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10.12.2008, 15:23
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Erfahrener Benutzer
Infokrieger
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Registriert seit: 09.12.2008
Ort: küstennah in Deutschland
Beiträge: 109
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Hallo Leute,
ich versuche mal, alle Fragen zusammenfassend zu beantworten, ich bin ein bißchen vom Fach.
1. Die in einer Währung X ausgewiesene Schuld ist zum Zeitpunkt der Rückzahlung in der Währung X bzw. der dann gültigen Währung zum Nennwert zurückzuzahlen. Sollte es zwischendurch zu einer Währungsumstellung kommen, muß die Umrechnung nach den gültigen Tauschkriterien vorgenommen werden.
Bsp. 1,95583 DM = 1 €
2. So lange Du deine Verpflichtungen erfüllst, d.h. Deine Raten bezahlst, hat die Bank vor Ablauf der Zinsbindung bei einem Festzinsdarlehen keine Kündigungsmöglichkeiten. Selbst der oft diskutierte Forderungsverkauf läßt de facto nur die Möglichkeit der Auflösung bei Zahlungsverzug. Dann kann allerdings eine geplatzte Lastschrift ausreichen, den Zins auf die im Grundbuch angegebenen Nominalwerte (z.B. 15,00 von Hundert o.ä.) zu erhöhen oder bei fortgesetztem Zahlungsverzug das Darlehen zu kündigen.
In den normalen Bankkonditionen ist selbstverständlich die Inflation schon eingepreist, sonst könnte ja keine Bank überleben (ob wir die wirklich brauchen ?).
3. Bei einem variablen Darlehen sollte eine feste Obergrenze (z.B. 7%) eingezogen sein. Gefährlich sind Darlehen, die eine Abhängigkeit z.B. vom EURIBOR haben, (EURIBOR + 2,0% o.ä.), denn bei einer Hyperinflation steigen die Zinsen rasant an und das Einkommen wächst normalerweise nicht so schnell mit. Dann wird der Anteil der Rate am Einkommen irgendwann zu hoch, mit den möglichen Folgen s.o.
4. Der Tausch eines Darlehens in eine andere Währung ist nur bei so genannten Fremdwährungsdarlehen möglich. So gibt es eine Möglichkeit, sein Darlehen z.B. in Yen aufzunehmen (aktueller Zinssatz ca. bei 1,9%), sollte der Yen ansteigen, in Dollar, Schweizer Franken oder Euro zu tauschen. (Nähere Infos nur auf Nachfrage, ich will hier keine Werbung machen.)
Dies ist bei einem normalen Bankdarlehen nicht möglich !!
5. Eine Immobilie wird (wenn diese nicht nur noch Schrott ist) nie ganz wertlos, da diese immer noch mindestens den Mietgegenwert darstellt. Auch wenn ein Verfall der Preise möglich ist, Inflation zieht (besser drängt) das Kapital von den Geldwerten in die Sachwerte (Gold, Immos, Aktien, Schiffe, Container oder was auch immer).
6. Deflation und Depression sind nicht gleichzusetzen. Eine Deflation entsteht, wenn niemand mehr Geld leihen will und deshalb die Zinsen soweit sinken, daß es keine Preissteigerungen mehr gibt bzw. die Preise sinken, was das Vertrauen zerstört. (Deshalb gehen die meisten Wirtschaftstheoretiker davon aus, daß eine dauerhafte Inflation von 1-2% jährlich am besten für alle Beteiligten ist.) Das muß aber nicht bedeuten, daß kein Wirtschaftswachstum mehr stattfindet, da eine Deflation normalerweise nicht "exportiert" wird und der Außenhandel davon zumeist nicht betroffen ist (wichtig für Deutschland als Exportweltmeister)
Eine Rezession ist laut Definition ein Sinken der Wirtschaftskraft in 3 aufeinander folgenden Quartalen, jeweils auf das Vorjahr bezogen. Dabei bleibt aber der Geldwert immer noch weitgehend stabil.
Eine Depression, die wir in Deutschland schon lange nicht mehr hatten, bedeutet ein Sinken der Wirtschaftskraft bei gleichzeitigem Währungsverfall, also inkl. der genannten Hyperinflation. Dann ist bei ruinierter Wirtschaft das Geld nichts mehr wert (wobei die Abhängigkeit von Ursache und Wirkung noch zu untersuchen wäre), was de facto den Tauschhandel durch die Hintertür wieder einführt. Historisch war dies in D in den 20ern und nochmal gegen Kriegsende der Fall, was unter anderem darauf zurückzuführen war, daß die Regierung auch das Geld unter Kontrolle hatte und einfach nach Gutdünken mehr Geld in Umlauf gebracht hat.
Dem hat man sich nach dem Krieg durch die Einführung der Bundesbank zu entziehen versucht, wobei deren alleine Aufgabe die Sicherstellung der Geldwertstabilität war.
7. Dabei hat man leider Pest gegen Cholera ausgetauscht, weil durch das Zentralbanksystem Geld jetzt nicht mehr einen Wert darstellt, sondern von Anfang an nur Schulden darstellt, was jetzt in der Diskussion über die Konsumgutscheine wieder deutlich wurde. In einer wertgedeckten Währung könnten die Konsumguschein eine gute Idee sein, aber das eigentliche Übel ist der Zins. Ohne Zins bräuchten wir kein zwingendes Wirtschaftwachstum, das würde jetzt hier aber zu weit führen.
Fazit: Inflation ist sehr gut, wenn man Schulden hat, und ganz schlecht, wenn man Geldwert hat. Sachwerte sind im Normalfall von der Inflation nicht betroffen, bringen aber auch keine außerordentlichen Erträge.
Wenn ich das jetzt richtig gesehen habe, sollten damit alle Fragen einigermaßen beantwortet sein, wenn nicht, bitte noch mal nachfragen.
Ach so, die DDR-Geschichte mit dem Umtausch ist nur teilrichtig, bis zu einem bestimmten Betrag (ich meine, irgendwas um 23.000 DDR-Mark) wurde 1:1 umgetauscht und alles darüber 2:1. Ich habe einen Bekannten, der wurde damals für die Umtauschaktion extra von seiner Bank für ein paar Wochen nach Ost-Berlin versetzt.
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Truth is stranger than fiction, because fiction has to make sense.
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10.12.2008, 15:56
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Neuer Benutzer
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Registriert seit: 08.12.2008
Beiträge: 9
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Also doch, solange keine Währungsreform stattgefunden hat kann ich meine Schulden bezahlen wenn ich das Geld habe, auch wenn es faktisch nichts wert ist. Richtig ?
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10.12.2008, 17:05
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Moderator
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Registriert seit: 29.12.2006
Ort: 845m über dem Meeresspiegel
Beiträge: 6.539
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Zitat:
Zitat von Bernd68
Also doch, solange keine Währungsreform stattgefunden hat kann ich meine Schulden bezahlen wenn ich das Geld habe, auch wenn es faktisch nichts wert ist. Richtig ?
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Richtig!
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11.12.2008, 04:37
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Neuer Benutzer
Infokrieger
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Registriert seit: 04.10.2008
Beiträge: 24
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Außer ! Der Zahlungsverkehr wird ruckzuck ausgesetzt. Zuletzt gesehen bei der isländichen Bank Kaupthing. Da ging einige Tage auch nichts mehr.
Keine Abhebungen. Keine Transaktionen.
Da liegt die Vermutung wohl nahe, dass Banken in einer Hyperinflationsphase ihr Tagesgeschäft kurzerhand aussetzen.
Also ich persönlich würde nicht darauf hoffen eine 30 000 Euro Restschuld mit einem Stück Brot bezahlen zu könnnen.
Aber schön wärs. Megakredit aufnehmen. In Strandhäuser und Reis investieren. Während des Crash dann mit dem Reisverkauf an die Nachbarn den Megakredit tilgen. Einige Jahre danach happy und schuldenfrei am Strand liegen : )
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11.12.2008, 11:32
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Neuer Benutzer
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Registriert seit: 08.12.2008
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Da ist dann halt nur die Frage ob das rechtens ist....
Kann ja nicht sein, das die Bürger Ihre Geldwerte verlieren und die Banken einfach ihr Tagesgeschäft einstellen um schadlos aus der Sache
heraus zukommen. Ich kenn mich zwar nicht aus aber das so etwas rechtlich einwandfrei ist, kann ich mir nicht vorstellen.
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11.12.2008, 13:01
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Neuer Benutzer
Infokrieger
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Registriert seit: 04.10.2008
Beiträge: 24
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Bin ja auch kein Experte aber ich denk es mir mal. In Krisenzeiten ist sowieso alles erlaubt. Da wirst schwer auf dein Recht beharren können und im Nachhinein wirds auch eine schwierige Sache.
Also ich glaube die Banken schließen als Erster. Kann halt nur abraten darauf zu spekulieren - ein Tipp halt ; )
Anders wäre das vllt bei Privatkrediten.
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11.12.2008, 14:00
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Erfahrener Benutzer
Infokrieger
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Registriert seit: 09.11.2008
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Hmmm
Ich wage mich mal aufs Glatteis. Ich selbst habe zum Glück noch nie Schulden gehabt, aber:
Wenn ich hohe Schulden hätte, mit dem Hintergrundwissen das ich im Moment besitze, würde ich noch "schnell" Privatinsolvenz beantragen. Egal was kommt, damit bin doch unterm Schirm, oder?
Ansonsten würde ich versuchen meine Schulden zu begleichen und glatt in die Krise zu gehen. Auf KEINEN Fall würde ich dem System vertrauen.
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......wenn man jemanden fürchtet, dann kommt es daher, dass man diesem jemand Macht über sich eingeräumt hat......H.Hesse
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11.12.2008, 17:21
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Erfahrener Benutzer
Infokrieger
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Registriert seit: 09.12.2008
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Re: Hmmm
Zitat:
Zitat von Chukwuma
Ich wage mich mal aufs Glatteis. Ich selbst habe zum Glück noch nie Schulden gehabt, aber:
Wenn ich hohe Schulden hätte, mit dem Hintergrundwissen das ich im Moment besitze, würde ich noch "schnell" Privatinsolvenz beantragen. Egal was kommt, damit bin doch unterm Schirm, oder?
Ansonsten würde ich versuchen meine Schulden zu begleichen und glatt in die Krise zu gehen. Auf KEINEN Fall würde ich dem System vertrauen.
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Privatinsolvenz bedeutet aber z.B. auch Wohlverhaltensphase. Und, wie gesagt, wenn die Schulden dazu benutzt wurden, um Eigentum zu schaffen oder sonstige Werte und diese Werte schon teilweise schuldenfrei sind, sind diese Werte vernichtet. Ob das eine gute Idee ist, wenn das freiwillig geschieht ? Da hast Du ja auch für gearbeitet.
Und mittlerweile holen sich Vermieter Auskünfte bei CreFo oder Bürgel über potentielle Mieter, und eine Privatinsolvenz bedeutet immer tiefrot, kann also schon sein, daß man Schwierigkeiten haben wird, irgendwo zu wohnen oder auch nur Telefon zu bekommen.
Gehen wir jetzt, was in einem anderen Thread diskutiert wird, von einem nahen kompletten Systemcrash aus, dann ist Privatinsolvenz natürlich cool, weil vor einem Neustart ein kompletter Reset erfolgen müßte. Dann könnte die Zockerei aufgehen.
Aktuell hat die Regierung hat zwar 500 Mrd € zugesagt, um die Banken (warum eigentlich ?) zu stützen, aber glaub´ ja nicht, daß nur ein Kleiner davonkommen wird, wenn er sich verzockt hat und seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann. Da springt kein Staat als Bürge ein, nicht mal bei der so wichtigen Automobilindustrie (die sich nicht verzockt hat!), wie ich heute von Herrn Köhler vernommen habe.
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22.01.2009, 21:02
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Netter Artikel
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28.01.2009, 11:15
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Zitat:
Ach so, die DDR-Geschichte mit dem Umtausch ist nur teilrichtig, bis zu einem bestimmten Betrag (ich meine, irgendwas um 23.000 DDR-Mark) wurde 1:1 umgetauscht und alles darüber 2:1. Ich habe einen Bekannten, der wurde damals für die Umtauschaktion extra von seiner Bank für ein paar Wochen nach Ost-Berlin versetzt.
Es waren 4000DDR-Mark die 1:1 getauscht wurden. Der Rest 2:1
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