Im Artikel „Was Bares Wert ist“ der Zeitung „Der Tagesspiegel“ vom 08.11.2007 wird auf eine zunehmende Ungerechtigkeit bei der Verteilung des Geldes in Deutschland eingegangen. Dieser Artikel beruft sich auf die Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). DIW hat herausgefunden, dass bereits 10% der Bevölkerung zwei Drittel des Vermögens besitzen.
Zitat:
Der Wohlstand in Deutschland ist
ungleich verteilt: Die reichsten zehn Prozent der Deutschen besitzen knapp zwei Drittel des Vermögens,
zwei Drittel der Menschen haben dagegen kaum etwas. Womit hängt das zusammen?
Ungefähr ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland ist nicht in der Lage, etwas anzusparen – oder hat im größeren Umfang Schulden angehäuft. Dagegen vermehrt sich das Vermögen der wohlhabenderen Deutschen kontinuierlich und bleibt dabei weiterhin in den Händen einer relativ kleinen Gruppe. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Die Forscher haben die jährlich erhobenen Daten des Sozioökonomischen Panels (Soep) ausgewertet, um erstmals das Vermögen der Deutschen individuell aufzuschlüsseln. Dabei wurden nicht nur Immobilienbesitz, Ersparnisse und Lebensversicherungen eingerechnet, sondern auch Betriebsanteile, Kunstwerke, Münzen oder Dinge wie wertvolle Briefmarken berücksichtigt.
Die Ergebnisse bestätigen bei der Vermögensverteilung, was andere Studien bereits im Hinblick auf Bildungschancen, Einkommen und Zukunftsperspektiven gezeigt haben: Die Reichen hängen die Armen immer weiter ab. Inzwischen besitzen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung pro Person rund 270 000 Euro. Gemeinsam halten sie knapp 60 Prozent des gesamten Volksvermögens von 5,4 Billionen Euro. Dagegen hat rund die Hälfte der Deutschen nichts oder sehr wenig angespart. Diese Zahlen würden von den „Problemen unsteter Erwerbskarrieren“ zeugen und von „denjenigen, die trotz Arbeit von der Hand in den Mund leben müssen“, sagt Markus Grabka, Leiter der DIW-Studie. Auch die rund acht Millionen Hartz-IV-Empfänger, die meisten Alleinerziehenden und viele Migranten könnten kaum etwas ansparen.[…]
Quelle
Meine These: Die Aussage die Markus Grabka tätigt hat nichts mit der Realität zu tun. Sie ist weder wissenschaftlich, noch begründet. Leider wird diese Meinung von der Mehrheit im Volk als „die Wahrheit“ angesehen.
In Wirklichkeit sieht die Realität so aus, wie ich es im Folgenden versuche zu Schildern.
Der Staat BRD leiht sich das Geld (Euro) bei der Europäischen Zentralbank. Wie bei jeder derartigen Leihe üblich wird ein Zins verlangt, der die Dienstleistung, welche die Bank zur Verfügung stellt, finanziert. Aus Sicht der Rechtssprechung ist der Begriff „Leihe“ verwirrend, denn eine Leihe ist stets unentgeltlich. Wenn also sich der Staat den Geldbetrag X leiht, muss er nach Ablauf der Leihdauer den Betrag X zuzüglich des Zinses zurückzahlen. Es gibt also einen Gläubiger (die Bank) und einen Schuldner (der Staat). Im Grunde reden wir hier also über einen Kredit. Die Höhe der Schulden ist immer um den Betrag der Zinsen höher, wie das durch den Kredit erlangte Geld. Nach Ablauf jeder Periode wird der Kredit höher, da nur durch eine größere Neuverschuldung die alte Schuld beglichen werden kann. Dies ist eine wesentliche Problematik des Wirtschaftssystems, auf die wir jedoch zunächst nicht genauer eingehen wollen. Diesen Sachverhalt kann man durch ein einfaches Schaubild ausdrücken:
Erklärung:
Das Schaubild wird aus der Sicht des Staates gelesen. Der Staat verfügt über den Geldwert „X“, welchen er nach Ablauf einer Periode zurückzahlen muss „-X“. Ebenfalls wird die Dienstleistung der Bank mit dem Zins vergütet, welche ebenfalls nach Ablauf einer Periode fällig wird. „-(X + Zins)“ stellt die gesamte Forderung des Gläubigers gegenüber des Schuldners dar.
Wir ergänzen dieses Schaubild nun durch die oben angesprochene Zinsproblematik. Hierbei ist zu beachten, dass der Zinseszins eine wesentliche Rolle spielt. Wir erhalten eine Exponentialfunktion auf beiden Seiten. Es ist der Tatsache geschuldet, dass die BRD einen neuen Kredit aufnehmen muss um den alten inklusive Zins zurück zu bezahlen, denn die Schuld war ja durch den Zins höher wie das ausgeschüttete Geld. Es entsteht ein Teufelskreis, der dafür sorgt, dass die Geldmenge zunehmen wird. Im folgenden Schaubild ist nur der Zinseszins eingetragen, jedoch nicht die Erhöhung des Geldes, welche damit einhergehen würde.
Angenommen der Zins beträgt 5%, dann wird sich die Menge der Schulden innerhalb von 15 Jahren verdoppeln.
Eine Zunahme der Geldmenge können wir empirisch überall auf der Welt, nach Implementierung eines solchen Systems, langfristig beobachten.
USA:
Australien:
Quelle:
http://en.wikipedia.org/wiki/Money_supply
„M1“, „M2“, „M3“ und „Currency“ stehen für die unterschiedlichen Formen des Geldes.
„Currency“ meint die tatsächliche Menge an Bargeld, also Geldscheinen und Münzen.
„M1“ sind die Sichtguteinlagen (also Sparbücher, Girokonto-Guthaben), ohne die Kassenbestände der Kreditinstitute selbst.
„M3“ bezeichnet im Grunde alle Werte, also Bargeld, Sichtguteinlagen, Wertpapiere, Geldmarktfonds usw.
Der oben erwähnte Teufelskreis führt also dazu, dass ein Land immer neue Kredite aufnehmen muss und somit auch die im Umlauf gebrachte Geldmenge steigt. In unserer Grafik würde es also so richtig aussehen:
Hier gilt es darauf zu achten, dass die Schuld immer noch um den Zins höher ist als das im Umlauf befindliche Geld. Zur Verdeutlichung können wir den Graphen in der Mitte nach oben klappen:
Die „blau-rote-Line“ müsste korrekterweise mit dem Wirtschaftswachstum mitwachsen. In der Tat würde das hier beschriebene System keinen Fehler haben, wenn das wirtschaftliche Wachstum mit den Schulden mitwachsen würde. Jedoch ist exponentielles Wachstum langfristig in begrenzten Räumen unmöglich, was dazu führt, dass irgendwann das Wachstum der Schuld das wirtschaftliche Wachstum abhängen wird.
Im Artikel „Was Bares wert ist“ wird von einer zunehmenden Lücke zwischen arm und reich, sowie deren vermutlichen Ursachen gesprochen. Für eine richtige Einschätzung der echten Ursachen gilt es zu verstehen, was die Schulden genau sind und wer sie trägt. Damit ein Land wie die Bundesrepublik Deutschland die Ausgaben finanzieren und die Bevölkerung mit Geld versorgen kann muss es einen Kredit bei der Zentral Bank nehmen, denn die Zentralbank hat das Monopol für die Geldschöpfung. Der Staat repräsentiert die Gesamtheit des (deutschen) Volkes und somit sind die Schulden des Staates, die Schulden der Bürger und Bürgerinnen. Diese sollten in demokratisch ausgerichteten Ländern stets fair auf die einzelnen Individuen aufgeteilt werden. Es wird vermeintlich versucht durch verschiedene Steuern eine solche Verteilung zu erzielen. Helmut Creutz hat berechnet, dass bereits über 40% eines Kaufpreises jeglichen Artikels von der zunehmenden Zinslast stammen. Solche Mehrkosten sind in allen Produkten enthalten und werden nicht wie z.B. die Mehrwertsteuer ausgewiesen. Die Forderungen gegenüber dem Staat werden teils an Privatpersonen weiter verkauft. Man kennt sie unter dem Namen Staatspapiere bzw. Bundeswertpapiere. Es ist eine besondere Form von Wertpapieren, welche konstante Renditen (Gewinne) erbringen. Regelmäßig werden die Forderungen der Gläubiger eingeholt, der Staat bezahlt mit Steuergeldern.
Diese Grafik ist die wichtigste von allen und wir werden hieraus ableiten können, dass der Zeitungsartikel, bzw. das DIW unrecht hat. Die Grafik ist in 10 Felder aufgeteilt. Jedes dieser Felder steht für ein Zehntel der Bevölkerung, geordnet nach Höhe des Einkommens. Links sind also die mit dem geringsten Einkommen. Dieses liegt bei den ersten 10% ungefähr auf Harz IV-Niveau. Ganz rechts sind jene mit dem höchsten Einkommen. Die Grafik gibt die realen Verhältnisse nur bedingt wieder. Die Aufteilung in 10% Blöcke dient nur der Übersicht. Würde man es für jeden Bürger einzeln aufschlüsseln, würde die rechte Seite wohl um mehr als das Tausendfache höher sein, als die linke Seite.
„K“ steht für den Konsum der 10 Schichten. Die Ärmsten müssen all ihr Einkommen für die Grundbedürfnisse ausgeben. Sie können also nichts sparen. Mit steigendem Einkommen wird es irgendwann möglich zu Sparen (die grüne und rote Linie trennen sich). Die Differenz zwischen der roten und grünen Linie ist das gesparte Einkommen. Gespartes Geld wird in der Regel angelegt, worauf man einen Zinsertrag bzw. Rendite bekommt (orange Linie), welche wiederum mit dem gesparten Anteil steigt. Die Zinslast ist die bereits erwähnte nicht ausgewiesene Last, welche in allen Konsumgütern mit eingerechnet ist. Die Kurve der Zinslast soll stets 40% des Konsums ausmachen. Die Grafik soll dies veranschaulichen.
Zwar zahlen die reicheren Schichten nominell mehr Zinslasten, doch relativ leiden sie weniger darunter. Bei den Armen gehen 2/5 des Einkommens durch die Zinslast verloren, bei den Reichen ist es hier veranschaulicht 1/5.
Die Mittelschichten können bereits sparen, scheinen also ein Vorteil vom Zinssystem zu haben. Zieht man jedoch die Zinslasten von den Renditen ab, bleibt ein Minus stehen. Erst an der Stelle, an der die Zinserträge die Zinslasten übersteigen profitiert man von diesen System. Dies trifft nur auf die reichen Schichten zu, alle anderen Schichten haben einen Nachteil durch diese Wirtschaftsstruktur. Die Gewinne der Reichen sind die Verluste der Armen. Dies ist in der nächsten Grafik als gefüllte Fläche dargestellt.
Die graue Fläche unter der blauen Zinslast-Kurve hat in einem verhältnismäßig korrekten Modell die gleiche Flächengröße, wie die graue Fläche über der Zinslast-Kurve.Die Bedeutung sollte klar sein. Der gößte Teil der Bevölkerung, welche nahezu die gesamte wirtschaft aufrecht erhält, arbeitet die meiste Zeit für Menschen, die sehr viel Geld haben. Es ist ein raubbau an der Gesellschaft. Eigentlich sollte dieses System dem Bürger dienen und Wohlstand verbreiten, stattdessen versklavt es die Bürger regelrecht. Überall ist das Geld knapp, Renten und andere Sozialausgaben sind auf einem sehr niedrigen Niveau.
Fazit: Unser vermeintlich demokratisch ausgerichtetes System ist so umgesetzt, dass eine Chancengleichheit nie gegeben sein kann. Die Lücke zwischen Arm und Reich kann nur größer werden. Die Mittelschicht ist also Verlierer und kein Gewinner. Sie wird langfristig wegbrechen. Das Vermögen konzentriert sich immer weiter, bei immer weniger Menschen. Die Staatsverschuldung nimmt weiter zu. Der Anteil der Zinslast steigt.
Über weiterführende Wechselwirkungen und Ursachen wird an dieser Stelle nicht weiter eingegangen. Nachfolgende Artikel werden diese Thematik fortsetzen. Bei Bedarf wird dieser Artikel um einige Erklärungen erweitert um das Verständnis zu fördern.
Ohne eine Beschränkung der Allgemeinheit wurden hier Abläufe vereinfacht dargestellt um das Verständnis zu fördern, z.B. wird beim Zins nicht zwischen Spar und Schuldzins differenziert, obwohl es die Situation noch verschärft.
Dieser Artikel ist durch Prof. Bernd Senf inspiriert und lehnt sich an seinen Vortrag über die aktuelle Finanzkrise an.
Christian Beckmann
Ein Zusammenbruch des Finanzsystems ist zwangsläufig- die Frage ist für welchen Grund