Zitat:
Zitat von winfired
Wenn man Geld entzieht dann muß neues Geld in den Kreislauf eingespeist werden aber für das entzogene Geld müssen auch noch Zinsen bezahlt werden und die landen im Warenpreis. Zusätzlich muß ab einem gewissen Zeitpunkt dafür gesorgt werden das dieses Geld nicht mehr in Kaufkraft zurück kommt weil sonst der Markt in Inflation reagiert. Also braucht es dann Geldvernichtungsprojekte wie zum Beispiel Krieg!
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Sehr gutes, kompaktes Statement.
Das ist tatsächlich einer
der Punkte:
Es wird vom gemeinen Volkswirt nämlich tatsächlich behauptet: "Positiver Zins? Gar kein Problem! Denn: Wenn es kein (reales) Wachstum mehr geben könnte, dann würde auch der Zins automatisch auf Null sinken. Das heißt: Der Zins ist nur dann positiv, wenn es auch ein reales Wirtschaftswachstum gibt."
Klingt logisch, ist aber bei genauerer Betrachtung geradezu lächerlich falsch. Das Problem ist einmal mehr das
Geldbild. Wenn die spezifischen Eigenschaften des allgemein akzeptierten Tauschmittels und die Entstehung dessen nicht verstanden werden ("Geld ist einfach da." "Geld ist ein Schleier, der über der Realwirtschaft liegt." und ähnliches), dann kommt man tatsächlich zu diesen Aussagen (Zins nur dann positiv, wenn es auch ein positives Wirtschaftswachstum gibt).
In unserer Geldordnung ist es aber genau
nicht so. Das lässt sich anhand folgender, beinahe trivialer Einsicht belegen:
Angenommen die Wirtschaftsleistung würde eines schönen Tages tatsächlich nicht weiter wachsen können, dann müsste ja laut obiger Aussage der Zins auf Null sinken.
Aber
kann er das denn auch?
Nehmen wir also nun einfach einmal an, der Zins würde genau das machen, was die Volkswirte (in ihrem Geld- und Weltbild) von ihm als Regulativ erwarten: Er sinkt auf Null.
Die Folge?
Derjenige, der Geld übrig hat (nennen wir ihn X) und dieses Geld an einen anderen weiterverleiht (wir nennen ihn Y) bekommt am Ende des Kreditvertrages wieder exakt die Summe zurück, die er ursprünglich verliehen hat. Wenn es gut läuft und sein Schuldner (Y) nicht zwischendurch Pleite gemacht hat.
Das heißt also:
Fall A (Y nicht pleite): X bekommt all sein Geld wieder (genau die Ausgangssumme)
Fall B (Y pleite): X bekommt nichts oder nur einen Teil wieder.
Aber schauen wir uns an welche Option sich X noch bietet:
X behält sein Geld!
Dann hat er im Fall A: genausogut abgeschnitten wie oben.
im Fall B: besser abgeschnitten (denn Y schuldet ja nicht ihm, sondern irgendjemand anderem das Geld - wenn er welches bekommen hat).
Der potentielle Gläubiger X würde sich also IMMER für die Option Geld behalten entscheiden, da diese Option dominiert. Sie ist entweder mindestens genauso gut wie die andere oder besser.
Da man davon ausgehen muss, dass so gut wie jeder potentielle Gläubiger zu dieser Überlegung im Stande ist, muss man weiterhin davon ausgehen, dass Y zum eigentlich nötigen Zins NULL niemals Geld geliehen bekommen würde! Nun braucht Y aber dringend Geld und ist eben doch bereit einen positiven Zins zu zahlen, da er weiß, dass er sonst kein Geld bekommen würde. Die Folge? Der Zins sinkt nicht auf Null - sondern er wird immer mindestens die Höhe der "Liquiditätspräferenz" der potentiellen Gläubiger haben. Also die Höhe, die X überlegen lässt ob er lieber sein Geld sicher behält (liquide) oder ob er es mit einem Risiko weiterverleiht, dafür aber Zinsen erhält.
Der Zins
kann also gar nicht auf NULL sinken, da das Geld
verlustfrei gehortet werden kann.
Was lernen wir an der Stelle weiter daraus? Obwohl Gesamtwirtschaftlich der Zins nicht erwirtschaftet werden kann (denn er müsste eigentlich auf NULL gesunken sein), bleibt der Zins weiterhin positiv und lässt die Geld-/Schuldenmenge weiterhin exponentiell ansteigen.
Eigentlich alles irgendwie ziemlich simpel, oder?
Würden diese Überlegung (die wie ich finde wirklich banal ist) Politiker, Journalisten, Volkswirte und andere sog. Experten verstehen --> wir müssten längst landesweit ein Geld eingeführt haben, das nicht mehr diese tödliche Dynamik der automatischen exponentiellen Geldmengenausweitung in sich birgt.
@thrive
Womit wir eigentlich auch bei deinem Punkt 3 angekommen sind:
Der Ingenieur würde sich eventuell für das "Freigeld-Land" entscheiden, da er verstanden hat (vielleicht durch eine entsprechende Ausbildung im Fach "Geldordnung" in der Schulde), dass das Freigeld-Land keine Kriege führen
muss allein aufgrund der spezifischen Struktur der Geldordnung.
Je nach Bewusstseinsstand entscheidet man sich dann für 100m² mehr Wohnfläche und den Dritt-Wagen (mglw. durch leistungsloses Zins-Einkommen erworben) und lebt lieber im "Freigeld-Land".
Wobei man mit einiger Sicherheit sagen kann, dass überhaupt nicht auf Komfort und Lebensqualität verzichtet werden muss. Nicht einmal unbedingt auf materielle Güter...
Was wohl richtig ist, ist dass die Mega-Reichen nicht mehr automatisch zu Super-Ultra-Mega-Reichen werden. Aber so schlimm finde ich das gar nicht.