Hallo Kleriker,
ich habe deinen Beitrag gesehen. Wir haben auch schon vor längerer Zeit eine Debatte gehabt, an der du beteiligt warst. Doch jetzt erst kenne ich, wenn auch nur umrisshaft deinen Glauben. Du hältst dich ziemlich heraus, deshalb gibt es auch kaum etwas auf das ich wirklich antworten kann.
Zitat:
Zitat von kleriker
.......es ist alles eine glaubensfrage. wenn ich glaube dann glaube ich, trotz dass ich halt nicht alles weiß. wie kommen eigentlich die menschen immer darauf sich anzumaßen, dass die die komplexität der schöpfung gottes mit ihren spatzengehirnen begreifen und oder sogar erklären und darstellen können?
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Darum geht es zuerst einmal gar nicht. Mir scheint es um etwas ganz anderes zu gehen. Im Klartext: GIBT ES ÜBERHAUPT IRGENDETWAS, DAS WIR SICHER WISSEN?
Oder ist wirklich alles Glaubensfrage? Alles? Alles? Alles?
Manche Leute hier stellen alles in Abrede. Sie sehen nichts, nicht das kleinste Detail, was sicher richtig ist. So scheint es mir jedenfalls manchmal.
Gerade hier in diesem Forum geht es doch oft darum, daß wir uns nicht ein X für ein U vormachen lassen. Daß wir uns nicht anlügen lassen also. Wie sollte es überhaupt möglich sein, ein X von einem U zu unterscheiden, wenn alles Glaubensfrage ist?
Und wenn jetzt hier einer auftaucht, und sagt, das einzige was wir sicher wissen, das ist, daß Jesus Gott ist, dann muß ich euch bedauern. Ich weiß ein paar andere Dinge auch ganz sicher. Zum Beispiel, daß Eisen schwerer ist als Aluminium. Verstehst du was ich meine?
Ich sage jetzt einfach mal: Wenn es nichts gibt, was wir sicher wissen, dann sind wir hier am Ende. Dann hat dieses Forum keinen Sinn, dann ist es tot. Wenn es nichts gibt, was wir wissen, wie sollten wir Lüge von Wahrheit unterscheiden können?
Die andere Sache ist, daß ich nichts gegen Jesus habe. Im Gegenteil. Ich sehe ihn nur etwas anders, als das die Kirche tut. Das ist aber ein Thema, bei dem wir uns alle hier ziemlich einig sind.
Und man kann manches auch ganz gut darstellen. Nehmen wir zum Beispiel dieses Bibelzitat. Ich erlaube mir, ein wenig Spaß zu machen, aber auch manches ganz ernst zu meinen.
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Mathäus 6, 25
Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?
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Was sagt ihr dazu? Ich muß euch die real existierende Welt nicht erklären, denn aus diesem Grunde seid ihr ja hier. Jemand, den man heute einen Realisten nennen würde, der würde vielleicht vermuten, daß der folgende Witz über Jesus sich aus dem obigen Zitat ableiten könnte (falls er diesen Witz kennt):
Wer war der erste Student? Jesus! Er lebte bis zu seinem 30. Lebensjahr bei seinen Eltern, und wenn er was tat war es ein Wunder.
Verstehst du was ich meine?
Andererseits aber prophezeit er die Endzeit. Für die Endzeit ist dieser Ratschlag sicher nicht gemeint, denn dann würde er von Krisenvorsorge abraten. Das kann aber nicht sein. Sicher nicht.
War er doch nicht von dieser Welt und sprach von einer ganz anderen Welt?
Ich sage JA dazu. Und zwar im doppelten Sinne.
Zum Ersten sprach er von einer Welt, die wir oder unsere Nachfahren eines Tages sehen werden. Ich behaupte das, denn das macht Sinn. Und das hat auch etwas mit der Natur zu tun. Wie wir sie behandeln. Er spricht von einer Welt, die nicht voller Geiz ist, einer Welt in der auch etwas zurückkommt, wenn man etwas gibt. Und er spricht in diesem Falle nicht von derjenigen Welt, die er bezeichnete mit: Wer hat dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat. Was auch soviel heißt wie: Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen.
Kurz gesagt: Er spricht von einer zukünftigen Welt. Einer lebenden Welt. Er spricht also nicht aus einer Totenwelt, zu der er uns überzeugen will, damit uns die Reichen los sind.
Und zweitens funktioniert die spirituelle Welt schon immer so. Es macht keinen Sinn, sich Angst machen zu lassen, eher macht es Sinn, die Rest-Angst ganz aufzulösen. Es macht keinen Sinn, sein ganzes Leben lang auf eine Zukunft zu warten oder zu hoffen. Er sagt für meinen Begriff hier nichts anderes als:
Wenn man ein Bier trinkt, dann ist es Zeit zu sehen was passiert, wenn man ein Bier trinkt. Und wenn man stirbt, dann ist es Zeit zu sehen was passiert, wenn man stirbt.
Manche hier scheinen aber eher die Meinung zu haben, nach dem Tod wird von Gott deine Gehirnfestplatte analysiert, und danach wird man dann ohne Pardon, ohne Gnade und ohne Vergebung verurteilt. Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, daß Gott wie Schäuble aussieht, oder was meinst du?
freundliche Grüße