Wieder ein sehr diverses Thema mit verschiedenen Meinungen.
Behauptung: Derjenige Mensch, der zu allem eine Distanz hat, auch zu sich selbst, der zeichnet sich meist durch fehlendes Mitgefühl aus. Für solche Menschen braucht man Moral.
Nun steht aber Mitgefühl in keinem hohen Ansehen. Das liegt daran, daß man das kaum noch verkaften kann in der heutigen Zeit. Denn man könnte schlecht draufkommen, wenn man Mitgefühl hat mit den Kriegstoten im Irak oder mit den hungernden Kindern in der Welt. Und gut drauf zu sein, das ist doch das Wichtigste, sonst hält man dich für einen Versager. Auch kann Mitgefühl zu Mitleid werden und schließlich in Selbstmitleid abkppen. Man muß also rechtzeitig merken, was da passiert. Nicht daß man noch zum Terroristen wird aus Mitgefühl.
Das mag witzig klingen, aber ich finde das sehr ernst.
Für Leute, die kein Mitgefühl entwickeln oder solche, die unter“zuviel” Mitleid leiden, gibt es die Moral. Sie können und sollen sich an der Moral festklammern. Moral geht immer mit Verboten einher. Ob man sie einhalten kann oder nicht ist aber eine andere Frage. So wird der moralische Mensch immer verdrängen. Er wird also immer ein “Sünder” bleiben, und Teile von sich verstecken müssen. Solche Menschen schreien laut auf, wenn man ihre Gesetzestexte oder ihre Bibeltexte hinterfragt. Sie stehen dann vor dem Nichts. Außerdem muß man sie agressiv machen. Zum Beispiel mit Kaffee und Bildzeitung. Sonst würden sie vermutlich nicht einmal etwas arbeiten. Man muß ihnen ständig sagen: Du sollst, du sollst.....
Nun ist es aber so, daß immer mehr Verbote eine immer mafiösere Gesellschaft zeitigen. Die Verdrängung wird also ausgebeutet. Und die Verdränger lassen sich gerne ausbeuten. Hauptsache sie können rechtbehalten, hauptsache ihre heile Welt bleibt intakt.
So ist es kaum verwunderlich, daß jemand kam, der sagte:
Die Moral ist für Sklaven geschaffen, für Wesen ohne Geist.
(Henry Miller, am. Philosoph und Erotik-Schriftst., 1891-1980, Von der Unmoral der Moral)
Und weiter ist es kein Wunder, daß der Vatikan diesen Schriftsteller auf den Index setzte. Denn die Moral ist sein Geschäft.
Angenommen, da kommt irgend so ein “Moralapostel”, und meint, dies und das wäre verachtenswert.
Nehmen wir beispielsweise die Alkoholprohibition in Amerika. Jeder hat die schönen Mafiafilme gesehen.
Was passiert?
Es gibt sofort einen Schwarzmakt, eine Mafia.
Mafia und Kirche zwei Seiten einer Madaille?
Vielleicht ist das nun ein Anstoß darüber nachzudenken, wie Moral wirkt. Denn Mitgefühl ist der wichtigere, der tiefere christliche Wert. Aber Mitgefühl kann leider durch Gesetze nicht geschaffen werden.
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Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl, Erziehung und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen Grundlage. Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht, durch Strafe und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssten. Es ist also verständlich, dass die Kirchen die Wissenschaft von jeher bekämpft und ihre Anhänger verfolgt haben.
(Albert Eistein, Physiker, 1879-1955)