Ich bin bei einem meiner Recherchestreifzüge im Netz auf folgende Sachlage gestoßen:
Franco Bernabè, Teilnehmer des Bilderbergertreffens 2008, Chef von Telecom Italia und Vize-Vorsitzender von Rothschild-Europe, war im Jahre 1999 als
Repräsentant der italienischen Regierung für die Rekonstruktion des Kosovo tätig.
Von 1983 bis 1998 war Bernabè jedoch auch an dem Energiekonzern
ENI (Ente Nazionale Indrocarburi) beschäftigt ( 1992 bis 1998 als Geschäftsführer und Vorstandvorsitzender ).
Interessant ist dies in dem Zusammenhang, dass
ENI als einer der wichtigsten Partner des russischen Energieriesen
Gazprom gilt, welches den Energiemarkt auf dem Balkan dominiert.
So planen
ENI und
Gazprom gemeinsame Verwirklichungen von Pipelines.
Zitat:
Dem russischen Energiekonzern gelang es, sich die Mehrheit des serbischen Ölkonzerns NIS (Naftna industrije Srbije) für schlappe vierhundert Millionen Euro zu erkaufen. Hinzu kommt eine fünfhundert Millionen Euro teure Investition in die serbische Energie-Infrastruktur. Eine Gasleitung durch das Land von Rumänien nach Italien soll Serbiens Energieversorgung für die nächste Jahrzehnte sichern, und Serbien in eine Energiezentrale für den Balkan umwandeln.
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Quelle: Balkanforum
Zitat:
die Russen wollen das Schwarze Meer unterqueren, um mit einer Länge von 900 Kilometer das Auslangen zu finden. South Stream könnte sich ab der „Landung“ in Bulgarien in zwei Ströme teilen: einen Richtung Griechenland und Italien, einen nach Ungarn mit Endstation im OMV-Verteilzentrum in Baumgarten in Österreich.
(...)
so haben die Russen schon mit Bulgarien, Griechenland, Serbien und Ungarn unterschrieben. Gespräche mit Slowenien über die Abzweigung nach Italien sollen ebenfalls weit gediehen sein. Wichtigster Partner der Gazprom ist der italienische Energiekonzern ENI.
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Quelle: Balkanforum
( Heute fungiert Franco Bernabè jedoch als Non-Executive-Director bei Petrochina Co. Ltd. ( Tochterfirma der staatlichen China National Petroleum Corp. ), welche sich vor allem an den Pipelineprojekten in Sudan und Kasachstan beteiligen. )
Noch interessanter wird es, wenn man etwas genauer auf
Gazprom blickt und feststellt, dass ausgerechnet ein Herr
Carl Bildt im Jahre 2002 Mitglied im Verwaltungsrat von
Vostok Nafta gewesen ist. Einem Finanzunternehmen, mit Hauptbeteiligungen am russischen Energiekonzern
Gazprom.
Carl Bildt entstammt im übrigen aus einem dänisch-schwedisch-norwegischen Adelsgeschlecht mit Verbindungen zum norwegischen Königshaus ( König Hakon V ). Er war ebenfalls Teilnehmer am Bilderbergertreffen 2008 und war neben seinem Posten bei
Vostok Nafta auch Direktionsmitglied bei
Lundin Petroleum, einem unabhängigen Ölunternehmen, welches unter anderem auch in Albanien investiert.
Zitat:
Such foreign oil companies as Royal Dutch/Shell (Netherlands/UK), ÖMV (Austria), Lundin Petroleum (Netherlands) and INA (Croatia) already operate in Albania and have invested a total of US$350m.
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Quelle: Austrian Energy Agency
Bevor
Carl Bildt sich 2002 bei
Vostok Nafta betätigte war er jedoch in vielfältiger Position als Vermittler im Balkan-Konflikt unterwegs:
1995 als EU-Sonderbeauftragter für Jugoslavien und als Co-Vorsitzender bei der Dayton Peace Conference .
Ebenfalls im Jahre 1995 erhielt Carl Bildt das Amt des Hohen Repräsentanten in Bosnien Herzegowina, welches er bis 1997 bekleidete.
Zwischen 1999 und 2001 war er UN-Sonderbeauftragter für den Balkan.
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Irgendwie drängt sich mir da die Frage auf, ob bei derartigen Vernetzungen nicht die persönliche Interessenlage in die Arbeit als Vermittler und Rekonstruktionsbeauftragter hineinspielen könnten...
Was haltet ihr davon? Habt ihr andere Beispiele für Konfrontationen persönlicher und allgemeiner Interessenlage? - Dann lasst hören...