Nun nutze ich die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas einmal dafür, die bisherigen Berichte in einem geordneten Ablauf zusammenzufassen.
Wem manche Interpretation nicht gefällt oder manch einen Link nicht als seriös erscheint, der möge es einfach besser machen...
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Operation: Geschmolzenes Blei
Das Erste Opfer im Krieg ist immer die Wahrheit
Am 27. Dezember 2009 startete das israelische Militär seine Offensive gegen die palästinensische Bevölkerung des Gaza-Streifens. Operationsname: „Geschmolzenes Blei“. Vorangegangen war den massiven Angriffen ein neuerlicher Raketenbeschuss des israelischen Territoriums, nahe der palästinensischen Gebiete.
In Zuge der darauf folgenden und 23 Tage andauernden Angriffe auf den Gaza-Streifen, stiegen die zivilen Opfer auf Seiten der Palästinenser in die Tausende. Man berichtet von weit über 1.000 Toten und mehr als 5.000 Verletzten. Schuld an diesen hohen Verlusten innerhalb der Zivilbevölkerung sei jedoch einzig die Hamas, deren „feigen“ Kämpfer sich innerhalb der zivilen Bevölkerung verstecken und diese somit als lebendigen Schutzschild missbrauchen.
So lautet zumindest der offizielle Tenor, innerhalb der Berichterstattung. Und auch wenn diese Darstellung nicht vollends gelogen ist, so spricht aus derartigen Zeilen auch ganz gewiss nicht die Wahrheit. Denn diese ist ungleich komplexer und bedarf einer differenzierten Betrachtung, will man die beispiellose Eskalation innerhalb dieses bereits seit Jahrzehnten anhaltenden Konfliktes auch nur ansatzweise verstehen.
Bruch der Waffenruhe
Während die israelische Regierung nicht müde wird, ihr Recht auf Selbstverteidigung zu betonen und den Militäreinsatz gegen Gaza als einen defensiven Akt zu deklarieren, sieht die Faktenlage hinter den Ereignissen jedoch völlig anders aus. Entgegen der allgemeinen Berichterstattung war es nämlich nicht die Hamas, welche die, im Juni 2008 ausgehandelte und vier Monate andauernde, Waffenruhe gebrochen und die andere Seite fortwährend provoziert hatte. Die Aggressionen gingen in diesem Fall vollkommen ersichtlich von Seiten der israelischen Regierung aus.
Wie aus einer Statistik des „Intelligence and Terrorism Center, Israel“ [1] ersichtlich ist (siehe Abbildung ), hatte die Hamas, nach Vereinbarung der Waffenruhe den Beschuss Süd-Israels nahezu vollkommen eingestellt. Im Zeitraum von Juli bis Oktober 2008 gingen in Israel gerade einmal 15 Qassam-Raketen nieder, welche nach israelischer Ansicht jedoch nicht auf Weisung der palästinensischen Hamas abgefeuert worden waren. [2] Erst im November hatte die Hamas wieder mit dem Beschuss der Grenzgebiete begonnen und den Waffenstillstand bis zu diesem Zeitpunkt also eingehalten. Was aber war passiert, dass im Laufe des Novembers wieder ganze 68 Raketen auf die Gebiete Süd-Israels abgefeuert werden sollten?
Zunächst war es von der israelischen Regierung versäumt worden, den neu ausgehandelten Frieden dafür zu nutzen, die Blockade des Gaza-Streifens aufzuheben oder diese zumindest zu lockern, um so einer weiteren Entspannung der Lage zuzuarbeiten. Stattdessen überließ man die 1,5 Millionen Menschen umfassende Bevölkerung des Gaza-Streifens weiterhin, von nahezu allen Hilfslieferungen abgeschnitten, ihrem Schicksal. Umgeben von Mauern, ohne Strom, ohne Heizung und ohne ausreichende Nahrungsmittel, saßen die Menschen in Gaza frierend und hungernd in ihrem gigantischen Gefängnis fest. Das ein solches Klima nicht zur Entspannung des Konfliktes beitragen mag, ist leicht ersichtlich. Das es den Palästinensern mit der Einhaltung der Waffenruhe ernst war, jedoch ebenso. Denn diese nahmen den Beschuss Israels trotz ihrer misslichen Lage, welche einem UN-Berichterstatter für das Recht auf Nahrung zufolge mit den ärmsten Ländern südlich der Sahara zu vergleichen sei [3], nicht wieder auf.
Erst als eine israelische Militäreinheit am 4 November 2008 auf palästinensisches Territorium vordrang und dort sechs Mitglieder der Hamas ermordete reagierte die palästinensische Seite mit einer Welle von Raketenangriffen auf den Süden Israels. [4] Gerechtfertigt hatte Israel den Bruch der Waffenruhe damit, einen Tunnel zerstören zu müssen, welcher in israelisches Gebiet hineingegraben werden sollte und dazu hätte benutzt werden können israelische Soldaten zu entführen. Das der isolierte Gaza-Streifen jedoch über eben jene geheimen Tunnelanlagen auch mit den lebensnotwendigen Gütern ( wie beispielsweise Nahrung ) versorgt wird und Israel der Entstehung dieser Tunnels somit selbst hervorgerufen hatte, ließ man hierbei natürlich vollkommen außer Acht.
Das der Krieg in Gaza als eine Antwort auf den Beschuss Süd-Israels durch die Qassam-Raketen der Hamas zu begreifen sei, kann demnach nur als die halbe Wahrheit gesehen werden. Die andere Seite der Medaille zeigt hingegen auf, dass die Raketen erst wieder zu fliegen begannen, nachdem Israel eine bewaffnete Kommandoeinheit nach Gaza geschickt und somit ihrerseits die Waffenruhe bereits vor den Palästinensern gebrochen hatte.
Vermeidung ziviler Opfer
Ein immer wieder zu vernehmender Vorwurf gegen die Hamas besagt, dass diese für die hohen zivilen Opfer innerhalb der palästinensischen Bevölkerung selbst verantwortlich sei, da sich ihre „feigen“ Kämpfer hinter der Zivilbevölkerung „verstecken“. Um diese Situation aber angemessen zu beurteilen, ist es notwendig, die Gesamtsituation innerhalb des Gaza-Streifens zu betrachten, dessen Territorium ( gerade einmal 360 km² groß ) zu den dichtbesiedelsten Arealen der Welt zählt.
( Siehe hierzu: „Hintergründe zum Gaza-Krieg – Vergleiche, Geschichte und mögliche Perspektiven“. - 2 Beiträge weiter oben! )
Der Gedanke, dass sich die Hamas außerhalb der Stadtgebiete ansiedeln könne um so eine direkte Konfrontation mit der israelischen Streitmacht einzugehen ist aber auch ungeachtet der im Gaza-Streifen vorherrschenden demographischen Situation geradezu absurd. Denn die Armee der Hamas ist, mit ihren AK47 und selbstgebauten Qassamraketen, höchstenfalls als eine bessere Guerillatruppe zu betrachten, welche sich mit der hochgerüsteten Hightech-Armee der israelischen Regierung konfrontiert sieht, welche ihrerseits als eine der schlagkräftigsten Streitmächte des Planeten gilt.
Wer also davon ausgeht, dass die Hamas einen Kampf Mann-gegen-Mann eingehen müsse, um zivile Opfer zu vermeiden, der verkennt nicht nur, dass dies einem Selbstmordakt gleichkäme, sondern auch, dass dieses Modell der Kriegsführung längst überholt ist. Denn in einem postmodernen Krieg, wird die Schlagkraft des Feindes zunächst durch gezielte Luftschläge und Artilleriefeuer so weit geschwächt, bis der Einsatz von Bodentruppen auf ein höchstmögliches Mindestmaß an Gefahr für die eigenen Truppen herabgesetzt wurde und der Feind nahezu gefahrlos überrannt werden kann. Wer nach Berücksichtigung dieser Sachlage immer noch davon ausgeht, die Hamas habe die Pflicht, sich aus den Stadtgebieten abzusetzen, der verlangt, dass sie sich schutzlos von ( mindestens als ebenso „feige“ zu bewertenden ) Luftschlägen der Israelis zu Tode bomben ließen.
Das es bei der israelischen Militäroffensive jedoch in Wahrheit gar nicht um die Vermeidung ziviler Opfer geht, dass zeigt der Einsatz der verschiedenen Waffengattungen in diesem Krieg auf.
So wurde neben konventionellen Marschflugkörpern auch der Einsatz von Weißem Phosphor gemeldet; einer Waffe, deren Einsatz zwar nicht illegal ist, jedoch in der öffentlichen Kritik steht, da ihre Verwendung ( gerade in dicht besiedelten Gebieten; zu welchen auch Gaza-Stadt zählt ) zu massiven Opferzahlen in der Zivilbevölkerung führen kann. [5]
Der norwegische Arzt und Professor, Mads Gilbert, berichtete darüber hinaus auch den Einsatz von sogenannter DIME-Munition [6], welche mit abgereichertem Uran bestückt sein soll und somit gen-toxisch wirke.
Die Verwendung einer solchen Waffe innerhalb eines städtischen Gebietes wie dem Gaza-Streifen kann durch nichts anderes bezeichnet werden als mit dem Wort „Genozid“, da sie das Potential birgt, den Genpool der palästinensischen Bevölkerung auf Generationen nachhaltig zu schädigen.
Während aufgrund derartiger Berichte eine zunehmende Kritik an der Unverhältnismäßigkeit des israelischen Militäreinsatzes laut wurde, gab man sich in Tel Aviv alle Mühe die Illusion eines gerechten Verteidigungskrieges aufrecht zu erhalten.
So präsentierte man der Presse, nach dem Bombardement einer UNO-Schule mit hohen zivilen Opferzahlen eine Videoaufnahme, welche zeigte wie Mösergranaten aus dem Gebäude abgefeuert worden waren. Dies sollte verdeutlichen, dass man das Feuer lediglich erwidert und die „feige“ Hamas sich in dem Gebäude versteckt habe. Doch stellte sich alsbald heraus, dass die Aufnahme aus dem Jahre 2007 stammte und somit nichts mit der aktuellen Situation in Gaza zu tun hatte. – Dieser propagandistische Mediencoup ging also gründlich nach hinten los.
Ein weiterer Versuch, den Anschein eines verhältnismäßig geführten Krieges aufrecht zu erhalten war die Berichterstattung darüber, dass die Hamas die Stadt Sderot ebenfalls mit einer Phosphorgranate beschossen habe. Als Beleg für diesen Bericht verwendeten die Medien das bereits seit Tagen im Internet kursierende Bild einer israelischen Phosphorbombe über Gaza-Stadt. [7] Zwar wurde nicht explizit behauptet, es handle sich bei diesem Bild um den Angriff auf die israelische Stadt Sderot, doch war die suggestive Aussage des Bildes eindeutig auf die Manipulation des Betrachters ausgelegt.
Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson
Betrachtet man die Kette der Ereignisse, welche schlussendlich zu der Eskalation im Gaza-Konflikt geführt hatte, so muss man sich zwangsläufig fragen, wieso sich westliche Politiker zu einer derartig einseitigen Parteinahme für Israel hinreißen ließen?
Was mochte beispielsweise die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel (CDU), dazu bewogen haben, gleich nach Beginn der Kampfhandlungen „die Alleinschuld einzig bei der Hamas“ zu sehen? [8] – Ist es doch recht unwahrscheinlich, davon auszugehen, dass die Bundeskanzlerin weder über die lange Entstehungsgeschichte des Konfliktes im Bilde ist und bislang nichts von der weitestgehend illegalen und internationalem Recht zuwiderlaufenden Siedlungspolitik Israels [9] vernommen hatte, noch etwas von dem Bruch der Waffenruhe durch das israelische Militär, am 4 November 2008, gewusst haben will.
Ein erster Erklärungsansatz mag die Möglichkeit bieten, dass sich die deutsch Politik Israel historisch verpflichtet fühlt. So erklärte Angela Merkel, bei ihrem Besuch in der Knesset, am 18 März 2008, Israels Sicherheit quasi zur deutschen Staatsräson, indem sie sagte:
Zitat:
Zitat von Angela Merkel
„Jede Bundesregierung und jeder Bundeskanzler vor mir waren der besonderen historischen Verantwortung Deutschlands für die Sicherheit Israels verpflichtet. Diese historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Das heißt, die Sicherheit Israels ist für mich als deutsche Bundeskanzlerin niemals verhandelbar – und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben.“ [10]
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Freilich hatte sie diese Worte damals in Hinblick auf das iranische Atomprogramm formuliert, doch lassen sie sich durchaus auch im Kontext zu den aktuellen Geschehnissen im Jordanland interpretieren.
Doch ist es in diesem Zusammenhang auch mehr als fraglich, ob der massive Militäreinsatz in Gaza-Stadt zu einer erhöhten Sicherheit Israels beitragen mag. Denn die über 1.000 toten und mehr als 5.000 ( teils schwer- ) verletzten Palästinenser könnten viel eher dazu beitragen, dass sich noch mehr Menschen in einem Gefühl von Ohnmacht, Hass und Zorn verlieren und schließlich zu den Waffen greifen werden. Und dies gilt nicht nur für die Bevölkerung des Gaza-Streifens. Auch die Palästinenser der übrigen Autonomiegebiete, wie beispielsweise der Westbank, die sympathisierende Hisbollah im Libanon oder die Muslime im benachbarten Syrien, könnten sich in einem Akt der Solidarität gegen Israel erheben. Ein Szenario, welches einem Flächenbrand in der gesamten Region gleich käme und dessen Vorboten bereits durch den Beschuss Nord-Israels [11] und einem Schusswechsel an der syrischen Grenze [12] in greifbare Nähe gerückt zu sein scheinen.
Würde eine Frau Merkel demnach nicht eher ihrer historischen Verantwortung gegenüber Israel gerecht werden, wenn sie sich gegen diesen Krieg stellen würde? Wirkliche Freunde müssen schließlich auch dazu in der Lage sein, ihren Freunden entgegenzustehen, wenn sie den begründeten Verdacht haben, dass sich der Partner durch sein Handeln einem unkalkulierbaren Risiko auszusetzen droht.
Zwar ist es in diesem Zusammenhang wichtig zu erwähnen, dass die Sicherheit der grenznahen israelischen Städte, wie beispielsweise Sderot, tatsächlich durch den Beschuss von Hamas-Raketen einer reellen Gefahr ausgesetzt sind, doch muss hier auch erwähnt werden, dass das Bild, welches durch die pure Anzahl der abgefeuerten Raketen gezeichnet wird ( immerhin 135 Qassam innerhalb der letzten 6 Monate ) nicht viel über deren tatsächliches Gefahrenpotential aussagt. Denn diese selbstgefertigten Waffen verfügen über keinerlei Zielsuchfunktion und können deshalb nur grob in die vorgegebene Richtung abgefeuert werden, weshalb sie zumeist irgendwo in der Wüste niedergehen und nur höchstselten ihr Ziel erreichen. Aufgrund dieser Tatsache kamen in den letzten sieben Jahren nicht mehr ( Aber auch nicht weniger! ) als drei Menschen der Stadt Sderot durch den Beschuss mit Qassam-Raketen zu Tode. [3]
Diese Zahl soll jedoch nicht dazu dienen, die israelischen Toten gegen die der palästinensischen Seite aufzurechnen. Denn jeder Tote ist zu beklagen und bringt neben unsagbarem Leid für Freunde und Verwandte auch einen weiteren Schritt in Richtung Eskalation mit sich.
Wer hingegen meint, dass (X) tote Palästinenser (X) tote Israelis rechtfertigen können oder das (X) tote Israelis (X) tote Palästinenser rechtfertigt, der bewegt sich moralisch auf einem überaus schmalen Grad und redet ( ob nun wissentlich oder unwissentlich ) Leuten wie dem deutschen Innenminister Wolfgang Scheuble (CDU) nach dem Munde, wenn dieser den Abschuss von Verkehrsflugzeugen legitimiert wissen möchte, sollten sich diese in der Hand von Terroristen befinden und somit die Möglichkeit bestehen, dass durch die Eliminierung von Besatzung und Passagieren der Tod weiterer Menschen vermieden werden kann. – Menschliches Leben darf niemals zu einer verrechenbaren Variabel werden!
Doppelmoral der westlichen Regierungen
Was mag, neben der vordergründigen Sicherheit Israels, noch eine Rolle für die vorauseilende Parteinahme der westlichen Regierungen spielen?
Einen zumindest überdenkenswerten Ansatz, bei der Beantwortung dieser Frage mögen die immer wiederkehrenden Äußerungen bieten, es handle sich bei Israel um „die einzige Demokratie in der Region“. Denn diese Aussage ist nicht nur falsch; da beispielsweise auch die palästinensische Bevölkerung ihre Hamas-Vertretung auf demokratischen Wege gewählt [13] hat ( ob es einem nun passt oder nicht ) und auch im Libanon seit 1926 de facto eine parlamentarische Demokratie herrscht; sondern sie zeigen auch den Doppelstandard auf, mit welchem die Regierungen der Region von der westlichen Staatengemeinschaft bemessen werden.
Der Ausspruch „Israel sei die einzige Demokratie in der Region“ bedeutet demnach nichts anderes, als dass Israel die einzige Regierung in der Region ist, welche im Interesse der westlichen Hemisphäre handelt. So wird mit dem israelischen Staat nicht nur über eine Mitgliedschaft in der EU diskutiert [14], sondern auch immer wieder betont, dass Israel ein „verlässlicher Partner“ im Nahenosten sei.
Ein weiterer bigotter Aspekt in der vorherrschenden Kriegsrhetorik ist die fortwährende Erwähnung, dass die Waffen der Hamas aus den ( „Schurken“- ) Staaten Syrien, Libanon und Iran über die ägyptische Grenze in den Gaza-Streifen geschmuggelt werden.
Hierdurch wird eine Verbindung dieser Staaten geschaffen, welche sie allesamt in das gleiche terroristische Licht rückt, jedoch ohne dabei der Fragestellung nachzugehen, woher denn eigentlich die hochwertigen Waffenarsenale des israelischen Militärs stammen.
Geht man dieser Frage konsequent nach, so bekommt man eine ungefähre Ahnung davon, wer kein Interesse daran haben mag, den israelischen Angriffskrieg zu einem völkerrechtswidrigen Akt zu erklären, da auf diesem Wege auch die lukrativen Waffengeschäfte mit Tel Aviv in Frage gestellt werden müssten.
Erwartungsgemäß sind es gerade jene Staaten, die sich vorschnell auf die Seite der Israelis geschlagen haben, welche an diesem Krieg am fleißigsten mitverdienen.
So wollen beispielsweise die USA derzeit ein ( voraussichtlich deutsches ) Frachtschiff chartern, um rund 3.000 Tonnen Munition, verladen auf 325 Standardcontainer, vom griechischen Hafen Astakos zum israelischen Hafen von Ashdod zu verschiffen. [15]
Währenddessen soll auch das deutsche Containerschiff „MS Wehr Elbe“, den Aussagen des Amnesty International Direktors Malcolm Smart zufolge, am 20. Dezember 2008, die US-Küste mit 989 Containern voller Sprengstoff und Munition in Richtung Israel verlassen haben. [16]
Doch ist Deutschland in den Waffenhandel mit Israel nicht lediglich auf logistischer Ebene tätig. So ließ der Leiter des „Berliner Informationszentrums für Transnationale Sicherheit“ (BITS), Otfried Nassauer, verlautbaren [17], dass die Firma Rheinmetall, Düsseldorf, beispielsweise die 120 Millimeter-Glattrohr-Kanone der israelischen Panzer entwickelte, während Rheinmetall und IDB Deisenroth in Lohmar die Panzerungen der Fahrzeuge produzierten. Israels moderne Merkava-Kampfpanzer fahren mit MTU-Motoren (Motoren- und Turbinen-Union, ein ehemaliges deutsches Unternehmen), die in den USA in Lizenz produziert werden. Ihre Getriebe stammen vom Augsburger Unternehmen Renk. Auch die Motoren der israelischen Schnellboote und Korvetten, von denen aus der Gaza-Streifen beschossen wird, stammen von MTU.
Solche Exporte erfolgen jedoch nur nach einer vorherigen Genehmigung durch die Bundesregierung!
Eben hier könnte sich der Kreis schließen, warum neben Personen wie George W. Bush und Angela Merkel auch Außenminister Frank Walter-Steinmeier und der Vizeregierungssprecher Thomas Steeg so überaus vorschnell auf das legitime Recht Israels zur Selbstverteidigung verwiesen haben.
Und welche Motivation mag der Regierung Israels für den blutigen Konflikt mit Gaza zugrunde liegen?
Neben einem möglichen Vorantreiben ihrer radikal-zionistischen Agenda, spielen wohl auch noch weitaus weltlichere Motive in die aktuellen Machenschaften der israelischen Administration hinein.
Hier wäre neben einem Wahlkampftaktischen Kalkül für die anstehenden Parlamentswahlen vor allem die im Jahre 2000 entdeckten Erdgasfelder vor der Küste des Gaza-Streifens zu nennen, welche nach rechtlichem Standard zwar den Palästinensern gehören, für welche die israelische Regierung jedoch bereits unter Ministerpräsident Ariel Sharon, im Jahre 2001, eigene Ansprüche geltend gemacht hat. Zumindest legen die Recherchen welche Professor Michel Chossudowski Anfang des Jahres bei „Global Research“ veröffentlichte und welche eine höchstverdächtige Timeline in Bezug auf die Verhandlungen um die Förderrechte der Erdgasreserven, dem Waffenstillstandsabkommen mit den Palästinensern im Juni 2008 und dem Ausbruch des Krieges, am 27. Dezember 2009, herleiten, den Verdacht nahe, dass es für Israel bei diesem Konflikt primär um die Eroberung eben dieser Energieressourcen gehen könnte. [18] Und nicht etwa, wie immerzu behauptet, um die Sicherheit des eigenen Volkes.
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Quellenverzeichnis/Anmerkungen
[1]
Intelligence and Terrorism Center, Israel; Homepage
[2] Merk Regev ( Israelischer Sprecher ) bestätigt Einhaltung der Waffenruhe durch die Hamas;
Youtube-Video
[3]
„An Unnecessary War“; Jimmy Carter; Washington Post; 8 Januar 2009-01-19
[4]
CNN; Rick Sanchez
[5]
„Phosphor-Verdacht: Rauchbombeneinsatz entfacht Vorwürfe gegen Israel“; Spiegel-Online; 6. Januar 2009
[6]
DIME-Munition (Dense Inert Metal Explosive). Die Wirkung dieser Waffen beruht auf der Einsprengung feinster Metallpartikel in den Körper unter hohem Druck. Die Munition führt zu Verbrennungen 3. Grades, dann verteilen sich die Metallpartikel im Körper und sind so klein, dass sie auch röntgendiagnostisch nicht auffindbar sind. Darüber hinaus soll die Munition mit abgereichertem Uran bestückt sein und damit gentoxisch wirken. Israel setzt diese Munition schon seit 2006 in Gaza ein, nie zuvor jedoch in einer derartigen Menge.
[7]
“Hamas setzt erstmals Phosphorgranate ein”; BAZ-Online
[8]
„Merkel gibt Hamas Alleinschuld an Entwicklung in Nahost“; Focus-Online; 29. Dezember 2008
[9] Die Studie
„Breaking the law in Westbank“ von „Peace Now“ beziffert die illegal auf palästinensischem Boden errichteten Siedlungen Israels auf circa 40%.
[10]
„Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor der Knesset“; 18. März 2008
[11]
„Raketenbeschuss aus dem Libanon: Ban fordert bedingungslose Hilfe für Gaza“; Netzeitung; 14. Januar 2009
[12]
„Jordanien dementiert Beschuss von israelischer Militärstreife“; RIA Novosti; 13. Januar 2009
[13] Es besteht nicht nur Grund zu der Annahme, dass die israelische Regierung den Aufstieg der Hamas toleriert hat, sie könnte diesen durchaus gefördert haben um der einst verhassten Fatah ein Gegengewicht entgegenzusetzen.
Vergleiche:
„Geschmolzenes Blei“; Uri Avnery; Hintergrund; 2. Januar 2009
[14] Shalom considers asking to join the EU; Haaretz (Reuters); 21. Mai 2003
Vergleiche:
“Israel und die EU: Fast eine Berührung“; haGalil.com; 24. Juni 2008
[15]
„US seeks ship to move arms to Israel“; Reuters; 9. Januar 2009
[16]
Reederei Oskar Wehr; Homepage
[17]
„Waffenexporte nach Israel: Der unsichtbare Dritte“; Otfried Nassauer; taz; 16. Januar 2009
[18]
„Krieg und Erdgas: Die israelische Invasion und Gazas küstennahen Gasfelder“; Michel Chossudowski; Hintergrund; 12. Januar 2009