Ich bekam eben eine PN und jemand fragte, was denn in Köln wirklich los sei.
Ich verlege mal meine "Antwort" (die ich nicht wirklich habe) hierher ..
Tatsache ist, daß die Anwohner hier - zahlreiche - überhaupt Betroffene an den Baustrecken - schon lange unzufrieden sind, sich beschweren, ein mulmiges Gefühl oder Ängste hatten - mich eingeschlossen. Viele, viele Beschwerden wegen Rissen an und in Häusern oberhalb des U-Bahn-Tunnel-Verlaufes. Und ich glaube auch es kam für etliche nicht soo überraschend. So mein Eindruck aus Gesprächen hier.
Mit sowas konkret konnte man natürlich nicht rechnen. Es ist ja einer der schlimmsten anzunehmenden Fälle.
Mein ganz persönlicher und noch recht frischer Eindruck:
Hier wird für Geld ALLES gemacht!
Rücksicht gibt es nicht.
Es wird gelogen, bis sich die Balken biegen und bis sie brechen - auch - und erst recht - jetzt noch. (War heute auf einer "Anwohnerversammlung" der Kölner Verkehrsbetriebe, das süffisante und herablassende Lächeln eines der Zuständigen, mit dem er lapidar und "väterlich" bemerkte, in der Baugrube ca. 30 m von meinem Haus (eine der größten auf der Strecke) - und also für mich - sei nichts zu befürchten, wird mir noch lange nachgehen, kann da nur kotzen. Das sagt er im nahezu gleichen Atemzug in dem er zugeben muß, daß die Ursache noch völlig im Unklaren liegt - und wird nicht rot dabei. Für wie bescheuert hält der einen? Aber das ist denen egal, ist so. Scheißegal.
So ist es hier. Die Leichen noch nicht geborgen, und schon wird weitergebaut, nach Kräften alle Verantwortung von sich gewiesen und Scheinsicherheit für die weiteren Baumaßnahmen proklamiert. Armes Köln!)
Nicht aufklärungs- sondern beschwichtigungsinteressiert. Ein unappetitlicher Sumpf, daß Dir alles wieder hochkommt. So würde ich hier die Stimmung seitens der Verantwortlichen beschreiben. Unaufrichtig, an Aufklärung desinteressiert und Verdeckung, Verwässerung und Deckeln fördernd.
Die Kölner: Zum Kotzen gelähmt. Habe erwartet, heute versammeln sich Leute an der Baustelle um einen Baustopp herbeizuführen. Nothing.
Was willst Du dann erwarten? Wenn alle wie die Lämmer mitmachen?
Die Anwohner: in Angst, verärgert und gelähmt. So würd ich die Stimmung hier beschreiben. Auch bedrückt, na klar, der ganze Raum hier herum.
Vorsatz/Absicht, daß es das Stadtarchiv traf? Nein, glaub ich nicht. Ist natürlich aus dem Bauch.
Fast 1 Mrd Bauvolumen .. ich würd sagen, da gehts lang, darum wird weggeschaut, auch wenn schon alle Alarmglocken über Monate (siehe Senkungsrisse im Archiv) und Jahre (Kirche "schiefer Turm", hier sind auch seit Wochen - nach Aussage der Pfarrei heute in der Zeitung - die Risse erschreckend in Bewegung und weiten sich) schrillen .. und Schlampereien.
Der Rosenmontagszug ist ja 1 Woche davor noch am Archiv vorbeigezogen. Da wurden alle Baugruben mit provisorischen Platten geschlossen .. und danach wieder geöffnet und weitergemacht. Ich arbeite mit einem Physiker (Schwerpunkt Seismologie) zusammen. Der sagt, es habe zum Zeitpunkt um den Einsturz auch Erdschwingungen (leichte Beben) aus verschiedenen Richtungen gegeben, die auch Mitauslöser sein könnten.
Eins ist klar. Wenn all die Jahre so gebaut wurde, wie jetzt damit bei den Verantwortlichen umgegangen wird (ich wohn ja noch nicht soo lange in der Straße), dann Gnade uns Gott. Das mein ich ganz ernst! Denn ich denke, da ist die Ursache. Verantwortungslosigkeit, Schlamperei und Weggucken "ohne Ende". Die Vorwürfe aus der Richtung aus ganz Deutschland kommen ja nicht umsonst.
Warum hat die Wand nicht gehalten, das ist jetzt die Frage?
Weiter in der Sache: Eine 1m dicke unterirdische Betonschicht trennte die Erdmassen unter dem Archiv von der U-Bahn-Röhre. Die wurde undicht und lies Erdmassen durch, entzog dem Archiv den Boden. So die aktuelle Darstellung.
Ganz guter Link dazu (s. "Schematische Darstellung" in Seitenmitte):
www.sueddeutsche.de/panorama/43/460675/text
Wie das passieren konnte, dazu keine Äußerungen.
Mein Onkel ist Architekt und war lange Stadtrat und Baudirektor in einer deutschen Stadt mit Bergbau. Wir haben heute lange telefoniert. Er meint, der Zug (Karneval) in Verbindung mit dem (vielleicht schnellen und schlampigen) Öffnen und Schließen der Gruben - daß da vielleicht was schief gegangen ist - kann es nicht gewesen sein. Es wurde in einem Affenzahn kurz vor Karneval hier gearbeitet und tw. "fertiggestellt", so schnell konntest Du nicht gucken tw. . Alle paar Tage wurde in meiner Nähe (erst wochenweise, dann zum Schluß nach 3/4 Tagen), die Verkehrsführung geändert ..
Bei so einem Tempo passieren natürlich auch schnell Schlampereien. Es war "Windeseile", kann man nicht anders nennen, auf der Karnevals-Zug-Strecke. Da hat bisher noch niemand drüber geredet öffentlich.
Für mich stellt sich die Frage - wenn man nicht weiß wie es kam, wie kann man dann wissen, daß es morgen nicht wieder an anderer Stelle kommen kann?
Diese Frage werde ich wohl morgen stellen. Morgen ist um 19.30 eine große Veranstaltung (vorr. in den Rheinhallen/Rheinpark) für alle Anwohner.
Die unverschämteste - für mich schon gehirngewaschene - Reaktion heute auf meine Ansage, daß es jetzt notwendig wäre, einen Baustopp zu machen, bis klar ist, was die Ursachen sind - in Hinsicht auf weitere Risiken an anderen Stellen - war:
( 2 Verantwortliche - wie aus einem Munde, wirklich synchron!: ) "Nein, jetzt erst recht!" und, das sei das Falscheste was man tun könne. Gerade im Gegenteil, jetzt müsse weitergearbeitet werden. Da kam eine forsche Energie auf, ein fast Strahlen legte sich auf die Gesichter. Eine Sachbegründung (die mir eh egal gewesen wäre) gab es dafür natürlich nicht. Immer schön marschieren .. immer weiter .. ja, da gehts lang .. und wenns mitten in den Abgrund ist. Wo gehobelt wird, da fallen halt Späne, das kommt schonmal vor. Sind ja nur ein paar Menschenleben und 2000 Jahre Geschichtsschreibung.
Die beiden wirkten auf mich nicht ganz zurechnungsfähig in dem Moment (das meine ich ernst, trotz meiner Wut!). Was weiß ich, wie die KVB jetzt ihre Mitarbeiter brieft. Bei diesem mangelnden Realitätssinn, bzw. jeder Bereitschaft, diese zu verdrängen wundert mich garnichts mehr. Da kann wirklich ALLES passieren.
Ein Haufen verantwortungsloser Idioten, denen ich fast alles zutraue, bewußt und unbewußt, das ist leider mein Fazit. Und genau so, können auch diese Dinge geschehen. Genau dann. Auch die Bauarbeiter. In der Nacht nach dem Unglück bin ich erstmalig hin, schauen. Hab einen Bauarbeiter (während des ca 16 h Baustopps) angesprochen. Die Haltung: man muß halt weitermachen, aufhören kann man ja nicht, bla .. symptomatisch. Ca 250 m von dem Mann entfernt war der ich weiß nicht wie hohe angestrahlte Trümmerhaufen .. DAS ist die Krankheit. Das Wegschauen - und Weitermachen.
Man ist eigentlich fassungslos.
Mehr kann ich im Mom nicht sagen.
Verschwörung oä vermute ich archivmäßig nicht - wirtschaftlich aber voll fett. Vom Feinsten, da kann man von ausgehen. Und da wird hier - auch in Zukunft - über Leichen gegangen werden. That´s my impression.
Leute, ich bin wütend, aber es ist keine "blinde" Wut.
Alisa