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Ein Feuerball, ein Superbolide – und ein Werkzeugkoffer
Andreas von Rétyi
Wieder hat’s mächtig gekracht – es scheint so, als ob der Himmel jetzt schon tüchtig Silvester feiert! Erst vor kurzem raste ein gigantischer Feuerball über den abendlichen Himmel kanadischer Provinzen. Jetzt explodierte über Colorado ein Meteor mit der hundertfachen Helligkeit des Vollmonds. Was spielt sich da ab?
Unheimlich, aber wahr! Schon wieder zerreißt ein gigantischer Feuerball die Dunkelheit des nordamerikanischen Nachthimmels! Diesmal fegte ein Superbolide über den US-Bundesstaat Colorado hinweg und erleuchtete das Firmament taghell. Das Objekt blitzte am frühen Morgen des 6. Dezember auf und machte Meteorexperten damit ein ganz besonderes Nikolausgeschenk. Rund zwei Wochen zuvor zuckte ein anderer Riesenfeuerball über den Himmel, und wie berichtet suchen Sammler und Fachleute mittlerweile gleichermaßen nach Überresten des kosmischen Geschosses.
Solche Ereignisse sind normalerweise recht selten, ereignen sich eher in Abständen von Monaten oder Jahren. Was geht im All vor sich, dass plötzlich schon wieder ein so dicker Brocken auf die Erde stürzt? Kündigt sich da etwas Größeres an? Gegenwärtig gibt es keinerlei Hinweise darauf, doch möglicherweise werden schnell entsprechende Gerüchte in die Welt gesetzt. Das allerdings wäre reiner Sensationalismus. Es kann sein, dass die beiden Himmelskörper vom gleichen Ursprungsobjekt stammen, doch müssen erst Vergleichsproben oder exakte Bahnbestimmungen vorliegen, um hierzu eine klare Aussage treffen zu können. Allerdings: Der Zufall hat bekanntlich kein Gedächtnis. Es ist nicht das erste Mal, dass sich so eine Wiederholung ereignet. Beispielsweise wurde 1971 in der kleinen amerikanischen Gemeinde Wethersfield ein Hausdach von einem Meteoriten durchschlagen. Elf Jahre später ging wieder ein Meteorit in Wethersfield nieder und donnerte ebenfalls durch ein Hausdach!
Wahrscheinlich werden in den nächsten Tagen und Wochen interessierte Beobachter noch gespannter zum Himmel aufblicken, ob vielleicht gar ein dritter Feuerball in der Atmosphäre verglüht. Das wäre dann allerdings schon merkwürdig.
Hinweise auf militärische Experimente sind aufgrund der charakteristischen Details der Leuchterscheinungen immerhin auszuschließen. Und auch der am 18. November 2008 von Shuttle-Astronautin Heidemarie Stephanyshyn-Piper im Orbit verlorene, rund 100.000 Dollar teure NASA-Werkzeugkoffer war es nicht. Der kreist nämlich weiterhin auf einer leicht elliptischen Bahn um unsere Erde. Die amerikanische Luftraumüberwachung hat dem Koffer bereits eine eigene ID-Nummer gegeben: NORAD 33442. International wird er als Objekt 2008-067 BL »gehandelt«. Alle 91,5 Minuten schwebt der Koffer einmal komplett um unseren Planeten herum, wobei er gegenwärtig nicht näher als 352,9 Kilometer an die Erdoberfläche herankommt. Am 9. Dezember 2008 beispielsweise taucht er gegen 16.40 Uhr am frühabendlichen Himmel über Deutschland auf, zieht aber diesmal in einem flachen Bogen, also recht horizontnah, über uns hinweg und ist dabei zudem auch lichtschwach. Schon nach wenigen Minuten ist er wieder verschwunden. Allmählich aber wird dieser unfreiwillige Satellit in die tieferen Schichten der Atmosphäre eintauchen und ein feuriges Ende nehmen. Dann wird er tatsächlich als Feuerball zu sehen sein.
Was jetzt über Colorado in die Tiefe stürzte, muss erst noch identifiziert werden. Astronom Chris Peterson konnte das Objekt mit einer Spezialkamera aufnehmen, einer in Guffey bei Colorado Springs aufgestellten All-Sky-Meteor-Kamera. Diese Kameras bestehen im Wesentlichen aus einem Kugelspiegel, der den gesamten Himmel abdeckt. Das eigentliche Aufnahmegerät hängt an Streben über dem Mittelpunkt des Spiegels, ähnlich wie der Subreflektor einer Satellitenschüssel. »Innerhalb der siebenjährigen Betriebszeit ist dies der hellste von mir aufgezeichnete Feuerball«, kommentiert Peterson seine Beobachtung und ergänzt: »Ich schätze die finale Explosion auf -18 Größenklassen, über hundertmal heller als der Vollmond.« Damit befindet sich die »Nikolaus-Explosion« von 2008 noch am unteren Ende der Helligkeitsskala für extrem leuchtkräftige Feuerbälle, der Superboliden. In neuerer Zeit wurde ein solcher Superbolide 1997 über El Paso gesichtet, ein weiterer 2007 über Slowenien.