Servus aus München!
Modedroge Spice enthält Haschisch-artigen Wirkstoff
Spice ist die neue Modedroge - doch Politiker und viele Experten rätseln, was sie so berauschend macht. Ein Frankfurter Labor hat jetzt ermittelt: Es sind keineswegs harmlose Biokräuter, sondern synthetische Cannabinoide. Suchtforscher sind alarmiert, ein Verbot rückt näher.
Marius* aus Köln lässt in Zukunft die Finger von Spice: "Ich hatte einen echten Höllentrip", sagt der 19-Jährige. Er wurde durch ein Plakat in einem Headshop auf die neue Kräutermischung aufmerksam. Der Verkäufer pries sie als "legalen Cannabisersatz" an. "Ich habe es dann in einer Bong geraucht und war anschließend fast 24 Stunden total benebelt. Ich bekam Herzrasen, Halluzinationen und hatte teilweise richtig Angst, dass der Rausch nicht mehr verschwinden wird."
Solche und ähnliche Berichte von Spice-Konsumenten gehen in letzter Zeit häufiger bei Ralf Wischnewski von der Drogenhilfe Köln ein. "Viele berichten uns auch von einer schweren Müdigkeit nach dem Konsum. Ein 16-Jähriger sprach von einem 18-stündigen Schlaf", sagt der Sozialpädagoge. Doch warum die Mischung aus acht abenteuerlich klingenden Pflanzen wie "Indian Warrior", "Wild Dagga" und "Sibirischer Löwenschwanz" die Konsumenten so benebelt, war auch ihm bisher nicht klar.
Selbst Sabine Bätzing, die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, scheint noch im Dunkeln zu tappen, wenn es aktuell um eine Gefahreneinschätzung geht. "Spice ist gefährlich, weil es unterschätzt wird", ließ sie verlauten - doch für ausführliche Interviews stand sie nicht zur Verfügung. "Man weiß einfach noch zu wenig über Spice, wir möchten die Droge nicht noch bekannter machen", bekam SPIEGEL ONLINE auf Anfrage mitgeteilt.
Was die Drogenbeauftragte und das Gesundheitsministerium mit all ihren zur Verfügung stehenden Instituten und Laboren in den vergangenen Monaten nicht herausfinden vermochten, wurde am Montag in Frankfurt präsentiert. Das Drogenreferat der Stadt Frankfurt hatte ein spezialisiertes Pharmaunternehmen beauftragt, die Wirkung zu untersuchen. Das Unternehmen "THC Pharm" stellt normalerweise medizinische Wirkstoffe aus der Cannabispflanze her - und fand in allen Spice-Proben die Chemikalie JWH018. Dabei handelt es sich um ein synthetisches, also künstlich hergestelltes Cannabinoid, das der Studie zufolge vier Mal stärker ist als der natürliche Cannabis-Wirkstoff THC.
"Diese Chemikalie erklärt zu 100 Prozent die Rauschzustände", sagt der medizinische Leiter Christian Steup. "Die Pflanzen haben nach meinen Analysen überhaupt keine Wirkung." Als problematisch sieht das Pharmaunternehmen auch die Reinheit des Stoffes, die in keiner Weise garantiert sei. Steup warnt: "Jeder Konsument ist im Prinzip ein Versuchskaninchen."
13-Jährige nach Spice-Konsum im Krankenhaus
Die Substanz werde vor allem in der Arzneimittelforschung eingesetzt, sagte Holger Rönitz, Mitarbeiter des Pharmaunternehmens. der Nachweis sei geglückt, weil das nicht gängige JWH018 wegen eines anderen Labor-Projektes zum Vergleich zur Verfügung gestanden habe.
Die Frankfurter Gesundheitsdezernentin Manuela Rottmann (Grüne) sagte, es sei gelungen, "die Nadel im Heuhaufen zu finden". Sie empfahl dem Bund, mögliche Gesetzesverstöße zu prüfen. Bislang fällt die Mischung weder unter das Betäubungsmittel- noch unter das Arzneimittelgesetz.
Für Insider der Branche war schon länger klar, dass die Kräuter mit Chemikalien vermischt werden. Der britische Spice-Hersteller "Psycho Deli" hat bisher hartnäckig alle Gerüchte über chemische Zusätze dementiert. Doch die Tatsache, dass eine rein pflanzliche Mischung einen deutlich stärkeren Rausch erzeugen sollte als eine starke Tüte Marihuana, machte viele skeptisch.
Weil Spice als Räuchermischung ähnlich wie Räucherstäbchen verkauft wird und nicht als Tabak, können theoretisch sogar Kinder legal an die berauschenden Kräuter kommen. Zwar steht auf den 20 bis 30 Euro teuren bunten Tüten, dass man den Inhalt nicht rauchen darf. Aber das ist nur ein offensichtlicher Trick, um die Päckchen verkehrsfähig zu machen. So konnte auch eine 13-Jährige aus dem bayerischen Bad Reichenhall mit ihren Freunden Spice in einer Wasserpfeife ausprobieren - mit dem Ergebnis, dass sie anschließend mit einem Kreislaufkollaps ins Krankenhaus musste.
"Suchtpotential können wir noch nicht abschätzen"
Wie gefährlich der Konsum von Spice wirklich ist, steht derzeit noch nicht endgültig fest. Eine vorläufige Analyse von Thomas Daldrup, Toxikologe der Uniklinik Düsseldorf, ergab aber, dass möglicherweise schon sehr geringe Mengen des Wirkstoffs zu Kreislauf- und Wahrnehmungsstörungen führen können.
"Ich möchte mir nicht vorstellen müssen, was zum Beispiel mit einem Kleinkind passieren könnte, das passiv diese hochwirksame Verbindung über den Rauch aufnimmt", sagt der Düsseldorfer Professor. Der Vertrieb müsse sofort gestoppt werden.
uch Suchtforscher wie Michael Musalek, Leiter des Wiener Anton-Proksch-Institutes, der größten Suchtklinik Europas, schlagen Alarm: "Wir müssen davon ausgehen, dass diese Substanz ein Abhängigkeitspotential hat. Wie hoch es ist, können wir noch nicht abschätzen, denn es braucht immer vier bis sechs Jahre Gebrauch, bis wir so viele Suchtpatienten haben, um genauere Aussagen zu machen."
Beim Suchtforscher Ulrich Zimmermann von der Technischen Universität Dresden meldete sich im November ein junger Mann, der nach eigenen Aussagen Spice seit über einem Jahr konsumiert und nun nicht mehr davon loskommt. Ein Angebot Zimmermanns, ihn zu behandeln, schlug der junge Mann aber aus.
Keine reine Jugenddroge
Spice ist seit Monaten heiß begehrt, in ganz Deutschland gibt es Lieferschwierigkeiten. Eine nicht repräsentative Umfrage des Schülerportals spickmich.de, an der fast 11.000 Jugendliche teilnahmen, hat ergeben, dass zwar 45 Prozent Spice kennen, aber lediglich zwei Prozent die Droge schon mal probiert haben und fünf Prozent den Kräuterrausch mal ausprobieren wollen.
Ein Spice-Verkäufer aus Düsseldorf bestätigt, dass die Altersspanne seiner Kunden von 14 bis ins Rentenalter reicht - wobei neuerdings der Hersteller die Verkäufer per Rundmail auffordert, Spice nicht mehr an Minderjährige zu verkaufen.
Ein gesetzliches Verbot von Spice dürfte nach der Analyse des Frankfurter Labors nun in greifbare Nähe gerückt sein, denn das Arzneimittelgesetz umfasst auch Substanzen, die das Bewusstsein verändern.
Aber selbst wenn man es verbietet, wäre das Problem nicht aus der Welt. Inzwischen gibt es viele Nachahmerprodukte, die nach Informationen von SPIEGEL ONLINE ebenfalls mit synthetischen Zusätzen angereichert werden. Ein Brancheninsider berichtet: "Wenn man einen dieser synthetischen Zusatzstoffe auf irgendeine Liste setzt, ist das den Herstellern egal - die haben noch mindestens 30 weitere synthetische Stoffe in der Schublade."
Quelle:
http://www.spiegel.de/schulspiegel/l...596518,00.html
Der Spiegel war und ist ein Desinformationsblatt.
Über die Gefahr die von Spice ausgeht, rate ich allen Eltern: Sachlich auf diese Gefährdung hinweisen!!!
Interessant ist die Verpackung mit dem bekannten Augensymbol!