu erklären, aber es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass dies alles etwas komplizierter ist, als normalerweise berichtet wird, vor allem aber, dass das normale Erklärungsmuster, Chaoten gegen gesellschaftliche Ordnung, hier nicht greift.

So gut wie alle Griechen beanstanden ihre schlecht ausgebildete, unbefriedigend bezahlte und womöglich politisch teilweise von rechts unterwanderte, auf jeden Fall aber höchst inkompetente, Polizei. Etwa die Hälfte der Griechen beklagt gleichermaßen die noch inkompetentere und astronomisch korrupte konservative Regierung. Es ist durchaus relevant, dass jene Regierung seit geschlagenen 12 Monaten in einen Skandal nach dem nächsten verwickelt ist, vor allem im Zusammenhang mit illegalen Landverkäufen oder -täuschen mit Klöstern auf dem Berg Athos, die offenbar im großen Stil in internationale Finanzspekulationen involviert sind. Vor dem Hintergrund einer kriselnden Wirtschaft und der höchsten Jugendarbeitslosigkeit Europas haben sich offenbar fast alle Minister auf obszöne Weise an ihren Ämtern bereichert. Enthüllung über Enthüllung hat die Regierung unter Premierminister Kostas Karamanlis mit einer erstaunlichen, kalten und fetten Arroganz ausgesessen. Noch vor wenigen Wochen hat der mittlerweile zurückgetretene Marineminister Georgios Voulgarakis, dessen Familie anscheinend systematisch von eigenartigen und verfassungswidrigen Geschäften mit staatlichen Grundstücken profitiert hat, wörtlich gesagt: "Wenn es gegen das, was ich getan habe, kein Gesetz gibt, dann kann es auch nicht unmoralisch gewesen sein". Niemand rechnet mit einer Bestrafung der Verantwortlichen. Bis Samstag waren die Skandale das einzige Thema der Presse hier. Jetzt nicht mehr.

Hinzu kommt Griechenlands ebenso skandalöses Bildungssystem, vielleicht der Hauptgrund für die Perspektivlosigkeit und die resultierende Wut der jungen Leute. Griechenland gibt, obwohl reichstes Land auf dem Balkan, als einziges altes EU-Land, mehr Geld für die Armee als für die Bildung aus. Die unterfinanzierten Universitäten und Schulen leiden an allen erdenklichen Missständen. Reformen sind seit Jahren blockiert, und zwar einerseits sicher durch die weitgehend blockierende "Mitbestimmung" der weitgehend linkslastigen Studentenvertretungen, andererseits aber hauptsächlich durch schieren Geldmangel. Die Regierung hofft auf die Einführung privater Universitäten (bislang verboten), statt sich auf ihre Verantwortung für den Betrieb der Lehranstalten zu konzentrieren. Die jeweilige Opposition, ob rechts oder links, blockiert in der Regel jegliche Reformgesetze. Als Resultat haben die Schulen und Unis, unabhängig von der Qualität des Lehrpersonals und der Studenten, in etwa die Ausstattung und den Charme öffentlicher Toiletten in Afghanistan. Die Talente und Fähigkeiten einer ganzen Generation werden verschwendet.


In der Nähe des Polytechneio.Dazu kommt die sogenannte "anarchistische Tradition". Vor 35 Jahren, im November 1973, während der griechischen rechten Obristenregierung oder "Junta", die von 1967 bis 1974 herrschte, fand in der Polytechnischen Universität eine Studentenrebellion diverser linker und demokratischer Gruppierungen statt, die von der damaligen Polizei blutig niedergeschlagen wurde. Etwa 24 Menschen kamen dabei ums Leben; Polizisten waren nicht darunter. Nach Gründung des modernen griechischen demokratischen Staates, 1974, wurde vieles reformiert, aber eben nicht die Polizei. Sie gilt bis heute als Zuflucht für Rechtsradikale, und als weitgehend inkompetente Schlägertruppe. Die Polytechneio-Rebellion ist Gründungsmythos für alle linken Gruppen des Landes, von den Sozialdemokraten über gemäßigte Trotzkisten bis zu den Leninisten und gar Stalinisten - vor allem aber für die Anarchisten.

Und Exarcheia, der nördliche Teil des Athener Stadtzentrums, in dem sich das Polytechneio befindet, hat seit Jahrzehnten einen eigentümlichen Sonderstatus. Es ist zumeist ein friedlicher Stadtteil, ein Studentenviertel mit einem faszinierenden Kulturleben, aber eben zuzeiten auch gesetzlos. Nicht die Polizei hat hier das Sagen, sondern diverse anarchistische Gruppen, die jegliche staatliche Ordnung, besonders aber die Polizei und den allseits zitierten Kapitalismus ablehnen. Normalerweise halten sie die Gegend durchaus effizient von Drogen (nicht immer) und anderen Formen des organisierten Verbrechens frei. Für die Polizei ist es eine No-Go-Area, zumindest in Uniform, doch die Verbrechensrate ist nicht höher als anderswo in der Stadt, also sehr niedrig. Man hat sich arrangiert, das Viertel ist normalerweise ruhig, sein Sonderstatus erst auf den zweiten Blick erkennbar.

Am Rande des Viertels befinden sich das Polytechnikum, welches die Sicherheitskräfte laut Verfassung nicht betreten dürfen, daneben das Archäologische Nationalmuseum und das Kulturministerium. Zu allen Zeiten, Tag und Nacht, sind mehrere Busse mit Dutzenden Beamten der Sicherheitspolizei dort geparkt, und zwar seit Jahren. Offiziell schützen sie Museum und Ministerium, in Wirklichkeit sind sie wohl da, um das Polytechnikum, einen traditionellen Rückzugsort für Anarchisten und andere Demonstranten, zu bewachen. Unter den Augen jener Polizisten blüht ebenfalls seit Jahren eine offene Drogenszene. Abhängige sind natürlich leicht zu erkennen, aber selbst als normaler Passant kann man auch die Dealer beobachten, tagaus, tagein. Die Polizei greift niemals ein. Anwohner gehen davon aus, dass sie bestochen wird, aber man weiß es nicht. Als sich die Drogenszene im Sommer dieses Jahres bis ins Herz des Viertels, die Plateia Exarchion, ausgebreitet hatte, unternahm die Polizei, trotz vieler Appelle der Anwohner und lokalen Ladenbesitzer, gar nichts. Ende Oktober griffen letztendlich die Anarchisten ein, verprügelten ein paar Dealer und machten den Platz wieder für normale Menschen nutzbar. Niemand traut hier den Sicherheitskräften zu, im Interesse der Bevölkerung eine Ordnung herstellen oder erhalten zu können oder zu wollen; ganz real verdanken wir die Säuberung des Platzes den Anarchisten. Aktiv wird die Polizei fast nur während der diversen Unruhen, Streiks und Demonstrationen, die das Athener Leben durchaus mitprägen. "Aktiv" heißt, sie benutzt ihre Knüppel.

In diese Situation hinein ist, in eben diesem Viertel, der tödliche Schuss auf Alexis gefallen, wahrscheinlich nach einer rein verbalen Auseinandersetzung. Anders als beispielsweise die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Montag auf der Titelseite schrieb, war Alexis kein Randalierer, und der Polizist auch keinesfalls in einer Lage, die eine Verteidigung mit Waffengewalt erklären könnte. In einem Land und einer Lage, in der viele junge (und auch ältere) Menschen sich verraten und verkauft fühlen, und ihre Interessen nicht einmal ansatzweise vertreten sehen, war dies der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass einer ohnehin frustrierten und gewaltbereiten Minderheit überlaufen ließ, der aber auch in einem großen Teil der bürgerlichen Bevölkerung für Schock, vor allem aber große Wut, und somit auch für Verständnis für Gewalttätigkeiten, sorgt.


Wo kaufe ich jetzt meine Druckertinte?Die Unruhen am Samstag und Sonntag waren spontan. Sie spielten sich vor allem in Exarcheia selbst, um das Polytechnikum herum, ab, schritten dann aber auch ins Zentrum, vor allem in die schicke Einkaufsstraße Ermou fort, wo mehrere Bekleidungsgeschäfte ausbrannten. Im Laufe des Sonntags wurden vom Dach des Polytechnikums (wie gesagt, für die Polizei unbetretbar) Molotov-Cocktails in die Umgebung geworfen; viele Autos und mehrere Computergeschäfte, darunter das größte Athens, wurden zerstört, und auch einige Bankfilialen, Fast-Food-Restaurants und wenige kleine Läden, die sich in der unmittelbaren Nachbarschaft solcher Geschäfte befanden und wohl nicht gezielt angegriffen worden waren. Auf dem Alexandras-Boulevard, wo viele Studenten vor dem Polizeipräsidium demonstrierten, wurden auch einige Autohändler abgefackelt (Motorradhändler aber nicht - vielleicht gelten Motorräder als ausreichend subversiv?). Außerhalb des Polytechnikums sah ich am Montagmorgen den Besitzer eines ausgebrannten kleinen Modegeschäfts, der seinen Ärger und seine Not mit etwa 20 Anarchisten diskutierte. Um uns herum fand der ganz normale Einkaufsbetrieb statt.

Ich dachte, dass es nach diesen spontanen und sofortigen Äußerungen der kollektiven Wut ruhiger würde. Weit gefehlt!

Montagabend war eine große Demonstration aller linken Gruppen gegen die Erschießung von Alexi, vor allem aber gegen den Zustand der Polizei und der Regierung geplant. Ich habe daran eine zeitlang teilgenommen, da jene Belange auch für mein Dafürhalten weit im Argen liegen. Das war wohl ein Fehler.


Dienstagmorgen: Ausgebranntes Bankhaus am zentralen Universitätsplatz.Die Demonstration, sicher zu weit über 90 Prozent aus friedliebenden und gesetzestreuen, aber eben sehr betroffenen und wütenden Bürgern bestehend, wurde von Anfang an von professionellen Randalierern begleitet. Vermummt, mit Helmen und Motorradkleidung gerüstet, mit Hämmern, Knüppeln und Eisenstangen ausgestattet, griffen sie, trotz der durchaus nicht zustimmenden Rufe der Demonstranten, die Gebäude beiderseits des Marsches an. Anfangs konzentrierten sie sich wiederum auf Banken (meist mit Zustimmung, da viele Griechen das Rettungspaket, welches die Regierung den Banken aus Steuermitteln zur Verfügung stellt, als Diebstahl empfinden) und diverse Ministerien und Ämter, aber auch auf Zweigstellen internationaler Ketten, wie Starbucks, Nike oder H&M. Das hielt aber nicht lange an, bald zertrümmerten und verbrannten sie auch kleine mittelständische Geschäfte, Apotheken, Boutiquen und vor allem Elektronikläden. Mit untergehakten Armen versuchten viele Demonstranten anfangs, sich den Vandalen in den Weg zu stellen und ihnen den Schutz der Masse zu verweigern. Angriffe auf vor allem kleinere Geschäfte wurden auch mit Pfiffen und Flüchen kommentiert. Die Polizei hatte offenbar den Auftrag, nur das Parlament und den Amtssitz des Präsidenten zu schützen. Angeekelt von der Orgie der Zerstörung, und des allgegenwärtigen Tränengases müde, verließ ich, völlig ungehindert, die Demonstration. Auf dem Weg kam ich auch am Ort der tödlichen Schüsse vorbei, wo eine Gruppe von vielleicht dreißig Personen still trauerte. Kerzen und Blumen markieren den Ort, dazu viele Briefe, die in den Worten "kalo taxidi (gute Reise), Alexi" enden. Straßenschlachten gab es bis in die späte Nacht in der gesamten Innenstadt, auch in meinem Viertel, nach Exarcheia, kamen sie zurück. Das Tränengas war überall. Ich habe den Rest der Ereignisse mit Freunden im Fernsehen verfolgt, und zwar (da ich keinen Fernseher habe) in einem kleinen Café direkt am Exarcheia-Platz, das trotz der kaum 50 Meter entfernten Kämpfe, und auch trotz des immer wieder durch die Tür dringenden Tränengases als einziges in der Gegend nicht geschlossen hatte.

Gegen 23 Uhr versuchen ein paar vermummte Gestalten, die vor dem Café stehenden großen Blumenkübel mit Palmen und Sträuchern zu stehlen, um sie als Geschosse oder Barrikaden zu verwenden. Unglaublich in dieser chaotischen Nacht: Die Cafébesitzerin geht, unterstützt von mehreren Kunden, vor die Tür, um den Vermummten ruhig zu erklären, dass das ihre Pflanzen sind, und dass sie dort und nur dort hingehören, und dass man sich bitteschön anderswo versorgen möchte. Wortlos und unverrichteter Dinge ziehen sie davon.

Gleichzeitig nutzen bisher unsichtbare Elemente, die aber wohl weitgehend weder zu den Demonstranten noch zu den Vandalen zählen, das Chaos, um Geschäfte zu plündern. So mancher hart arbeitende Mittelständler hat am Montag seinen Lebensunterhalt verloren. Viele Angestellte werden monatelang kein Einkommen haben, da ihre Arbeitsplätze vorerst nicht mehr existieren.


Der Weihnachtsbaum vor dem Parlament ist verkohlt.Immer noch glaubten ich und auch meine griechischen Freunde, dass es nach diesen zweieinhalbtägigen Gewaltausbrüchen zu einer Beruhigung kommen mochte. Am Dienstagmorgen sah es auch so aus. Die Innenstadt ist übrigens weit weniger zerstört, als die Fernseh- und Zeitungsberichte in Griechenland und im Ausland darstellen. Ja, es sind zwei oder drei Bankgebäude teilweise ausgebrannt, und wohl über hundert Geschäfte wurden geplündert, und viele tausend Glasscheiben von Schaufenstern und Türen liegen in Scherben (ich habe noch nie so viele Glaser gesehen wie an diesem Morgen), aber Athen ist eine Fünf-Millionen-Stadt und hat dementsprechend viele tausend Geschäfte. Der Großteil der Stadt funktioniert tagsüber normal, trotz des verbrannten Weihnachtsbaums auf dem Syntagma-Platz. Zumindest heute Morgen war in der Innenstadt reger Einkaufsbetrieb. Vielleicht ist das die eigentliche Sensation. Diese dreitausendjährige Stadt hat durchaus schon Schlimmeres ausgestanden.

Am Nachmittag, während der Beerdigung des toten Schülers, mittlerweile ein inoffizieller Volksheld, sind wieder Straßenkämpfe ausgebrochen, unter anderem am zentralen Syntagmaplatz, um das Polytechnikum herum, in der Umgebung des vorstädtischen Friedhofes, auf dem Alexis nun liegt, und auch ab und an auf dem Alexandras-Boulevard, direkt unter meinem Fenster. Daher das Gas, das mich am Schreiben hindert. Der halboffizielle Obduktionsbericht behauptet, es sei nicht zu erkennen, ob die Kugel vor dem Eindringen in Alexis' Herz an der Straße oder einem Gebäude abgeprallt ist. Selbst konservative Griechen haben Schwierigkeiten, das zu glauben. Im Fernsehen ist klar zu sehen, wie Angehörige der Spezialeinheiten der Polizei "Warnschüsse" abgeben, und zwar mit scharfen Waffen. Erlaubt ist das nicht; gefährlich ist es, wie wir spätestens seit Samstag wissen, durchaus, und zwar nicht nur für die Demonstranten, sondern für das ganze Land. Unruhen gibt es auch in Thessaloniki im Norden, in Patras im Westen, auf Kreta im Süden, und in vielen weiteren Städten.


Dienstagmorgen: Dieser Busfahrkarten-Kiosk war offenbar ein Symbol des Kapitalismus.Während die Opposition ein totales Versagen der Regierung diagnostiziert, kündigen Regierungspolitiker und der Bürgermeister in den Medien "schärferes Vorgehen" an, als wollten sie die Situation weiter polarisieren, vielleicht um auf diesem Wege Zustimmung in der Bevölkerung aus dem Ärger über die andauernden Zerstörungen zu erzeugen. Trotz diverser Treffen des Präsidenten Karolos Papoulias mit den Repräsentanten aller Parteien sind weder die vielerseits erhofften Neuwahlen noch die Einrichtung einer zeitweisen Einheitsregierung aller Parteien, worauf viele hofften, angekündigt worden. Der Ausnahmezustand, Alptraum aller Griechen, die sich noch an die Militärdiktatur erinnern, aber auch nicht.

Ich erwarte eine unruhige Nacht. Am morgigen Mittwoch ist Generalstreik. Er ist schon lange geplant und bezog sich ursprünglich auf die wirtschaftliche Lage und den Korruptionsskandal. Das war einmal. Die Hauptthemen morgen werden Dinge wie die Forderung nach einer Polizeireform und die Unfähigkeit oder Unwilligkeit, die Städte des Landes vor Vandalen und Plünderung zu schützen. Wir können nur hoffen, dass die zentrale Kundgebung vor dem Parlament friedlich verläuft. Ähnlich wie nach den Waldbränden des vergangenen Jahres sind wohl die meisten Griechen traurig, erschrocken, besorgt, aber auch sehr wütend, teils über die Vandalen, teils über die Untätigkeit ihres Staates. Die Wälder waren allerdings nicht versichert. Das Herz des jungen Alexi auch nicht.

Gute Reise, Griechenland.

Bitte durchlesen erklärt viel!
__________________
Jiushi-Jiùshì-救世-chinesisch=Die Rettung der Welt/Die Erlösung/Das Heil

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  #40  
Alt 12.12.2008, 05:21
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Beiträge: 11
Standard @infokrieg-tv da ist zu wenig aktuelles auf eurer Titelseite

hat sich erledigt
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