Amazonia:
Da hast Du wohl Recht. Dass ich das nicht so wahrnehme, liegt vielleicht daran, dass
ich einer der Exoten bin, die sich mit Anfang zwanzig ihren ersten PC geleistet haben
und deren Kinderzimmer frei von Spielekonsolen und Fernsehern waren
Oberflächlich betrachtet scheint Krieg den Siegern tatsächlich Wohlstand zu bringen,
allerdings sind auf der anderen Seite die westlichen Nationen gerade die, die emotional
völlig verarmt sind. In unserem Land wartet eine ganze Generation darauf, endlich mal
für etwas Sinnvolles gebraucht zu werden. Die mangelnde Perspektive wird mit LCD
Fernsehern und PS3 kaschiert, aber Reichtum kann ich da nirgends erkennen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du das genauso siehst. Wir haben lediglich von verschieden
Aspekten derselben Sache gesprochen.
Abdulalhazred:
Ich verstehe glaube ich sehr gut, was du meinst. Die gleichen Gedanken habe ich auch
immer wieder mal. Aber die Aussage des Films ist doch gerade die, dass nicht die herrschenden
Eliten unser primäres Problem sind, sondern wir selbst. Mein Vater sagte neulich zu mir:
„Was erwartest Du denn von Leuten, die sich gegen nichts mehr auflehnen,
solange die T-online- Verbindung stabil ist?“ Das ist doch das Problem. Kein Mensch sagt
mehr: „Bis hierhin und nicht weiter!“ Alles wird geschluckt und eine halbe Stunde am Tag
wird im Internet der Frust abgelassen.
Wir selbst sind so, wie wir selbst nicht sein wollen. Was ich sagen will ist, dass man da anfangen muss.
Man muss beginnen, sich gegen sich selbst aufzulehnen. Das ist unsere
eigentliche Verantwortung. Da es aber viel bequemer ist, andern die Schuld zuzuweisen,
herrscht eine weltweite Lethargie und jeder sieht sich erstaunt um und versteht nicht wie alles
so weit kommen konnte.
Nur der Kampf trägt das Potential zur Entwicklung, davon bin ich überzeugt. Deshalb ziehe
ich in den Kampf gegen mich.
Gewaltsame Revolutionen auf politischer Ebene, können nach meiner Ansicht keine Veränderung bringen.
Wie stellst Du dir das vor? Wir greifen zu den Waffen und erobern
den Reichstag? Eine neue Regierung, die schon in den ersten Momenten ihres Daseins
beweist, dass Gewalt eine Option ist, die ist niemals meine Regierung.
Ich weiß, ich bin ein alter Optimist, aber wenn es eine Sache gibt von der ich überzeugt bin,
dann von der Wichtigkeit des Kampfes gegen mich -
meine Beschränkungen, meine falschen Überzeugungen, meine lähmenden Angewohnheiten,
gegen alles, was mir (wer auch immer das sein mag
) im Weg steht.
Sonnige Grüße aus Hessen,
Christoph