Auf zum letzten Gefecht: Rechtzeitig zum 1. Jahrestag des Haider-Attentats bäumen sich die Propaganda-Medien gegen die Wahrheit auf. Munitioniert mit Rohrkrepierern aus dem politischen und juristischen Dunkelfeld versuchen sie, ihre Linien zu verteidigen. Mit Taschenspielertricks wollen sie dem Publikum einen Gegenbeweis als Beweis verkaufen: 7,59 Promille in Haiders Magen sollen ein Beleg für eine schwere Alkoholisierung sein. Netter Versuch: In Wirklichkeit sind sie ein Beweis für das genaue Gegenteil.
Uiuiui – da hat der Wisnewski aber daneben gelegen! Hatte der in seinem Buch Jörg Haider – Unfall, Mord oder Attentat? doch geschrieben, Haider habe keinen Alkohol im Magen gehabt! Und nun: 7,59 Promille im Magen! So steht es triumphierend in dem österreichischen »Nachrichtenmagazin« News vom 24. September 2009, dem angeblich »der vollständige Akt zum Haider-Unfall« vorliegt.
Peinlich. Allerdings – fragt sich nur für wen. Denn 7,59 Promille im Magen sind tatsächlich fast nichts. Tatsächlich muss Haiders (angebliche) Alkoholisierung also anders entstanden sein. Doch der Reihe nach.
Veröffentlichung von Aktenteilen ist ein Verdienst von Wisnewskis Buch
Zunächst einmal ist die Veröffentlichung dieser Befunde hauptsächlich dem Buch von Gerhard Wisnewski (Jörg Haider – Unfall, Mord oder Attentat?) zu verdanken. Ohne die dadurch angeregten Zweifel und Diskussionen hätte sich niemand bemüßigt gefühlt, nun Teile der Akten als »Gegenbeweis« durchsickern zu lassen. Erst dieses Buch brachte den nötigen Druck dafür auf. Die jetzige Veröffentlichung von Aktenteilen ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang der Aufdeckung der wahren Todesumstände von Jörg Haider, also ein wichtiger weiterer Schritt im Ermittlungsprozess um den Tod des Landeshauptmannes. Der nächste Schritt muss nun die Veröffentlichung der gesamten Ermittlungsakten einschließlich des Obduktionsberichtes sein – auch wenn dies für die Familie nicht einfach und sehr schmerzlich sein könnte. Denn der Fall Haider ist – leider – nicht nur eine Privatsache, sondern eine Angelegenheit von öffentlichem Interesse.
Des Weiteren stand in dem Buch von Wisnewski in Wirklichkeit zu lesen: »Während in Blut und Urin höhere Alkoholkonzentrationen gemessen worden seien, seien im Magen nur verschwindend geringe Mengen vorhanden gewesen. So gering, dass sie kaum auf einen oralen Konsum von Alkohol zurückgeführt werden können.«
Erst im Verlauf des Buches wurde diese Aussage zu »kein Alkohol im Magen« vereinfacht. Soll heißen: So verschwindend geringe Mengen, dass sie zu vernachlässigen sind. Man sollte das Buch also schon genau lesen.
Wo ist der Wodka geblieben?
Ja, aber 7,59 Promille sind doch keine verschwindend geringe Menge! O doch, nämlich dann, wenn dieser Wert im Mageninhalt gemessen wird. Während 7,59 Promille im Blut weit über dem Wert einer tödlichen Alkoholvergiftung liegen würden, sind sie im Magen sehr wenig. Besonders im Magen eines Menschen, der (laut anonymen Zeugenaussagen) eine Viertelstunde vor seinem Tod eine halbe bis ganze Flasche Wodka geleert haben und schwankend das Lokal verlassen haben soll. In diesem Fall nämlich sollte ein guter Teil des (mindestens 40-prozentigen) Wodkas noch im Magen schwappen.
So listet eine Doktorarbeit am Institut für Rechtsmedizin in Freiburg aus dem Jahr 2005 den Fall eines 44-jährigen, kurz nach Alkoholkonsum verstorbenen Mannes mit einer Blutalkoholkonzentration von 0,37 Promille auf. Bei ihm fand man noch 200 Milliliter einer »nach Rotwein riechenden Flüssigkeit im Magen«. Kurz: Der Rotwein befand sich zum Teil noch im Magen (Schlögl, Haiko: Verteilung von Ethylglucuronidin Leichengewebe und Körperflüssigkeiten).
»Nach dem unmittelbaren Konsum ist der Alkohol noch immer im Magen und im Dünndarm vorhanden«, heißt es in einem Papier eines toxikologischen Labors (Labtech Services AG: »Alkohol im menschlichen Körper«).
Und wie heißt es doch in dem Handbuch für Gerichtsmedizin der bekannten Gerichtsmediziner Bernd Brinkmann und Burkhard Madea in dem Kapitel »Sektionsbefund bei Alkoholvergiftung und chronischem Missbrauch« (S. 427; auch 1,8 Promille sind eine Alkoholvergiftung):
»Als sicherstes Verdachtsmoment muss immer noch der starke Alkoholgeruch der Leiche (insbesondere von Gehirn und Mageninhalt) gelten …«
Normalerweise werden solche Wahrnehmungen beim Fortgang der Sektion der Leiche im Sektionsprotokoll vermerkt. Schon um einer möglichen Vergiftung auf die Spur zu kommen, wird der Mageninhalt nach Menge, Aussehen, Beschaffenheit und Geruch bestimmt.
»Mageninhalt: Entnahme nach Eröffnung des Bauchraums, Abklemmen des Magens und Entleeren des Inhalts in ein Auffanggefäß, Dokumentation der Gesamtmenge. Verdächtige Materialien wie Tablettenreste, Pflanzenteile etc. sollten isoliert, getrocknet (z.B. auf Zellstoff) und gesondert aufbewahrt werden. Bei stark inhomogenem Inhalt ist eine Asservierung des gesamten Mageninhalts zu bevorzugen.« Empfehlungen der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie (GTFCh) zur Asservierung von Obduktionsmaterial für forensischtoxikologische Untersuchungen.
Auch in Jörg Haiders Magen hätte sich also noch ein guter Teil des angeblich konsumierten Wodkas finden müssen. Aber wo ist dieser Befund bei Jörg Haider, der angeblich wenige Minuten nach dem Genuss einer Flasche Wodka (die er zusammen mit einem unbekannten »jungen Mann« trank) verstorben ist? Wo sind diese Dokumentationen in den von News veröffentlichten Aktenteilen? Verstirbt ein Mensch unmittelbar bei oder nach exzessivem Alkoholkonsum, mag Alkohol im Blut sein oder auch nicht – im Magen befindet er sich ganz sicher, und zwar fast in seiner ursprünglichen Form.
Wie viel sind 7,59 Promille im Magen?
7,59 Promille Alkohol (die chemische Bezeichnung für Genussalkohol lautet Ethanol) im Magen: Ist das nun viel oder wenig?
Fangen wir ganz einfach an: Wodka hat einen Alkoholgehalt von etwa 40 Volumenprozent. Eine Viertelstunde nach dem angeblichen Konsum war Haider tot, sodass sich schätzungsweise noch die Hälfte des Wodkas/Alkohols in seinem Magen hätte befinden sollen. (»Nach 15 Minuten ist 50 Prozent des Ethanols resorbiert«, Peter Bützer: »Blutalkoholgehalt – sein Verlauf«.) Die Hälfte von der Hälfte einer Flasche Wodka (0,7 Liter) sind 175 Milliliter.
Wäre der Wodka der einzige Mageninhalt, bestünden demnach 40 Volumenprozent des Mageninhalts aus Alkohol. Würde man das in Promille ausdrücken (was normalerweise keinen Sinn ergibt), ergäbe das 400 Volumenpromille im Magen. Allerdings ist das eben zu einfach gerechnet. So geht ein Teil des Alkohols bereits in der Mundhöhle und in der Speiseröhre verloren (»diffundiert«). Auch durch die Magenwände diffundieren kleine Mengen Alkohol (zehn bis 20 Prozent; 80 bis 90 Prozent des Alkohols im Magen diffundieren erst im Darm). Und wenn Haider zwar nichts gegessen hat, so könnten doch andere Flüssigkeiten im Magen gewesen sein, vielleicht etwas Wasser und Magensäfte (bei nüchternem Magen 50 bis 100 Milliliter). Sind wir also großzügig und halbieren die 400 Volumenpromille auf 200 Volumenpromille. Nein: Sind wir ganz großzügig und schenken der offiziellen Version einfach drei Viertel der 400 Volumenpromille des Wodkas und gehen davon aus, dass Haiders Mageninhalt zum Zeitpunkt seines Todes mindestens 100 Volumenpromille Alkohol hätte haben müssen. Umgerechnet in Gewichtspromille wären das immer noch etwa 80 Promille.
»Im Falle einer maßgeblichen Alkoholisierung und noch nicht abgeschlossener Resorption liegen die Alkoholkonzentrationen im Gefäßsystem im Promille-, im Magen im Prozentbereich.«
Madea/Brinkmann: Handbuch gerichtliche Medizin, Berlin Heidelberg 2003, S. 470f.
Was bedeuten demgegenüber 7,59 Promille im Magen? Wie schon gesagt: So gut wie nichts. Sie bestätigen eher die Aussagen der seriösen Zeugen dieses Abends, die Haider an einer Weißweinschorle nippen sahen. Schaut man sich alle Aussagen der namentlich bekannten Zeugen vom Le Cabaret bis zum Stadtkrämer an, hat Haider den ganzen Abend über Wasser oder Weißweinschorle getrunken. Vielleicht hatte er dadurch auch den geringen, von den Münchner Gerichtsmedizinern »durch Begleitstoffanalyse« ermittelten »Dauer-Alkoholpegel« von 0,5 Promille. Der Wodkakonsum wurde dagegen, wie gesagt, nur von bis heute gegenüber der Öffentlichkeit anonymen »Zeugen« behauptet.
Gegenprobe: Wie viel Alkohol enthält eine Weißweinschorle?
Machen wir die Gegenprobe: Rechnen wir einmal mit einer Weißweinschorle. Eine Weißweinschorle (0,2 Liter) hat einen Alkoholgehalt von etwa fünf Volumenprozent, also 50 Volumenpromille. Käme die Weißweinschorle also vollständig im Magen an und würde sie dort auch nicht verdünnt, betrüge die Alkoholkonzentration im Magen 50 Promille (oder etwa 40 Gewichtspromille). Wie gesagt, geht aber bereits in Mund und Speiseröhre Alkohol verloren. Ein kleiner Teil diffundiert durch die Magenwand, bei einer milden Weißweinschorle ist nach einer Viertelstunde ohnehin schon die Hälfte im Darm, und natürlich wird die Schorle auch noch durch Magensäfte verdünnt. Dabei wird der Ausgangs-Alkoholwert der Weißweinschorle von 50 bzw. 40 Promille doch arg gerupft, und man könnte gut und gerne bei jenen 7,59 Promille herauskommen, die angeblich im Magen von Haider ermittelt wurden.
Das heißt, 7,59 Promille Ethanol im Magen ließen sich bei einem 15 Minuten nach dem Konsum verstorbenen nahrungsnüchternen Menschen durchaus mit einer oder zwei Weißweinschorlen in Einklang bringen, nicht aber mit einer halben Flasche Wodka, denn dabei betrüge der Ausgangsalkoholwert des Wodkas das Zehnfache, nämlich etwa 400 Promille! Selbst wenn davon der allergrößte Teil verloren ginge und der Wodka auch noch verdünnt würde, kommt man bei einem Tod 15 Minuten nach dem Konsum nicht auf nur 7,59 Promille Alkohol im Magen. Folgerichtig wäre eher der zehnfache Wert zu erwarten, nämlich an die 80 Promille.
Oraler Konsum von hochprozentigen Getränken ist nicht belegt
Nach dem bis jetzt bekannten Obduktionsergebnis stellt sich der behauptete Konsum von hochprozentigen Getränken also nicht dar. Weder werden Angaben zu Menge, Beschaffenheit, und Geruch des Mageninhaltes gemacht, noch reichen 7,59 Promille Alkohol im Mageninhalt aus, um den schnellen Konsum einer halben bis einer Flasche Wodka zu belegen. Sie werfen auch Fragen bezüglich der Aussagen der anonymen Zeugen auf, die Haider am Stadtkrämer bereits schwer angeschlagen ins Auto haben steigen sehen wollen. 7,59 Promille Alkohol im Magen begründen keinen akuten Rausch, denn sie bedeuten, dass nur 7,59 Tausendstel des Mageninhaltes aus Alkohol bestehen. Stellen wir uns vor, dieser Mageninhalt sei selber ein alkoholisches Getränk, das nun vom Darm aufgenommen wird. Dann betrüge sein Alkoholgehalt 0,759 Prozent. Damit könnte man nicht einmal ein zehnjähriges Kind betrunken machen.
7,59 Promille im Magen bestätigen eindrucksvoll sämtliche seriösen Zeugenaussagen des Abends, in denen ausschließlich vom Konsum von Wasser oder Weißweinschorle die Rede war.
Der Wert kann also gut und gerne durch die bekannten Weißweinschorlen entstanden sein.
Davon abgesehen ist er aber so niedrig, dass er überhaupt nicht durch orale Aufnahme von Alkohol in den Magen entstanden sein muss.
In einem Ausbildungspapier der Berliner Charité für die Polizei zur »Aufklärung von Vergiftungen in der Rechtsmedizin« heißt es über den Magen- und Dünndarminhalt
– erstens, dort bestehe eine »hohe Konzentration bei oraler Aufnahme« – was bei Haider nicht der Fall ist.
– und zweitens: Der Giftbefund in Magen und Dünndarm »kann auch bei andersartiger Applikation positiv sein«.
Für Alkohol gibt es keine Einbahnstraßen
Wie das? Ganz einfach: Im Körper gibt es für Gifte kaum Einbahnstraßen. Besonders Alkohol diffundiert zwischen den Organen hin und her. Die Hierarchie der Verteilungswege (und damit zunächst auch der Alkoholkonzentration!) bei oralem Konsum lautet zwar: Magen, Darm, Blut, Urin. Allerdings kann die Diffusion auch auf umgekehrtem Wege erfolgen, sodass Alkohol auch aus anderen Gefäßen oder Geweben in den Magen diffundieren kann – nämlich dann, wenn es ein umgekehrtes Alkohol-Gefälle gibt. Wenn also die Alkoholkonzentration in anderen Gefäßen und Geweben höher ist als im Magen. Sprich: Eine so geringe Menge ist vor dem Hintergrund der dubiosen Umstände für oralen Konsum nicht unbedingt signifikant. Schon gar nicht für oralen Konsum hochprozentiger Getränke.
Schließlich muss auch noch berücksichtigt werden, dass Haider schwere innere Verletzungen davontrug. In diesem Fall kann sich Alkohol relativ willkürlich verteilen und auch aus anderen Bereichen in den Magen gelangen. Auch zur Beurteilung dieser Situation wurden keine Obduktionsbefunde mitgeteilt.
Wenn Tote Alkohol produzieren
Die Bestimmung des (Blut-) Alkoholgehaltes ist bei Leichen sehr viel schwieriger als bei Lebenden. Was bei Lebenden als sehr einfach erscheint, weil die einzige Alkoholquelle normalerweise der Konsum durch den Betreffenden ist, ist bei Toten ungleich viel schwieriger, weil der Leichnam nach dem Tod selbst Alkohol (Ethanol) produziert.
Die Bestimmung der Blutalkoholkonzentration (BAK) bei einer Leiche ist also umso aussagekräftiger, je schneller sie nach dem Ableben erfolgt. Laut einem Bericht von News Nr. 42/09 erfolgte die Entnahme der Körperflüssigkeiten bei Jörg Haider jedoch erst im Rahmen der Obduktion ab 17.30 Uhr am 11. Oktober 2009, also frühestens über 16 Stunden nach dem Ableben (ca. 1.15 Uhr am 11. Oktober 2009) von Jörg Haider. Derartig ermittelte Blut- und Urin-Alkoholkonzenrationen sind mit Vorsicht zu genießen:
»Routinemäßig erfolgt die Bestimmung der BAK sowie der UAK (Urinalkoholkonzentration) bei Leichen wie bei Lebenden nach der gaschromatographischen (GC) und der enzymatischen (Alkoholdehydrogenase, ADH) Methode. Doch die zum Obduktions-Zeitpunkt bestimmten Ethanol-Konzentrationen geben nicht notwendigerweise die Ethanol-Konzentrationen zum Todeszeitpunkt wieder«, heißt es in der erwähnten Doktorarbeit am Institut für Rechtsmedizin der Uni Freiburg: »In ungekühlt gelagerten Geweben und Körperflüssigkeiten setzen bereits nach wenigen Stunden Zersetzungs- und Fäulnisprozesse ein. Diese erschweren die Bestimmung von BAK und UAK nach den Routinemethoden oder machen sie sogar unmöglich. Da im Rahmen der Fäulnis auch Ethanol gebildet wird, kann ein zum Todeszeitpunkt Ethanol-negatives Blut bei fortschreitender Leichenfäulnis Alkohol-Werte bis 1 ‰ und mehr ergeben. Zudem diffundiert Ethanol sehr gut in biologischen Geweben und so kann noch nicht resorbiertes Ethanol aus dem Magen postmortal in die Blutbahn diffundieren und eine artifiziell erhöhte BAK verursachen. Schwankungen des Blutwassergehaltes führen ebenso zu verfälschten Ergebnissen.«
Eine Bestimmung der Alkoholwerte mit den beschriebenen Methoden frühestens 16 Stunden nach dem Ableben ist also problematisch, weil die postmortalen Prozesse im Körper erstens schwer kontrollierbar und zweitens schwer berechenbar, also quantifizierbar, sind. Außerdem kann Alkohol, sollte er vorhanden gewesen sein, die ganze Zeit über durch die Magenwände weiter ins Blut »sickern« und so die Magenwerte verringern, aber die Blutwerte erhöhen.
Der seriöseste Weg wäre die sofortige Bestimmung des Blutalkoholwertes unmittelbar nach dem Tod. Mit einem nach so vielen Stunden ermittelten BAK-Wert nach der ADH- bzw. GC-Methode sollte man jedoch zumindest äußerst vorsichtig umgehen und ihn nicht als unumstößlich feststehende Tatsache darstellen. Zumindest müsste angegeben werden, wie lange der Leichnam bei welchen Temperaturen gelagert wurde. Auch darüber gibt es in dem neuesten News-Bericht vom 24. September 2009 aber keine Angaben. Ferner gibt es keine Angaben über die angewendete Methode zur Bestimmung des Blutalkohols. Demnach kann man annehmen, dass sie nach den oben genannten, problematischen »Routinemethoden« erfolgte.
Die erwähnte Dissertation schlägt stattdessen für die Bestimmung des BAK bei Leichen eine andere Methode vor, nämlich mit dem Alkoholabbauprodukt Ethylglucuronid. Dieses von Ethanolkonsum stammende Abbauprodukt hat den Vorteil, dass es auch Wochen nach dem Tod nicht neu gebildet wird, also den BAK nicht post mortem erhöhen kann, ganz anders als bei Ethanol selbst.
Die betrunkenen Leichen
Wenn der Magen also nicht die maßgebliche »Alkoholquelle« im Fall Haider war – welche war es dann? Wie kam der Alkohol ins Blut, wenn im Magen nur Spuren davon zu finden waren? In Wisnewskis Buch wurden einige Möglichkeiten besprochen (Einlauf, Probenverwechslung im Labor etc.). Es gibt aber noch eine weitere. Zum Beispiel kann man auch Leichen »betrunken« machen. So träufelte ein Doktorand namens Heinrich Richard Günther im Rahmen seiner Dissertation 13 Leichen Alkohol in den Magen. Und siehe da: In den für die postmortale Blutentnahme gerühmten »Femoralvenen« (Leistenvenen) stieg die Alkoholkonzentration post mortem auf bis zu 7,4 Promille. »Der Autor machte mit seinen Versuchen auf eine Schwachstelle der allgemein empfohlenen Schenkelvenenblutentnahme aufmerksam: die Anwendung bei abdominellen Verletzungen«, so Brinkmann und Madea in ihrem Handbuch für gerichtliche Medizin (S. 471). Und genau das ist auch eine Schwachstelle der offiziellen Version, denn Haider trug schwere innere Verletzungen im Bereich des Brust- und wohl auch Bauchraumes davon.
Aber selbst nach der Blutentnahme kann sich im Leichenblut insbesondere bei hohem Blutzuckerspiegel noch Alkohol bilden, zum Beispiel, wenn das Blut bei Zimmertemperatur gelagert wird. Nach Ergebnissen der Gerichtsmediziner Plueckhahn und Path »können in der gelagerten Leichenblutprobe innerhalb von vier Tagen bei Raumtemperatur über 1,5 Promille Ethanol aus Glukose entstehen« (Brinkmann/Madea, S. 474). Wann wurde also der Alkoholwert in dem entnommenen Leichenblut ermittelt? Und wie wurde es bis dahin gelagert?
Die bei Jörg Haider im Magen ermittelten Alkoholwerte widerlegen eine nennenswerte orale Alkoholaufnahme.
Aufgrund dieser Recherchen bleibt festzustellen: Die in Jörg Haiders Magen ermittelten Alkoholwerte widerlegen eine nennenswerte orale Alkoholaufnahme. Wisnewskis bisherige Recherchen über die angebliche Alkoholisierung Jörg Haiders werden damit bestätigt. Genaueres lässt sich nur anhand des gesamten Obduktionsbefundes ermutteln.
Quelle:
http://info.kopp-verlag.de/news/blit...st-nichts.html
Kann es sein, dass der Kopp-Verlag bei uns mitliest?
Bei der Obduktion der Leiche Haiders wurde kein Alkoholgeruch wahrgenommen, siehe Haider-Ausstellungstafel zu den offenen Fragen (
http://217.150.244.72/forum/showpost...postcount=2979 )