HI erstmal
Also, zur erklärung. Ich war vor einpaar Jahren auf einer Abendschule in einem Vorkurs und hatte dort recht wenig unterricht. Oder besser gesagt, keinen vorgesetzten Unterricht + einen guten Lehrer, der ein was wirkliches lehren wollte
Dieser Lehrer ist Stern leser und hatte uns eine Serie kopiert, in der die wichtigen Punkte Deutschlands zusammengefasst wurden. Ich stehe den Stern wie jeden großen Blatt zwar kritisch gegenüber, finde die zusammenfassung aber soweit gut, also lesenswert. Wenn man sich das mal vor Augen hält, kann man sogar zur heutigen Zeit Parallen ziehen...
Ich habe einige Dinge rausgeschrieben und füge diese nunmal hier ein...
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Der Mann der den Kaiser kaufte.
Sie sind die größte Geldmacht des 16.Jahrhunderts. DIE FUGGER handeln mit Gold, Silber und Kupfer und bestimmen darüber, wer die Macht hat im Reich.
Der Tag der Entscheidung ist ein Dienstag. Die Kurfürsten des Heiligen Römischen Reichs haben sich im Dom zu Frankfurt versammelt. in der Wahlkapelle beraten sie, wer künftig die Kaiserkrone tragen soll. Zur Wahl stehen am 28. Juni 1519 Franz, König von Frankreich, und der spanische König Karl aus der Dynastie der Habsburger. Zwar unterstützen einige deutsche Fürsten und der Papst den französischen König. Hinter Karl aber steht der reichste Mann des Reichs: der Augsburger Unternehmer Jakob Fugger. 851.918 Gulden hat Fugger für die Wahl seines Favoriten aufgebracht, den Großteil als Bestechungsgeld. Das erleichtert den Kurfürsten die Entscheidung. Die Glocken läuten, die Orgel stimmt, das "Te Duem" an, Karl ist Kaiser. Jakob Fugger ist auf dem Höhepunkt seines Erfolges angekommen, er hat den Kaiser gekauft: "Wenn ich allein nicht gewesen wäre mit Darstrecken meines Geldes, Trauen und Glauben, es möchte vielleicht anders gehandelt worden." Nur zwei Generationen hat es gedauert, bis aus dem Augsburger Webergeschäft Fugger ein Weltkonzern geworden ist. 1473 hatten die Fugger Geschäftsbeziehungen mit der Kaiserfamilie der Habsburger eingefädelt, die ständig pleite ist. Die Fugger erwähren den Habsburgern Kredite und lassen sich als Sicherheit Bergwerke, Handelsprivilegien oder Land überschreiben. Geradezu abhängig ist die Kaiserfamilie vom Augsbruger Geld, bald leihen auch andere Fürsten und sogar der Papst bei den Fuggern.
Die brechen schnell alle Rekorde: Sie sind einer der größten Grundbesitzer im Reich, die bedeutsamsten Bankiers der Welt, das größte Handelshaus, sind Waffenproduzenten, Münzverwalter. Sämtliche Silbergruben des Alpenraumes unterstehen den Fuggern, und sie haben faktisch das Kupfermonopol in Europa. Ein Netz von Niederlassungen überzieht den Kontinent: in Lissabon, Hamburg, Kiew, Saragossa, Antwerpen, Helsingör, Danzig, Wien und mehr als 50 weiteren Orten.
Der Konzern ist eine politische Großmacht. An seinen Krediten hängt die Karriere vieler Fürsten. Auch die von Albrecht von Brandenburg, der 1515 Erzbischof von Mainz werden will, aber schon zwei Bischofstitel hat. Die päpstliche Genehmigung für die Ämterhäufung kostet Geld, die Fugger leihen 29.000 Gulden. Für die Rückzahlung aber sorgen die Glaübigen: Der Papst schreibt einen Ablassbrief aus, Prediger wie Johann Tetzel ziehen durch's Land, verkaufen mit Heilversprechen und Drohungen das Dokument, das die Sünden erlassen soll, doch dabei die Kasse der Fugger füllt. Das ist der Funke, der Martin Luthers Wut auf das korrupte Kirchensystem explodieren lässt.
Jakob Fuggers Wahlhilfe für Karl V. zahlt sich nicht lange aus: Die Reformation schwächt die Habsburger. Die Augsburger bleiben auf ihren Schulden sitzen, die Verluste gehen in Millionen. Mit den Religionskämpfen in Europa ist auch die Zeit der Fugger vorbei. Das Unternehmen "gilt" seit 1657 als erloschen.
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Am 25. November 1355 steht Karl IV. mit seinem Gefolge endlich vor den Sadtmauern Nürnbergs - zehn Tage nach der geplanten Eröffnung seines Reichtages. In der Handelsstadt, dem Zentrum zwischen Ost und West, Nord und Süd, will er sein ehrgeizigtes Projekt verabschieden. Sein Reich braucht eine Verfasung. Die Königswahl muss klar geregelt werden, kein Herrscher soll sich mehr mit Gegenkönigen abmühen müssen und vor allem: Nie wieder soll ein deutscher König gezwungen sein, nach Rom zu pilgern, um vom ungeliebten Pontifex zum Kaiser gesalbt zu werden.
Diese Demütigende Tortur hat der 39-jährige aus dem Hause der Luxemburger gerade hinter sich. Auf Trampelpfaden hatte er sich über die Alpen geqüalt, die italienischen Fürsten bestochen, endlich Rom erreicht, dort inkognito als Pilger verhandelt - capu mundi, das haupt der Welt, war ziwschenzeitlich arg heruntergekommen. Schlißlich, am Ostersonntag, man schrieb den 5 April 1355 nach der Zeitenwende, hatte er die Kaiserweihe vom Papst empfangen, bevor er sich nach einem üppigen Gelage auf dem Weg nach Norden machte. Und wer, wenn nicht er, sollte nun die dringend notwendigen Reformen durchsetzen? Unangefochten steht Karl an der Spitze des Heiligen Römischen Reiches, jenes riesigen mitteleuropäischen Staatsgebildes, in dem die Deutsche Nation lebt.
Karls Rezidenzstadt Prag blüht auf. Der Palast auf dem Hradschin wird erweitert, der Bau einer weiteren Burg ist beschlossen - später werden hier die Reichsinignien Reichsapfel, Krone, die Lanze mit dem Nagel vom kreuze Christi aufbewahrt, Karl hat sogar eigenständig im März 1348 vor versammelter Fürstenschaft den grundstein zum Bau einer neuen Stadtmauer gelegt und damit Prag flugs um das Dreichfache erweitert. Jeder, der in den neuen Vierteln ein steinernes Haus baut, erhält 12 Jahre Steuerfrei.
Nur einen Monat später gründet er in Prag die erste Universität nördlich der Alpen - und damit auch die erste deutsche Hochschule: Junge Männer aus Böhmen, aus Mähren, aus Bayern studieren hier Theologie und Recht. (Kreuz und Krone)
Karl ist der mächtigste deutsche Herrscher seit Jahrzehnten. Auf dem Reichstag in Nürnberg will er diese Stärke zu Pergament bringen. Die Stadt ist gerüstet. Seit Wochen strömen die Gesandten an die Pegniz: die mächtigen Erzbischöfe aus Trier sollten Ottos Nachfolger den Kaisertitel gegen alle Anfechtungen behaupten. Aber enstand damit Deutschland? Nein. Noch sahen sich die Adeligen als Bayern, Sachsen oder Alemannen. Die Bauern scherten solche Gedanken eh wenig. Das mittelalterliche Reich war quasi eine frühform der heutigen Europäischen Union: ein loser Verbund mit mehreren Sprachen ohne starke eigene Identität.
Wenn es den gemeinsamen Interessen entsprach, raufte man sich zusammen. Ansonsten waren jedem Fürsten Ländereien die nächsten. Ohnehin sprach noch keiner von "Deutschland" oder den "Deutschen". Erst Jahrzehnte nach Otto kam das Wort "teutonicus" als lateinischer Sprachimport aus Italien die Regionen nördlich der Alpen, und es sollte noch ein Jahrhundert dauern, bis sich der Begriff "regnum teutonicum", also "Deutsche Reich" beispielsweise in päpstlicher Urkunden ethabliert hatte.
Wichtiger war Otto wie seinen Nachfolger ohnehin der römische Kaisertitel. Die Kaiserwürde machte ihn zum Schutzherrn über die Christenheit, stellte ihn über die anderen europäischen Monarchen - und vor allem: schob das Jüngste Gericht einwenig hinaus. Den damaligen Glauben zufolge drohte nach dem Untergang des vierten Weltreiches der Antichrist die Erde zubetreten. Babylon, Persien und Griechenland waren vergangen. Existierte das römische Reich samt Kaiser aber fort, konnte dieser unangenehme Besuch erst einmal verschmieden werden.
Otto starb 973, nach seiner Zeitgenossen befanden, er sei "der Große". Die Stabwechsel an Sohn und schlißlich Enkel (beide ebenballs auf Otto getauft, daher später "Ottonen") ging mehr und minder problemlos vonstatten, doch schon bald zeigte sich das Manko des Reiches: Es war eben kein Nationalstaat, und es gab auch keine dominierende Sippe wie etwa in Frankreich. Als einer der Mannen aus dem Hause Otto kinderlos blieb, griff eine neue Herrscherdynastie nach Zepter und Krone. Nach ihrer Herrkunft aus dem Stamm der Salfranken im Südwesten wurden sie später als "Salier" bekannt.
Erst einmal änderte sich wenig. Konrad II., ein Recke von zwei Metern, galt als "idiota". Das war wenig erstaunlich, bedeutete es doch schlicht, dass der neue Herrscher ähnlich wie viele Vorgänger weder lesen noch schreiben konnte. Ihn plagten drei bekannte Sorgen: Erstens: die Macht sichern, wo es keine abgegrenzten Terrotorien gab, sondern nur persönliche Loyalität. Zweitens: den Papst in Schach halten, der sich immer einmischen wollte. Und vor allem drittens: einen männlichen erben zeugen und ihn anschließend irgendwie zum König wählen lassen. Erst 1050 kam er der ersehnte Filius zur Welt. Man nannte ihn nach dem Vater: Heinrich. Dieser Heinrich IV. sollte einer der bekanntesten Herrscher des Mittelalters werden. Auch weil er der erste König war, unter dem sich die Gemeinschaft der Deutsch Sprechenden langsam als ein Volk zuverstehen begann. Vor allem aber, weil unter ihm der schon lange schwelende Streit mit den römischen Oberhirten eskalierte. Dort im Lateran regierte 1073 der einstige Mönch Hildebrand alias Gregor VII. Ein machtbewusster Mann diktierte im März 1057 sein vollmundiges Regierungsprogramm, den sogenannten "Dictatus papae". Kern des Pergaments: Der Papst steht über allem. Unzweideutig ließ er festhalten, "dass ihm erlaubt sei, Kaiser abzusetzten", und nur er dürfe Bischöfe absetzten und wieder einsetzen.
Das konnte Heinrich nicht Gutheissen. Der war schon als sechsjähriger zum König erhoben worden. Mit sieben entkam er knapp einem Mordkomplott, mit elf wurde er entführt und fortan fernab der Mutter erzogen. Später Kämpfte er gegen aufbegehrende Fürsten, gegen die ewig widerspenstigen Sachsen, ja er musste sogar einmal aus einer Burg heimlich fliehen, Zepter und Reichsapfel im Gepäck, und sich drei tage lang wie ein landstreicher durchs unterholz schlagen. Kurzum: Heinrich hatte wenig Macht, aber mächtige Sorgen.
Sollte er da noch die Demütigung aus Rom hinnehmen? Insbesondere sein Recht der Investitur - der Einsetzung der Bischöfe - wollte Heinrich ohne Dreingerede ausüben. Im 12.Jahrhundert standen die meisten Lese- und Schreibkünste im Dienst der Kirche. Den Einfluß auf diese Elite, die zudem eine funktionierende Verwaltung aufgebaut hatte, wollte der König nicht aufgeben. Er fordete Gregor auf, den Stuhl Petri zuräumen. Der Papst dachte überhaubt nicht daran und belegte Heinrich mit dem Kirchenbann. Nun drohten die Fürsten dem König endültig die Gefolgschaft zu verweigern. Was blieb sich Heinrich anderes übrig, als sich dem Papst zu unterwerfen? Mit Frau und Kind schleppte er sich im bitterkalten Winter 1067/77 - selbst der Tiber war bis nach Osten von Eis bedeckt - über die Alpen. "Wenn ihr Fuß auf dem glatten Boden ausglitt", schrieb Chonist Lambert, "fielen sie hin und rutschten ein ganzes Stück vorwärts." Am 25. Januar erreichten sie schlißlich die Burg Canossa im nördlichen Apennin. Dort erwartete ihn Gregor. Reumütig harrte der Kaiser drei Tage barfuß und im weißen Büßerkostüm vor der Feste aus, bis ihn der Papst schlißlich vom Bann löste. Rom hatte erstmal gewonnen.
Was aber bekam das Volk von dieser Schlüsselepisode deutscher Geschichte mit? Wohl erschreckend wenig. Sechs Millionen Menschen lebten damals auf dem Gebiet des Reiches, noch immer waren 90 Prozent davon einfache Bauern. Ohne wirkliche Ahnung von dem Konflikt zwischen ihrem Herrscher und dem Oberhirten im fernem Rom. Einzig in den Städten begann sich langsam so etwas wie politisches Bewusstsein zu regen. Die von Römern gegründete Siedlungen waren im Laufe der Jahrhunderte zerfallen, ihre Aquädukte dienten als billige Steinbrüche. Trier etwa, in der Spätantike als "Augusta Treveroum" prunkvoller Kaisersitz mit rund 50 000 Einwohnern - man badete in Termen, frönte Spielen -, war im Laufe der Jahrhunderte auf einige Tausend Einwohne geschrumpft. Jetzt aber bauten die Menschen wieder auf dem römischen Erbe auf, gründeten neue Siedlungen wie Freiburg im Breisgau oder Lübeck. Um 1150 gab es im Reich etwa 200 Städte. In den meisten lebten weniger als 2000 Menschen, lediglich Köln hatte mit seinen 20 000 die Anmuttung einer Metropole.
Dort stank es bestialisch. Der Müll wurde einfach auf die Straße gekippt. 1319 musste der Zürcher Rat einem Wundarzt sogar verbieten, seine in Blut und Eiter getränkten Verbände einfach auf die Gasse zu werfen. Die Wege waren ungeflastert und von einer zähen Schlammschicht überzogen. Um überhaupt gehen zukönnen, bauten die Bewohner Brettersteige, manchmal halfen auch in Schrittlänge aufgestellte breite Steine. Nützlich waren Holztreter, die man unter die Schuhe schnallte, um das Leder nicht der ätzenden Brühe auszusetzen. Denn auch der Nachttopf wurde einfach aus dem Fenster entleert. Das große Geschäft erledigte man häufig in Verschlägen über stinkenden Kanälen und Flüssen. Wohl nicht ohne Grund nannten die Stuttgarter ihre Nesenbach schlicht "Weltzentrekh" (Wälz den Dreck"). Dreck, Gestank, Enge - und dennoch waren die Städte die Zentren des Fortschritts. Hier spezialisterten sich die Handwerker (zum Beispiel auf den Verkauf von Fellen, die zuvor von Metzgern verschachtet worden war), hier schlossen sich die ersten Dienstleistungsbetriebe wie Badehäuser oder Pensionen, Und natürlich Bordelle, leicht zu erkennen an Namen wie "Schönefrau".
Nach und nach entzogen sich die Städte der Fürstenherrschaft. Hatten sich anfangs oft Bischof und Graf die Macht geteilt- was dazu führen konnte, dass der bischöfliche Beamte einen Dieb das Beil auf die aubzuschlagende Hand setzte, während der städtische Diener mit einem Hammer drauf schlug -, gaben sie, vor allem um die Wirtschaft zu fördern, bald Rechte an die Bürger ab. Daraus entwickelte sich gegen Ende des Mittelalters eine begrenzte Eigenregierung. Stadtluft machte tatsächlich frei.
Am Ende des 11. Jahrunderst, als der trübselige Heinrich von Canossa nach Hause trottete, war man davon aber noch weit entfernt. Die Städte standen am Anfang ihrer Entwicklung. Und ein "Deutschland" war noch immer nicht in Sicht. Schon Friedrich der I. aus dem Hause der Staufer, Kaiser von 1155 bis 1190 und später wegen seines roten Bartes als Barbarossa verklärt, engagierte sich gern weit außerhalb der heutigen Grenzen. Er kämpfte immer wieder gegen die abtrünnigen italienischen Städte und ließ sich noch mit 70 zu einem Kreuzzug ins Heilige Land überreden. Ein verhängnisvoller Fehler: Im anatolischen Hochland mussten sich die Kreuzfahrer aus Wassermangel mit Blut und Urin ihrer Pferde begnügen, und im Juni 1190 schließlich ertrank Barbarossa im armenischen Fluss Saleph.
Sein Enkel Friedrich II. kehrte den deutschen Landen fast vollständig den Rücken. Er herrschte im sonnigen Palermo und ordnete lieber die Verwaltung seine sizialischen Königreichs. Um eine klare Regelung, wie denn der deutsche Kaiser zuwählen sei, welche Rechte er hatte, kümmerte sich keiner, und nach Friedrich II. Tod entzweiten sich die Herren vollends. Die Fürsten konnten sich auf keinen Nachfolger einigen, wählten König und Gegenkönige, und das ohnehin nur lose zusammengehaltene Reich drohte zu zerfallen. Die "kaiserlose Zeit", wie sie Schiller nannte (Historiker nannten sie "Interregnum"), währte von 1254 bis 1273.
Und es stand immer noch nicht gut ums einswerden der Nation, als Kal IV. 1346 an die Macht kam. Er selber haderte erst einmal mit einem bayrischen Konkurrenten, und kaum hatte sich diese causa durch einen Jagdunfall erledigt, verheerte 1348 die Pest das Land. Sie rafft jeden Dritten dahin, in den Gassen stapelten sich die Leichen, ganze Dörfer verwaisten, Überlebende irrten traumatisiert oder sich selbst mit Lederrien geißelnd durch die Wälder - oder feierten das Überleben. So "hub die Welt wieder an zu leben und lustig zu sein". vermerkt die Chronik von Limburg, "die Kleider waren so enge, dass ein Mann nicht darinen schreiten konnte, und die Frauen trugen weite Ausschnitte, also man ihre Brust beinahe halbe sah. Leichentanz, Pest und Tod, ein jahrhundertelanger Kampf um die Krone und eine Nation auf die suche nach ihrem Staat - das also ist die Lage, als Karl für November 1355 zum Reichstag nach Nürnberg lädt. Der Kaiser bezieht sein Quartier mitten in der Stadt: im Bürgerhaus einer reichen Kaufmannsfamilie in der Schildgasse, nur wenige Schritte entfernt vom einstigen Judenviertel. Sechs Jahre zuvor hatten die Nürnberger mit Karls Billigung mehr als 550 Juden ermordet. Ihre Häuser wurden abgerissen und machten Platz für einen neuen Marktplatz.
Im Herrschaftlichen Saal seines Patrizierhauses, zwanzig auf vier Meter groß, diskutierte Karl mit den Großen die Misere des Reiches. Unter Glockengeläut betet man um Gottes Segen, auf üppigen Festmahlen stärkt man des Leibes Kraft. Langsam schreiten die Verhandlungen voran. Die Fürsten beraten über Zölle, die Münzpolitik, die Rechte der Städte und schließlich auch über des Kaisers großes Projekt: die Regelung der Wahl. Am 10. Januar 1356, kann Karl in einer Kirche feierlich die Einigung verkünden lassen: Das Reich hat ein Grundgesetz. 31 Kapitel lang, mit einem Siegel aus Goldblech, ausgegossen mit Wachs, Die "Goldene Bulle". Foran gilt: Stirbt ein König, lädt der Mainzer Erzbischoh die Sieben Kurfürsten nach Fankfurt ein. Binnen 30 Tagen müssen sie hier mit Mehrheit einen neuen König wählen. Sonst droht Einschluß bei Wasser und Brot. Mit der Wahl sollte der König zugleich als Kaiser gelten. Von einer Salbung durch den Papst ist nicht die Rede. Dennoch pilgern auch Karls Nachfolger weiter nach Rom, um Kaiser zu werden. Erst ab 1530 krönt man den Kandidaten in Frankfurt gleichzeitig zu König und Kaiser. Die Godene Bulle regelt die Herrscherkür bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806. Das zumindenst hat Karl geschafft. Doch einem Nationalstaat ist man nicht näher. Ja, kaum 150 Jahre später scheint die Einheit sogar ferner denn je, als ein einfacher Augustinermönch aus dem sächsischen Wittenberg genug hat von kirchlichem Ablasshandel und Verschwendungssucht, von all dem Protz und Prunk seiner Heiligen Katholischen Kirche, 95 Thesen niederschreibt, sie ans Portal eines Gotteshauses schlägt und damit nicht nur die Christenheit, sondern auch Deutschland spaltet (Martin Luther).
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So, das sind jetzt bestimmt erstmal genug infos zum Verarbeiten.. Sobald mir noch was einfällt (bestimmt^^) werde Ich auch noch mehr dazu zusammenfassen. Ich will halt erstmal auf Antworten warten..
MfG, Gebo86
Manifest Peace