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  #601  
Alt 25.10.2008, 21:29
Grilleau Grilleau ist offline
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BA geht mit Tricks gegen Hartz IV Widersprüche vor

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) versucht die Zahl der Widersprüche im SGB II zu reduzieren. Hartz IV Betroffene sollen keine Rechtsstaatlichkeit mehr erfahren.

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) versucht die Zahl der Widersprüche im SGB II zu reduzieren. Allerdings nicht durch bessere Arbeit, sondern durch üble Trickserei. Dort sind dann Leitlinien zu finden wie "Stattgaben im Klageverfahren sind auf 30 Prozent zu reduzieren" sowie "die Grundsicherungsstellen verringern die Erfolgsquoten von Klagen".

Besonders pikant ist diese Aussage: "Im Übrigen ist unter Wirtschaftlichkeitserwägungen darüber zu befinden, ob zu einem als rechtmäßig erkannten Bescheid ein Widerspruch gerechtfertigt oder der Widerspruchsführer eingeladen wird, um ihn unter Darlegung der Sach- und Rechtslage zur Rücknahme des Widerspruchs zu bewegen".

Die BA beklagt die hohe Zahl der Widersprüche (ca. 60 Prozent erfolgreich) und Klagen (ca. 50 Prozent erfolgreich). Angegebene interne Ursache u.a. die unzureichende Qualifikation. Das Gegensteuern besteht zum Teil aus Täuschung (hier genannt Beratung und Aufklärung) und Abschreckung/ "Bewegung" zur Rücknahme des Widspruches. Auf der Gesetzgebungsebene ist mittlerweile der Streitwert für LSG-Berufungen auf 750 Euros angehoben worden. Es wird diskutiert, eine höhere Eigenbeteligung bei der Beratungshilfe zu verlangen und eine Prozesssgebühr (75 Euro ?) von den ALG II Betroffenen zu kassieren.

Diese Unglaublichkeiten sollten eigentlich nicht an die Öffentlichkeit kommen, sondern nur intern angewiesen werden. Aber das Team der "Tacheles-Sozialhilfe e.V." konnte diese brisante Informationen rechergieren. Man darf gespannt sein, ob auch die "Mainstream" Presse dieses Thema aufgreift. Denn hier soll offenkundig die demokratische Rechtstaatlichkeit durch finstere Tricks untergraben werden. Als Beweis kann man sich die interne BA Weisungsmail als PDF Datei anschauen. (22.10.2008
http://www.harald-thome.de/media/fil...9_08_zu_WS.pdf
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  #602  
Alt 25.10.2008, 23:09
DerHammerderThor DerHammerderThor ist offline
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Wenn es ohne Probleme für einen selbst geschehen könnte, sollte man dieses ausdrucken un alle 100 Meter an die Bäume hängen, in jedes Schaufenster! Auch als (noch) Nichtbetroffener.
Keine Sorge, Merkel kriegt Deutschland schon kaputt.
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Es gibt nichts Totes auf der Welt, Hat alles sein Verstand, Es lebt das öde Felsenriff, Es lebt der dürre Sand.
Laß Deine Augen offen sein, Geschlossen Deinen Mund, Und wandle still, so werden Dir Geheime Dinge kund.
Dann weißt Du, was der Rabe ruft Und was die Eule singt, Aus jedes wesens Stimme Dir Ein lieber Gruß erklingt.
Hermann Löns

Denn alles, was auf Erden besteht, Besteht durch Ehre und Treue; Wer heute die alte Pflicht verrät, Verrät auch morgen die neue.
Adalbert Stifter

Wenn du kritisiert wirst, dann musst du irgend etwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat.
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  #603  
Alt 25.10.2008, 23:29
aristo aristo ist offline
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DerHammerderThor schrieb....

Zitat:
Keine Sorge, Merkel kriegt Deutschland schon kaputt.
Keine Sorge, ich werde das in meiner Macht stehende tun,
damit dies nicht passiert und Merkel in die Bedeutungslosigkeit
abtaucht und nur noch in der Aufzählung der deutschen
Kanzler erwähnt wird.
__________________
Unsichtbar wird der Wahnsinn, wenn er genügend große Ausmaße angenommen hat.

Bertolt Brecht
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Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat es gemacht.

Hilbert Meyer

No Merkel - No Panic "Kein Rechtsanspruch auf Demokratie für alle Ewigkeit" Angela Merkel

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  #604  
Alt 25.10.2008, 23:53
Sieben
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Zitat:
ich werde das in meiner Macht stehende tun
aja das kenn ich doch von diversen politikern , letztens wide von McCain gehört, so
und da wir uns nicht wirklich darauf velassen können deshalb gibts die NWO , die sichere nummer
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  #605  
Alt 25.10.2008, 23:57
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Und nichts desto Trotz sollte man nichts unversucht lassen.........
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  #606  
Alt 26.10.2008, 00:10
aristo aristo ist offline
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Zitat:
Zitat von Sieben
Zitat:
ich werde das in meiner Macht stehende tun
aja das kenn ich doch von diversen politikern , letztens wide von McCain gehört, so
und da wir uns nicht wirklich darauf velassen können deshalb gibts die NWO ,
die sichere nummer
Prinzipiell hast Du recht.

Doch das was ich tue unterscheidet sich schon mal in dem
Punkt WEIL ich kein Politiker bin.

Bislang sind es nur Nadelstiche. Doch tausende Nadeln
tun verdammt weh.
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  #607  
Alt 26.10.2008, 00:22
Sieben
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die heisst gar ned so

bei bild.de wissen die schon bescheid




wie war das nochmal, marx und merkels äääh engels entschuldigung :P
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  #608  
Alt 26.10.2008, 02:39
Sieben
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nicht richtig ?

oder ist es für die Damen und Herren so besser verständlich ?

Zitat:
Üben für die Weltregierung
DIE ZEIT, Ausgabe 44, 2008

Von Andrea Böhm | © DIE ZEIT, 23.10.2008 Nr. 44

Finanzcrash, Klimawandel, Nahrungsknappheit: Durch Krisen wächst die Menschheit zusammen. Endlich werden die Regeln der globalen Politik nicht mehr allein vom Westen bestimmt
http://www.zeit.de/2008/44/Wunschwel...r-Krise?page=1

wir werden bald sicherlich mehr dergleichen lesen

man soll ja die hoffnung nie aufgeben , ich wünsche noch viel vergnügen beim bekämpfen
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  #609  
Alt 28.10.2008, 09:22
Grilleau Grilleau ist offline
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Sozialraub - Analysen zur Politik des globalen Kapitals

Hartz IV - HIV
Rede von Ellen Diederich zum Hartz-IV-Hearing vor dem Düsseldorfer Landtag am 12.9.2008

Nimmt man die römische IV als Buchstaben, so heißt Hartz IV abgekürzt HIV. Es gibt durchaus Parallelen mit Aids - HIV – positiv und Hartz IV: Ausgrenzung, keine Zukunftsperspektiven, Verweigerung von Heilung, von bezahlbaren Lösungen. „Hartz IV“ heißt die neue Krankheit, die sich ab dem 1. Januar 2005 epidemieartig bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ausbreitet: Ursache: Soziale Ungerechtigkeit, Symptom: Armut.

Den Begriff Hartz IV Empfänger kann ich nicht ausstehen. Es erinnert an frühere Kirchen, in denen eine Holzpuppe mit schwarzer Haut und Turban mit einem Teller für Spenden stand. Wurde Geld hingelegt, nickte die Puppe. Besser gefällt mir: Hartz IV Abhängige!

Wenn ich von Hartz IV rede, weiß ich wovon. Vor fünf Jahren wurde ich erwerbs-, nicht arbeitslos. Darauf bestehe ich! Meine Erfahrung ist die: Lange – Zeit – Erwerbslos zu sein. Tag für Tag, Nacht für Nacht, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr.

„Was ist Hartz IV? Hartz IV ist offener Strafvollzug. Es ist die Beraubung von Freiheitsrechten. Hartz IV quält die Menschen, zerstört ihre Kreativität. Wir brauchen ein Recht auf Einkommen. Ein Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen.“ Sagt Götz W. Werner und fordert ein arbeitsunabhängiges Grundeinkommen. Ein Grund für die Zukunft: Das Grundeinkommen.

Die Stiftung, mit der ich viele Jahre zusammen gearbeitet habe, ist Pleite gegangen. Ich bin „zu alt“ für den Arbeitsmarkt, und habe viel zu viel subversive politische Arbeit gemacht, um eine bezahlte Arbeit zu finden. Gearbeitet habe ich immer, vor allem Friedensarbeit gemacht. Im Unterschied zur Arbeit mit dem Krieg wird Friedensarbeit schlecht oder gar nicht bezahlt. Für siebeneinhalt Monate habe ich nun eine ABM Stelle. Ich wusste gar nicht, dass es die noch gibt. Die Bezahlung ist 80% einer BAT 4b-Stelle. Meinen Arbeitsplatz, Büro, Miete, Strom, Telefon, Sachkosten muss ich selber von diesem Gehalt finanzieren.

Als Lang Zeit Erwerbslose bin ich mit der Situation von ständig steigender Armut wohl vertraut. Verarmung geschieht schleichend, greift immer tiefer in die Psyche und das Leben ein. Die Bedrohung der permanenten Reduzierung von Lebensmöglichkeiten schafft die Kälte einer undefinierbaren Angst, lässt die Wut einfrieren. Der Prozess wird täglich dadurch unterstützt, dass in den Medien so genannte „ExpertInnen“, ProfessorInnen, WissenschaftlerInnen – von denen wenige im Interesse der Betroffenen arbeiten über etwas reden – was sie nicht betrifft.

Wir, die wir in diesem Prozess sind, sind die Fachleute, können das viel besser beschreiben, was das ist: Armut in Deutschland.

Ich würde die so genannten ExpertInnen gerne mal mitnehmen in die Arbeitsagentur. Wo Menschen mit grauen Gesichtern in der Schlange vor und hinter mir stehen. Wo ich verzweifelt überlege, was ich da tun kann? Musik mitbringen? Tango tanzen? Clownin spielen, um die stundenlange Wartezeit zu verkürzen? Aus dem Leitfaden zum SGB II vorlesen, damit die Menschen über ihre Rechte informiert werden? Es ist der Ort, wo es keine Garderobenhaken gibt, man also im Winter in dicken Klamotten herumsteht, wo eine Stimme den Nachnamen ohne Herr oder Frau aufruft. Was sie dann, nachdem ich sehr vernehmlich protestiert habe, nicht mehr tut.

"Die Geschichte der neuen Exklusion beginnt bei und mit den Flüchtlingen, das Asyl-, das Flüchtlings- und Ausländerrecht war und ist ihr Exerzierfeld, dort wurden Rechtsverkürzung, Leistungsverkürzung, Ausgrenzung erstmals ausprobiert und praktiziert. Bei den Flüchtlingen wurde die Politik der Entsolidarisierung eingeübt, Opfer waren die Schwächsten der Schwachen. Seitdem folgen die anderen Schwachen." (Heribert Prantl, Kein schöner Land, zit. Nach Contraste, Juli/August 2005)

Ich lebe in Oberhausen. Die Stadt ist eine der ärmsten des Ruhrgebietes mit hoher Erwerbslosigkeit. Die Armut ist sichtbar. In meinem Stadtviertel Oberhausen Mitte leben inzwischen 48% der Kinder unterhalb der Armutsgrenze. Erinnern wir uns: 2% der Bevölkerung verfügt über die Hälfte des Vermögens in diesem Land.

Ich sammle Zeugnisse über die Anpassung der Medien und der Werbung an die Verarmung. „Essen sie sich reich! Hier sind die Brötchen einen Cent billiger“, wirbt eine Bäckerkette. „Wenn die Menschen kein Brot haben, sollen sie doch Burger essen – Deutschland braucht einen König!“ wirbt Burger King in Anlehnung an den berühmten Satz von Marie Antoinette, als sie den Hungermarsch auf Versailles ankommen sieht.

Ich bin Sozialwissenschaftlerin und Friedensarbeiterin, bin in vielen Kriegs- und Hungergebieten gewesen, kann die verschiedenen Formen von absoluter und relativer Armut gut unterscheiden. Ich habe gelernt zu beobachten und zu analysieren. Das kann ich. Alles analysieren. Ich weiß ja Bescheid. Warum das so ist und wie mit der Globalisierung. Wie es kommt, dass täglich mehr Menschen keine bezahlte Arbeit mehr haben. „Wenn man das weltweite Arbeitsvermögen betrachtet, so sind in den nächsten zehn Jahren etwa die Hälfte der Menschen überflüssige Menschen, die auf die eine oder andere Weise von diesem Planeten verschwinden müssen“, sagt die Ökonomin Susan George. Der Satz trifft mich wie ein Blitzschlag. Genau das geschieht ja längst. Durch die Verweigerung von Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, bezahlbaren Medikamenten, durch Krieg um Ressourcen, dem so viele Menschen in der Dritten Welt zum Opfer fallen. Bei uns geschieht das Verschwinden auch durch Erwerbslosigkeit. Die Lebenserwartung von Langzeiterwerbslosen liegt inzwischen um 7 Jahre unter der allgemeinen Lebenserwartung, sagt eine Studie der Humboldtuniversität.

Oft versuche ich, nicht daran zu denken, dass ich Hartz IV abhängig bin. Spüre es besonders im Winter. Heizen nur in einem Zimmer, und auch nur dann, wenn ich längere Zeit dort bin. Sitze im Mantel, Wolldecke über die Beine, dicke Socken, Handschuhe, wie sie die Marktfrauen tragen, in denen die Finger frei sind und warme Schuhe, wenn ich schreibe. Bin ich unterwegs bei einem Treffen in durchgängig geheizten Räumen, ist mir das fremd. Wundere mich nicht, dass ich immer weniger schlafen kann, nachdem einer der Briefe, die etwa 700.000 Menschen erreicht haben, auch bei mir in den Briefkasten flattert. Ihre Wohnung ist zu groß, zu teuer.

In sechs Monaten soll ich die Kosten senken, mit dem Vermieter verhandeln, dass er die Miete reduziert. Ich soll Fenster abdichten, Isolierungen einbauen, um Heizkosten zu sparen – das geht wunderbar von 345 Euro Hartz IV im Monat. Oder ich soll Untermieter aufnehmen. Oder ich soll in eine "angemessene" Wohnung einziehen: 45 Quadratmeter, 216 Euro Miete als Obergrenze.

Im Zusammenhang mit der Aufforderung, die Wohnungen zu räumen, hat die größte Vertreibungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland begonnen. Dabei ist eine Wohnung nicht ein Quadrat aus gemauerten Steinen, mit Tapeten bezogen, das beliebig gewechselt werden kann. Wohnen heißt, in einem Stadtteil zuhause zu sein, soziale Zusammenhänge zu haben. Offensichtlich aber sollen Stück für Stück Entscheidungsmöglichkeiten den Armen weggenommen werden, also auch die Entscheidung darüber, wo wir leben wollen.

Die Bedrohung durch die Enteignung des gelebten Lebens rückt näher. Seit ich diesen Brief bekommen habe, heißt Wohnen auch: Nächte ohne Schlaf, Erhöhung der Stromkosten, weil Radio oder Fernsehen laufen, um die bohrenden Gedanken zu übertönen. Wenn ich einschlafe, wache ich bald auf, weil Wellen von Angst durch den Körper gehen. Ich träume, dass ich losfahre mit einem Ziel, aber nie dort ankomme, sondern immer irgendwo lande, wohin ich gar nicht will. Ich fahre ans Meer und kann es nicht erreichen. Ich träume von zerbrochenen Brillen, ausgefallenen Zähnen, die ich nicht mehr ersetzen kann. Phantasien von Vertreibung, Flüchtlingsdasein, Obdachlosigkeit geistern durch die Träume. Ich, die ich so gut wie nie krank war, bin mit einem Mal dauernd krank. Ich tappe, wie so viele, die betroffen sind, in die Angstfalle. Doch meine Wut wächst.

Die Wellen von Angst, die durch den Körper gehen, vor der Bedrohung, die Wohnung zu verlieren und davor, von der Teilhabe am sozialen, kulturellen Leben ausgeschlossen zu sein, sind durch noch so viel Reflexion nicht wegzubringen. „Freiheit, Wecker, Freiheit, das heißt keine Angst haben vor nix und niemand“, sagt der Willy im Lied von Konstantin Wecker. „Angst essen Seele auf.“

In der letzten Woche gab es einen Forschungsbericht von zwei so genannten Experten der Universität Chemnitz. Ihre Namen spare ich aus, weil ich finde, wir sollten ihnen nicht noch mehr Popularität geben. Einer von ihnen lehrt, wie Börsenanlagen und Investment-Banking funktionieren. Dieser Bericht zusammen mit einer Sendereihe in Sat 1, in der Sozialfahnder auf der Suche nach BetrügerInnen sind, die zu Unrecht Hartz IV beziehen, löst eine beispiellose Hetzkampagne gegen Erwerbslose aus. Untersuchungen sagen, dass weniger als 2 Prozent der Hartz IV Abhängigen zu Unrecht Leistungen beziehen. Die subventionierten Betriebe wie Nokia, die Steuerflüchtlinge, die Reichen, die Steuererleichterungen haben, sind die wahren SozialhilfeempfängerInnen in großem Stil in diesem Land. Statt einer uns aufgezwungenen Neid Debatte ist es an der Zeit, eine Gierdebatte anzufangen und diese sozialen Verbrechen aufdecken.

Im Chemnitzer Bericht wird behauptet: 132 Euro im Monat reichen aus, um ein soziokulturelles Existenzminimum für einen Erwachsenen zu sichern. Kinder unter 14 Jahren können mit 79 EUR pro Monat auskommen. Das entspricht den Kosten einer Hundehaltung im Tierheim.

Die berechneten Kosten sind:
3.30 für Lebensmittel pro Tag
17 Euro für Kleidung und Schuhe im Monat, um 50% reduziert
0 Euro für Haushaltsstrom und Wohnungsinstandhaltung
Statt 25 € monatlich nur noch 7 € zum Ansparen für Haushaltsgeräte. Für eine Waschmaschine also 40 Jahre sparen.
Telefonkosten 2 € monatlich.
Freizeit, Unterhaltung, Kultur von 39 Euro, in dem der Schulbedarf für Kinder eingeschlossen ist, auf 1 Euro monatlich gekürzt.

Das scheint der Betrag zu sein, den diese beiden Menschen für Kultur ausgeben, anders kann man sich einen solchen Schwachsinn nicht erklären.

Wir sollten fordern, dass diese zwei Männer von morgen an für mindestens zwei Jahre von diesem Betrag leben und uns zeigen, wie es sich davon lebt.

Ich schätze das Buch von Gabi Gillen: „Hartz IV eine Abrechnung“ sehr. Dieses Buch hat ihre Position im WDR nachhaltig geschädigt. Das Buch durfte dort nicht erwähnt werden und sie muss seitdem ihre Sendungen abzeichnen lassen. In diesem Buch fragt sie:

„Wie und warum verschwindet der von uns allen erarbeitete Reichtum?" In Deutschland nahm das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen zwischen 1991 und 2000 um drei Milliarden Stunden ab. „Das könnte eine durchaus erfreuliche Tatsache sein, wenn die erhöhte Produktivität über Arbeitszeitverkürzungen bei vollem Lohnausgleich weitergehen würde. Stattdessen werden Menschen „freigesetzt“, und die anderen müssen sogar noch länger arbeiten, ohne Lohnausgleich.“ „Anders ausgedrückt: Das tatsächliche Wachstum der Wirtschaft wird von einer kleinen Schicht kassiert und von der großen Masse der Gesellschaft bezahlt – mit steigender Arbeitslosigkeit, insbesondere auch Jugendarbeitslosigkeit, Kinderarmut, mit sinkenden Realeinkommen, mit der Ausbreitung des Niedriglohnsektors und einer wachsenden Zahl von Sozialhilfeempfängern, mit Frühverrentungen und der Kürzung von Renten, mit Steuerentlastungen für die großen Unternehmen.

Das Ziel der Angriffe ist klar. Ihr und ich, wir sollen zugerichtet werden für die Zwecke der Wirtschaft. Die Kolonialisierung der Bevölkerung im eigenen Land. Die Verbilligung von Arbeitskräften, die Reduzierung oder Abschaffung von Sozialkosten, die Entrechtung derjenigen, die einen Arbeitsplatz haben, wie derjenigen, die einen Arbeitsplatz suchen. Die Entsorgung des ganzen Demokratie- und Solidaritätsklimbims. Zu wenig effektiv, zu teuer.

Anzuzeigen sind fortgesetzte tätliche Angriffe auf den Sozialstaat und die Demokratie. Gemeldet werden Angriffe auf Arbeitslose und Mittelstand, auf Kinder und Jugendliche, alte und kranke Menschen, auf Tarifverträge und Mitbestimmung, auf Pressefreiheit und Bürgerrechte“, so Gabi Gillen in ihrem Buch.

Um Menschen nicht verhungern zu lassen, wird auf private Wohltätigkeit gesetzt. Wir sind auf dem Weg in eine Vertafelung der Gesellschaft. Ich weiß, dass die Tafeln überlebensnotwendig für viele Menschen geworden sind. Aber sie sind keine Lösung. Wir tappen in die Wohltätigkeitsfalle. Politisch bin ich gegen die Tafel. Warum? Weil sie eine Notlösung sind, die nichts und gar nichts mit wirklichen Lösungen zu tun hat.

Unsere Vorschläge sind andere.

Die Grundentscheidung muss heißen: Auch wenn der Markt Menschen ausschließt, die zu arm sind, um Konsumenten zu sein, sind sie trotzdem Bürger und Bürgerinnen. Ernährung, Wohnung, Bildung, Gesundheit der Menschen dürfen nicht durch Marktmechanismen gefährdet sein. Es ist die Pflicht der Regierungen, Defizite auszugleichen.

Die sozialen Rechte, die wir hatten, die jetzt Stück für Stück vernichtet werden, waren keine Geschenke, sondern das Ergebnis der Kämpfe vieler Generationen mit unzähligen Opfern. Der Begriff soziale Gerechtigkeit ist ein Begriff der Französischen Revolution und der Arbeiterbewegung, die so sehr dafür gekämpft haben, die Misere sichtbar zu machen und zu verändern. Prekarität ist die Wegnahme erkämpfter sozialer Rechte, ein Ergebnis neoliberaler kapitalistischer Politik, die sich Frauen und Männer ohne Widerstand gefallen lassen sollen. Das werden wir nicht tun.

Im Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen die Dekade des Friedens ausgerufen. Basis der Dekade des Friedens ist die Forderung, dass jeder Mensch auf der Erde ein Anrecht auf Arbeit, Nahrung, Gesundheit, Bildung, Freiheit und Glück hat. Bei Pablo Neruda hieß das: „Ich möchte Erde, Feuer, Wasser, Brot, Zucker, Meer, Bücher, Heimat für alle.“

Lasst uns einen neuen Anstoß machen, ein Netzwerk der Erwerbsloseninitiativen aufzubauen. Die Überschrift kann bleiben: Statt Ich-AG’s also WirKollektive. Als wir begonnen haben, haben wir drei Kriterien entwickelt, an denen wir arbeiten wollen:

* Qualifizierung der Betroffenen in rechtlichen Fragen

* Selbstorganisation, um die Lage lebbar zu machen: Was sind Sokaufhäuser, Gemeinschaftswohnungen, Tauschringe, Flächen für den Anbau von Nahrung, Volksrestaurants und Essensversorgung in Schulen in unserem Sinne? Wir müssen nicht bei 0 anfangen, es gibt lange Traditionen, auf die wir uns besinnen können.

* Aktionen und die Entwicklung von politischen Strategien und Kultur

Kultur vor allem, es ist so viel verloren gegangen. Wenn eine Bewegung keine eigenständige Kultur, Lieder, Theaterstücke entwickelt, ist sie nicht lebendig. 1968 ist jetzt vierzig Jahre her. Ich gehöre zu den Achtundsechzigern. In diesem Jahr ist viel über 1968 und noch viel mehr Unfug darüber geredet worden. 1968 war in allererster Linie das Bewusstsein darüber: Wir werden die Welt verändern. Ernst aber nicht verbissen, mit viel Humor und lustvollem Spott.

Achtundsechzig, das ist das lustvolle Zähnefletschen
des Gespenstes der Freiheit, der nachhaltige Schrecken
für jede Art von Autoritäten und Bürokraten.
Widerstand ist das Geheimnis der Freude!

Lg
Grilleau
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  #610  
Alt 28.10.2008, 11:15
ANTIsamIT ANTIsamIT ist offline
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Grilleau schriebie Bedrohung durch die Enteignung des gelebten Lebens rückt näher. Seit ich diesen Brief bekommen habe, heißt Wohnen auch: Nächte ohne Schlaf, Erhöhung der Stromkosten, weil Radio oder Fernsehen laufen, um die bohrenden Gedanken zu übertönen. Wenn ich einschlafe, wache ich bald auf, weil Wellen von Angst durch den Körper gehen. Ich träume, dass ich losfahre mit einem Ziel, aber nie dort ankomme, sondern immer irgendwo lande, wohin ich gar nicht will. Ich fahre ans Meer und kann es nicht erreichen. Ich träume von zerbrochenen Brillen, ausgefallenen Zähnen, die ich nicht mehr ersetzen kann. Phantasien von Vertreibung, Flüchtlingsdasein, Obdachlosigkeit geistern durch die Träume. Ich, die ich so gut wie nie krank war, bin mit einem Mal dauernd krank. Ich tappe, wie so viele, die betroffen sind, in die Angstfalle. Doch meine Wut wächst.
MEINE WUT WACHST AUCH...
Danke für diesen,den Zusammenhang sehr gut darstellenden Bericht!
Der "Wahnsinn" hat schon lange Kalkül.
Ich halte es für möglich,das durch die immer stärker werdende
WELTWIRTSCHAFTSKRISE,das Ruder herumgerissen werden kann,da ja
die ganzen NÖTIGUNGEN am Volk durch die Regierung publik wird...
Jedoch meine Hoffnung wird getrübt,wenn ich sehe,wie gut gesichert
unsere Regierung in ihren "Festungen"haust...
WIR,das Volk müssen jetzt sehen,(jede Möglichkeit nutzen),um wieder
Menschliche bedingungen zu schaffen...!
Wir können das!
P.S. :Hut ab für deinen Einsatz in der Friedensarbeit ! -- l.G.,Michael
__________________
Die Guten müssen den Mut zu genügend Schlechtem finden, um gut genug gut sein zu können.
Mit zu vielen Skrupeln, wenn und abern, können die Bastarde und das Böse in der Welt nicht nachhaltig besiegt werden.
http://www.sgipt.org/politpsy/recht/tyrannm0.htm
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