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  #1  
Alt 22.11.2008, 19:49
oetiger oetiger ist offline
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Registriert seit: 22.11.2008
Beiträge: 2
Standard "EU-Angebot an Obama"



Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!

Soll man das System gefährden?
Da muss eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Und wenn Kurse wieder steigen,
fängt von vorne an der Reigen -
ist halt Umverteilung pur,
stets in eine Richtung nur.

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "Die Weltbühne"[/img]
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  #2  
Alt 22.11.2008, 22:34
x x ist offline
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Infokrieger
 
Registriert seit: 05.04.2008
Beiträge: 322
Standard Re: "EU-Angebot an Obama"

Zitat:
Zitat von oetiger
Kurt Tucholsky, 1930, veröffentlicht in "Die Weltbühne"
soviel ich weiss, ist das ein fake. wurde nie von kurt tucholsky geschrieben.

erinnert mich an das stück "nebelpisser" das vor ein paar jahren kursierte und sich im nachhinein auch als (allerdings guter) fake herausstellte


Die Nebelpisser
rotten sich in Gruppen zusammen,
kleiden sich bunt
und springen zur Musik.

Die Nebelpisser
haben immerwährende Coolness
und trendgerechten Atheismus zum Prinzip erhoben
und zeigen ihre Perlweißen,
so oft es geht.

Die Nebelpisser
treffen andere Nebelpisser,
tauschen Handynummern aus,
gratulieren sich gegenseitig zu den Blockaden in ihren Köpfen,
ficken
und produzieren neue Nebelpisser.

Die Nebelpisser
macht es traurig,
wenn der Fernseher ihnen hungernde Negerkinder zeigt,
aber sobald das Hauptabendprogramm einsetzt,
sind sie wieder Nebelpisser.

Die Nebelpisser
wissen alles über
wer mit wem ...
wer zuviel ...
und wer nicht ...
aber wenn man sie nach dem Warum fragt,
sind sie Nebelpisser.

Die Nebelpisser
finden den Morgen schön
und springen energiegeladen aus dem Bett,
weil sie Nebelpisser sind.

Die Nebelpisser
finden Blümchentapeten toll
und beten Sofabezüge an,
weil sie Nebelpisser sind.

Nebelpisser
betrügen Nebelpisser mit anderen Nebelpisser und heulen sich dann an Schultern exklusiver Nebelpisser aus,
weil sie Nebelpisser sind und das nie erkennen werden.

Nebelpisser
haben die Arroganz des nebelpissenden Individuums in der nebelpissenden Masse.
Ihr Selbstvertrauen ist bewundernswert,
bedenkt man was sie sind.

Nebelpisser
plappern die abgedroschenen Phrasen anderer Nebelpisser nach
und sind so rundherum mit sich zufrieden,
dass ihnen die Sonne aus dem Arsch scheint.

Nebelpisser
sind erst dann glücklich,
wenn sie kirchlich getraut werden
und andere Nebelpisser hinter vorgehaltener Hand über einen lästern können.

Nebelpisser
sind austauschbar.
Du kannst problemlos einen von ihnen killen und ihn durch zwei andere ersetzen.
Das fällt nicht auf.

Nebelpisser
versuchen allesamt, sich durch geringfügige, rudimentäre Dinge zu unterscheiden
und genau das macht sie austauschbar.

Wenn ein Nebelpisser
mal nicht hirnlos grinst
wie eine von Syphillis gebeutelte Wunderkerze,
dann fragen ihn andere Nebelpisser,
ob seine Mutter gestorben ist.

Nebelpisser
betreiben Sport,
machen Diäten
und geben Millionen aus
um ewig jung zu bleiben,
weil sie Nebelpisser sind.

Nebelpisser
sind genormt
und wer aus der Nebelpissernorm fällt,
den fürchten sie.

Nebelpisser
trinken ungefährlichen Kaffe,
hin und wieder ein Glas Wein
und lassen sich alle zehn Jahre mal eine Zigarette anbieten,
während sie sich Krawatten umbinden,
ihre Kleider bügeln
und sterben.

Selbst da grinsen sie noch,
weil sie so ein glückliches
Nebelpisserleben
hatten
__________________
nicht einlullen lassen!
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  #3  
Alt 08.12.2008, 19:27
whistleblower whistleblower ist offline
Benutzer
Infokrieger
 
Registriert seit: 08.12.2008
Beiträge: 34
Standard

Zitat:
Das Gedicht ist weder von Tucholsky noch aus dem Jahr 1930. Es stammt vielmehr aus dem September 2008 und aus der Feder des Österreichers Richard Kerschhofer.

Auf FPÖ-naher Seite publiziert

Kerschhofer hatte das Gedicht Ende September in dem konservativen Wochenmagazin „Preußische Allgemeine Zeitung“ sowie auf der Homepage der FPÖ-nahen „Genius-Gesellschaft“publiziert. Von dort wurde es unter anderem auf eine deutsche Homepage kopiert und dort neben ein Gedicht von Tucholsky gestellt. Ein Leser dieser Homepage nahm daher fälschlicherweise an, dass auch Kerschhofers Gedicht von Tucholsky stammt, und stellte es Mitte Oktober auf die Kommentarseite der deutschen Zeitung „Die Zeit“ (Der Weg des Gedichts: sudelblog.de). Dies dürfte der Anfang der rasanten Vermehrung im Internet gewesen sein. So fand Google Donnerstagmittag noch knapp 4000 Einträge bei der Suche nach dem ersten Satz des Gedichts. Wenige Stunden später waren es bereits über 10.000.

Offene Ohren fand das Gedicht vor allem bei linksgerichteten Kapitalismuskritikern. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass laut dem Gedicht das Finanzsystem aufgrund der „Spekulantenbrut“ eine Umverteilung nach oben bewirkt, für die der „kleine Mann zu blechen hat“. Der Urheber ist politisch jedoch eher auf der anderen Seite zu finden. „Ich bin sicher kein Linker. Und ich fand es zuerst unglaublich, dass diese es sofort für sich reklamiert haben“, sagt Kerschhofer im Gespräch mit der „Presse“. Für ihn sei es nun aber eine „Genugtuung“, dass sein Gedicht – wenn auch unter falscher Urheberschaft – so große Berühmtheit erlangt hat.

„Oft werden meine Gedichte ja nicht gedruckt, weil ich mich nicht an die Political Correctness halte“, meint der 69-jährige pensionierte Betriebswirt, der unter anderem für die eher rechtsgerichtete „Zeitbühne“ oder die „Wiener Zeitung“ Gastkommentare schreibt. Dass man sein Gedicht für ein Werk Tucholskys gehalten hatte, wundert ihn: „So wurde das Wort Derivat – das ich in meinem Gedicht verwende – damals ja noch nicht in diesem Zusammenhang verwendet. Man sieht, dass man nicht alles aus dem Internet glauben darf.“
Quelle: http://diepresse.com/home/wirtschaft...26781/index.do
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