Originalvortrag:
http://www.infokrieg.tv/evolution_de...008_11_14.html
Erstmal danke an Nicolas für deinen Vortrag "Die Evolution des Geldbildes" der mein Wissen wieder etwas erweitert hat.
Wie du aber feststellen musstest war das Publikum an einigen Stellen überfordert. Ich möchte nun hier Ideen sammeln wie du/man einen besseren Vortrag zu diesem Thema aufbauen könnte, wobei ich erstmal deinen Vortrag als Ausgangspunkt verwende.
Ein Tipp an dich vorher noch. Halte vielleicht nächstes Mal deinen Vortrag zur Probe bei einem der Spaß an Didaktik hat (z.B. ein guter Lehrer). Der kann dir dann auch viel besser als ich sagen, wie man etwas Laien näher bringt (beschäftige mich nur Hobbymäßig damit)
Ich hoffe du fasst das ganze folgende als positive Kritik auf
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Dein Vortrag enthielt in der Art wie es vorgetragen wurde zu viele Informationen. Das Problem dabei ist folgendes:
Jedes Kurzzeitgedächtnis ist nicht für mehr als 6 plusminus 2 unverbundene(!) Informationseinheiten ausgelegt. Bei einem Fremdwort mit drei unbekannten Silben, ist schon die Hälfte weg! Es muss ein paar mal wiederholt werden oder braucht seine Zeit, damit es als eine einzige Informationseinheit gespeichert wird. Und (laut einigen Studien) braucht es rund sieben Wiederholung über eine längere Zeit (zum Beispiel ein Semester) bis es bei den meisten im Langzeitgedächtnis ist.
Es folgen einzelne Punkte bei denen zu mindest ich es anders gemacht hätte:
Es sollte vom Einfachen (Ausgangswissen: Fabianfilm) zum Komplizierten gehen, wobei ich mit letzterem hier Fachchinesisch meine. In deinem Vortrag hast du das aber häufig geschafft es andersherum zu machen. Eine Regel die ich aus deinem Vortrag gelernt habe ist: Zuerst komm die Erklärung und dann kann man das ganze, wenn überhaupt notwendig und gewollt, mit Fachbegriffen ausdrücken. Und selbst nachdem der Fachbegriff eingeführt wurde, sollte man dies beibehalten, da der Begriff bei den meisten noch nicht verinnerlicht wurde. Ein paar Beispiele aus deinem Vortrag:
- "Ein Unternehmen kauft ein Aktivum, in diesem Fall Schrauben." besser "Ein Unternehmen will sich zum Beispiel Schrauben kaufen und leiht sich dafür Geld. Das gehört damit zur Mittelverwendung - also Aktivum - des Unternehmens"
- "...kann wahrscheinlich niemand was damit anfangen, deshalb habe ich versucht..."
- "...das Eigenkapital ist der Teil der Passivseite den die Aktivseite die Passivseite überragt. Hört sich viel komplizierter an als es ist..."
Also um das Komplizierte zu veranschaulichen, hattest du es danach mit einfachen Worten um- oder beschrieben. Da bis dahin aber mangels Verständnis schon wieder die komplizierte Formulierung vergessen wurde, müsstest du sinnvoller weise anschließend wieder drauf eingehen (also kompliziert -> einfach -> kompliziert). Damit ist aber der Anfang überflüssig und kostet nur unnötig Zeit. Besser gleich vom Einfachen zum Kompliziertem.
Übrigens würde ich vor Laien auch auf den Folien die Fachbegriffe immer übersetzen. Zum Beispiel hast du Aktivseite/Passivseite nur auf der ersten Seite erklärt. Schreibe bei den nächsten Folien immer mit "Aktivseite (Mittelverwendung)" oder noch Besser "Mittelverwendung (Aktivseite)".
Mathematik war in deinem Vortrag lediglich eine Hilfswissenschaft um mit Objekten zu rechnen. An den Stellen, bei denen du damit nicht rechnest, benutze vor Laien die Symbole nicht. Also selbst bei so was Einfachem wie "in t=0" schreib lieber "nach 0 Jahren" oder "Am Anfang". Nun warum ist das Besser?
- die begrenzte Merkfähigkeit der Zuschauer wird nicht noch weiter strapaziert.
- Mathe schreckt immernoch die meisten ab
- Mathematische Symbole können durchaus mehrdeutig sein (Ich habe zum Beispiel dein Großgeschriebenes "in" bei "In t=0" auf einer Folie zuerst für einen logarithmus ("ln") gehalten; ist zwar ein dummes Beispiel aber verdeutlicht den Punkt)
Ebenfalls zur Mathematik gehört die Exponentialfunktion die du erwähnt hast: Die gehört zwar in dem Vortrag rein, aber sie sollte zumindest irgendwie (nochmals) bildlich veranschaulicht werden.
Damit die Informationen, die beim Zuschauer ankommt dann nicht unverbunden im Kopf rumliegt, könnte man die Argumentationsschritte motivieren. Das hast du ganz am Anfang zum Einstieg super gemacht ("damit wir uns nicht verarschen lassen"), aber danach kam ich öfters an die Stellen (besonders bei der Geschäftsbilanz), wo ich mich gefragt habe, wo du eigentlich hin willst. Ein paar Beispiele:
- statt "ich führe einen neuen Schuldner 'Staat' ein", sage "jetzt sind wir in einer wirtschaftlich angespannten Situation und da kann zum Beispiel der Staat mit einem Konjunkturprogramm einspringen und ist damit ein neuer Schuldner. Dies führt aber zu anderen Problemen die wir gleich erarbeiten werden."
- "Wir legen jetzt Konten an für diese fünf Wirtschaftssubjekte ... und die haben bestimmte Eigenschaften und werden bestimmte Aktionen machen" (und warum?)
- Bei vielen anderen Sachen hast du deine Vorgehensweise motiviert, sie fiel mir aber erst dann auf als ich danach gesucht habe. Ich würde diese dann noch mehr herausstellen, damit die Struktur deines Vortrages einprägsamer wird. Zum Beispiel war ein Ziel in deiner Bankbilanz einen realen Ablauf (vereinfacht) nachzustellen. Und wenn klar wird warum die Individuen auf welche Weise handeln, also was deren Motivation ist, wird dadurch auch die Realität verständlicher. Das ist aber nur meine Meinung
Ich wollte vor einem Monat mal ein Vortrag halten, dessen Powerpointpräsentation wie deine ebenfalls nur schwarz-weiß war. Beim Probevortrag wurde mir dann zum Glück geraten, das ganze farbig zu machen, u.a. wichtige Sätze einzurahmen und Schlüsselwörter hervorzuheben.
Du hast die Geschäftsbilanz eingeführt, um Prinzipien zu veranschaulichen und du kennst noch keine einfachere Möglichkeit das ohne Geschäftsbilanz darzustellen. Kannst du deswegen bitte nochmal alle deine Punkte nennen, die du mit deiner Geschäftsbilanz darstellen wolltest. Ich möchte ein bisschen grübeln, wie es einfacher geht
mit freundlichen Grüßen,
Janko
PS: noch einen nett gemeinten Kritikpunkt:
Dich stört es nach eigener Aussage, wenn man dich wie einen Vollidioten behandelt. Du hast das gleiche Verhalten selbst ein paar mal geschafft
- Wenn du zum Publikum wie mit Grundschülern redest: "am Ende seit ihr alle Bilanzierungsexperten, bin ich mir ziemlich sicher."
- Wenn du die Argumente deiner Gegner in einer Sprechweise darstellst, in der sie voreilig/ unüberlegt erscheinen (ist mir bei 1:14:17 und 14:52 aufgefallen)