ZUR LAGE DER NATION
Realitätsverlust im Affenhaus
Wenn sich gute Laune auf Schadenfreude reduziert, kann eigentlich nur ein Verlierer dahinter stecken. Schlimm aber, wenn er das noch nicht mal realisiert. So wie die SPD nach der bayerischen Landtagswahl.
Manchmal wird einem plötzlich klar, warum der Rest der Welt auf Bayern schaut wie ein Zoobesucher, der vorm Affenhaus steht. Man musste am Wahlabend nur in die Gesichter der Politiker sehen, die – nachdem sich der Staub des Erdrutsches gelegt hatte – das kommentieren sollten, was gerade passiert war. Es war ein Bild des Jammers.
Es war traurig, den armen Günter Beckstein zu beobachten, wie er am Wahlabend tumb sein vorher auswendig gelerntes Verteidigungsmantra herunterbat und bei jedem Interview um ein Jahr älter wurde. Auch Erwin Huber machte keine gute Figur bei dem Versuch, die Niederlage einfach wegzunuscheln. Beide waren angezählt, und wirkten doch irgendwie menschlich. Der Preis für den armseligsten Auftritt jedoch gebührt eindeutig der SPD, der Partei, die seit einem halben Jahrhundert kein Bein auf bayerischen Boden bekommt und an diesem Abend irgendetwas zu feiern hatte. Nur wusste keiner was......
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