Anfrage im Januar 2007 an Frau
Bärbel Höhn MdB
Stellv. Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag
Mitglied im Ausschuss
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
bezüglich der Klimawirksamkeit des Flugverkehrs, insbesondere das Einbringen von zusätzlichen Stoffen, um diese bewusst zu beeinflussen!
Hier die Antwort:
Sehr geehrter Herr ...,
im Namen von Frau Höhn vielen Dank für Ihre Email und Ihre Anmerkungen.
Grundsätzlich ist Fliegen schädlich für das Klima. Insofern sollten alle
- Frau Höhn genauso wie wir - versuchen, Flüge zu vermeiden wo es geht.
Leider gelingt dies in der Praxis nicht immer. Wenn Frau Höhn den
Flieger nutzt, wird von ihr bei Atomosfair
www.atmosfair.de ein für
die Strecke ausreichendes Emissionszertifikat gekauft. Das dorthin
gezahlte Geld wird in Klimaschutzprojekte, insbesondere den Ausbau
erneuerbarer Energien investiert und sorgt so dafür, dass der Flug
CO2-neutral bleibt.
Zu dem Problem des Schwefeldioxids können wir Ihnen derzeit keine
Antwort geben, geben Ihr Schreiben aber gerne zur Beantwortung weiter an
die zuständigen Abgeordneten bzw. Referenten der grünen Bundestagsfraktion.
Mit besten Grüßen aus Berlin
i. A. Elke Mohrbach
Elke Mohrbach
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Büro Bärbel Höhn MdB
Stellv. Fraktionsvorsitzende
Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag
Mitglied im Ausschuss
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
und hier eine 2., detailiertere Antwort:
Sehr geehrter Herr ...,
nochmals vielen Dank für Ihre mail vom 16.1.2007. Frau Höhn hat mich gebeten,
auf Ihre Ausführungen etwas näher einzugehen.
Zunächst einmal stime ich Ihnen eindeutig zu, dass der Flugverkehr in
vielfältiger Weise umwelt- und insbesondere klimaschädlich ist. Dafür sind
nicht nur der CO2-Ausstoß infolge der Verbrennung des Kerosins
verantwortlich, sondern auch diverse weitere Faktoren: Zum Treibhauseffekt
trägt auch der Ausstoß von Stickoxiden und Wasserdampf bei. Weitere
klimaschädigende Flugzeugabgase sind Kohlenmonoxid, unverbrannte
Kohlenwasserstoffe, Schwefeldioxid und Ruß. Außerdem wirken sich die
Schadstoffe des Luftverkehrs in den besonders empfindlichen Schichten der
Erdatmosphäre sehr viel nachteiliger als am Boden aus. Einen wesentlichen
Beitrag zum Treibhauseffekt liefern zudem die von Ihnen auch angesprochenen
Kondensstreifen und Zirruswolken, die sich aus dem Wasserdampf der Abgase und
der Umgebungsluft bilden.
Über den Beitrag des weltweiten Luftverkehrs am globalen Treibhauseffekt
liegen unterschiedliche wissenschaftliche Erkenntnisse vor. Aktuelle
Forschungsergebnisse im Auftrag der EU-Kommission deuten darauf hin, dass der
Luftverkehr heute aufgrund des Luftverkehrswachstums, vor allem aber wegen
der erwähnten Zirruswolken bis zu 9 % der gesamten anthropogenen Klimawirkung
ausmachen kann.
Nun zu dem von Ihnen zitierten Vorschlag der künstlichen Einbringung von
Schwefel in die Atmosphäre. Es gibt verschiedene Konzepte dieser Art, durch
ein solches
Geo-engineering direkten Einfluß auf den Klimawandel zu nehmen.
Ich stehe solchen Vorschlägen sehr skeptisch und ablehnend gegenüber, selbst
wenn viele von ihnen auf richtigen und nachvollziehbaren technischen bzw.
naturwissenschaftlichen Grundannahmen beruhen. Ich halte es aber für
unmöglich, derartige Maßnahmen im erforderlichen Umfang durchzuführen, um
spürbaren Erfolg beim Kampf gegen den Klimawandel zu erzielen. Zumal es sich
dabei um einen klassischen "End-of-the-pipe"-Ansatz handelt, also das
Beseitigen eines Problems, nachdem es entstanden ist. Wir ziehen es vor, an
den Ursachen anzusetzen, und Probleme gar nicht erst entstehen zu lassen.
Und das heißt in der Klimapolitik, sowohl mit Blick auf die Energieerzeugung
oder als auch auf den Flugverkehr: Vermeidung von Emissionen, Energie- und
Treibstoffsparen, höhere Effizienz bei der Erzeugung und bei den Motoren,
verringerte Nutzung von Energie und vom Verkehrsmittel Flugzeug, mehr
erneuerbare Energien und alternative Treibstoffe.
Wir setzen uns mit ganzer Kraft für eine Politik des Klimaschutzes ein, die
all die eben genannten Dinge massiv fördert und verstärkt. Nur so haben wir
eine Chance, der gewaltigen Herausforderung des Klimaschutzes gerecht zu
werden.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Stefffe
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Frank Steffe
Referent für Klimaschutz, Internationale Umweltpolitik
und fiskalische Instrumente der Umweltpolitik
Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen
Deutscher Bundestag
11011 Berlin
Tel. 030/227-52314
Fax 030/227-56214
e-mail:
frank.steffe@gruene-bundestag.de
Anmerkung von mir:
War zwar nicht ganz auf die Frage Stellung bezogen, aber immerhin eine Antwort. Natürlich haben die Politiker für sowas ihre Garde und antworten nicht selbst!