Wenn man die Thesen rund um das Thema Nibiru betrachtet, kommt man über kurz oder lang auch mit den Behauptungen einer sehr skurrilen Onlinesekte namens Zetatalk in Berührung. Obwohl das Gros der befremdlichen Aussagen dieser Sekte selbst für den Laien auf Anhieb als Hoax zu durchschauen ist, schaffen es einige rhetorisch geschultere Vertreter dieser virtuellen Gemeinde doch immer wieder Verwirrung, Unruhe und Angst – speziell rund um den Nimbus Nibiru und 2012 – anzustiften. Es empfiehlt sich daher, diesen kurzen Artikel zu dieser „interstellaren Glaubensgemeinschaft“ zu lesen.
Was also ist Zetatalk? Zetatalk ist eine Onlinesekte, deren weiblicher Guru Nancy Lieder angeblich Botschaften von Aliens empfängt, die ihr den Weg ihrer Jünger und unserer irdischen Geschicke vorgeben. Freilich sind diese Aliens, welche irgendwo in einem weit entfernten Sternenbild leben, darüber hinaus Experten für sämtliche Katastrophen und politischen Szenarien, die es auf unserer Welt so gibt. Besagte Nancy Lieder behauptet, sie würde durch telepathische Botschaften in Form eines so genannten Channelings von den Außerirdischen kontaktiert. Die Ergebnisse dessen präsentiert diese Person dann in der Regel auf der Seite godlikeproductions.com in einer Art Newsletter. Immer wieder samstags kommt hier zwar nicht wie in den gleichnamigen Sonntagssong die Erinnerung, sondern vielmehr die wissende Stimme der Aliens…(oder so)…
Selbstredend sind die wesentlichen Botschaften dieser Sekte schnell als Hoaxes oder landläufiger gesprochen derbe Räuberpistolen enttarnt, da die von Fr. Lieder kontaktierten Aliens offensichtlich über keinerlei astronomische, physikalische oder mathematische Kenntnisse verfügen. Dies zeigt sich sehr deutlich an dem Beispiel der Vorhersage von Nibiru, die besagte Nancy Lieder ursprünglich bereits für das Jahr 2003 angekündigt hatte. Als dann nichts passieren wollte, wurde dieses „Channeling“ kurzfristig ein wenig mit dem lapidaren Hinweis, Fr. Lieder hätte nur die Wachsamkeit ihrer Jünger prüfen wollen, modifiziert. Dies jedoch scheint selbst einige der ansonsten freimütig gutgläubigen Hardcorejünger verdrossen zu haben, sodass die Botschaft noch einmal ein wenig abgeändert werden musste.
Nun plötzlich war das
Eintrittsjahr Nibirus in unser Sonnensystem doch tatsächlich im Jahr 2003.
Und hier beginnt die Geschichte der Irrungen und Wirrungen. Freilich konnte Fr. Lieder als selbst ernannter, von Aliens beratener Guru in so einer zentralen Frage keinen Irrtum eingestehen. Planet X und Nibiru sind seither für Fr. Lieder und ihre Jünger ein nicht näher zu bezeichnender, fast schon metamorpher Phantomplanet, der sich fernab aller Kepler-Gesetze und jeglicher Himmelmechanik im Zickzackkurs durch unser Sonnensystem bewegt. Logische Nachfragen sind bei einem Objekt, das zu einer Glaubensfrage mit anschließendem erdreinigendem Bewusstseinssprung geworden ist, natürlich nicht mehr erwünscht.
Der Zeta-Mythos eines sich stets sprunghaft vor und hinter der Sonne versteckenden, wild vagabundierenden Planeten im Format eines braunen Zwerges war - bei den geneigten Jüngern - geboren.
Es interessierte Fr. Lieder und ihre Jünger dabei wenig, dass ein brauner Zwerg ungefähr die 13- bis 75fache Jupitermasse besitzt. Jupiter ist dabei sowohl der größte als auch massereichste Gasplanet in unserem Sonnensystem und besitzt ca. 2,5-Mal soviel Masse wie alle anderen Planeten zusammen. Das wären summa summarum ca. 318 Erdmassen. Auch wäre ein brauner Zwerg ungefähr genau so groß wie Jupiter und somit in unserem Sonnensystem ein sehr deutlich sichtbares Menetekel.
Selbst bei der Annahme, dass er nur die ca.15fache Jupitermasse hätte – womit er ein sehr kleiner brauner Zwerg wäre – wären dies nach Adam Riese 4770 Erdmassen. Sie sehen das Wort Zwerg ist hier durchaus irreführend. Im Maßstab unseres Sonnensystems
wäre Nibiru ein Gigant.
Derartige Fakten beschäftigen die Zetajünger jedoch wenig. Überhaupt scheint ihre Vorstellung von Nibiru oft deutlich – je nach der aktuell gültigen Theorie von Fr. Lieder – zu variieren.
Den bisher absurdesten Höhepunkt in dieser kleinen Odyssee an hahnebüchenen Kapriolen bildet in diesem Kontext die neueste Zetatalk-Theorie, die besagt, Nibiru wäre nunmehr durch die Gravitation der Erde und der Sonne quasi in einer Achse zwischen Erde und Sonne gefangen und würde irgendwann im Jahr 2010 mit dem Getöse eines Polsprungs aus dieser ausbrechen.
Die Aliens im Kopf von Frau Lieder scheinen dabei ein grundlegendes Missverständnis der Begriffe Masse und Gravitation zu haben. In der Regel übt natürlich der größere und vor allen Dingen schwerere Planet mehr Anziehungskraft auf das kleinere Objekt aus. Genau deshalb haben wir schließlich auch unseren Mond.
Wäre ein Objekt
dieser Größenordnung zwischen uns und der Sonne – und das in einer Achse – würde nicht die Erde diesen braunen Zwerg durch ihre Gravitation fixieren, sondern wir wären wahrscheinlich längst ein Trabant dieses Planeten und würden mit ihm auf eine lange 3600jährige Umlaufbahn gehen (sofern wir nicht zuvor mit einem anderen Objekt kollidieren würden). Venus und Merkur hätten nicht nur deutlich registrierbare Bahnabweichungen, sondern wären unter Umständen längst mit Nibiru und einem seiner Monde zusammengestoßen bzw. komplett aus der Bahn geworfen worden. Gleichzeitig würde eine Sonnenfinsternis die nächste jagen, da wir stets im langen Schatten dieses riesigen Boliden wären.
Derlei Nebensächlichkeiten interessieren Fr. Lieder und ihre Jünger allerdings nicht. Was man uns mit allerlei esoterischem Primborium als außerirdisch verkaufen will –mittlerweile spuken wohl so 130 verschiedene Alienrassen durch den Kopf von Fr. Lieder -, mutet bei näherer Betrachtung natürlich nur allzu irdisch an. Zwar könnte man bei der Exorbitanz dieser Fehler durchaus meinen, sie wären nicht von dieser Welt, aber dies liegt wohl weniger an irgend welchen volltrunkenen Aliens im Sternbild Orion, sondern vielmehr an dem elementaren Wissensmangel von Fr. Lieder.
Hier werden sprichwörtlich
braune Sterne mit der Steinschleuder ins Firmament geschossen. Man erkennt daran deutlich, welche bizarre Blüten Vereinsamung und egoistische Geltungssucht in unserer postmodernen, orientierungslosen Zeit treiben können. Man könnte darüber sicher fast noch amüsiert schmunzeln, wenn die Onlinesekte Zetatalk nicht das Element der Angst als wesentliches Botschaftskriterium in ihren Hoaxes integriert hätte. Weltuntergang und Kataklysmen bilden die Adrenalinkicks und auch die Drohbotschaften, die viele dieser Verirrten in ihrer scheinbar trostlosen irdischen Welt brauchen. Auch die Sehnsucht nach einer anderen besseren Welt, die ihnen den Frieden geben kann, den sie hier nicht finden, spiegelt sich in diesem Gebaren deutlich wieder. Während man Fr. Lieder sicher eine gewisse klinisch-pathologische Paranoia bescheinigen kann, sind viele ihrer Jünger Hilfesuchende und Gestrandete, die in eben diesem Gedankengut den Strohhalm für eine bessere Welt vermuten. Und hier bewegen wir uns bereits im Bereich der kritischen Manipulation, der – wie der Massenmord der Sekte Heaven`s Gate beim damaligen Hale-Bopp-Szenario zeigte – sehr gefährlich werden kann.
Bedenken Sie dies bitte, wenn Sie auf derartige Jünger treffen. Stehen Sie diesen mit Rat und Tat zur Seite und zeigen Sie ihnen behutsam und langsam die Hoaxes von Fr. Lieder auf. Es steht Ihnen frei, diesen Artikel zu kopieren und an Freunde bzw. Bekannte zu versenden. Er unterliegt expressis verbis keinerlei Copyright. Lediglich Änderungen des Originaltextes bedürften der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.
PS: Ein kurzes Statement zu der neuen Videoreihe von Marshall Masters gibt es auch bei uns im Forum unter
http://runboard.com/bparanews. Und natürlich noch ein wenig mehr....
Es gibt mittlerweile ja mehrere Nibiruforen. Ich bin übrigens überrascht, dass Barbarossa ein so großer Kenner der englischen Fußballszene ist. Hoffentlich ist er kein gemeingefährlicher Hooligan