Zitat:
Kunden können ihr Geld von ihrem Sichtguthaben abheben und in einer anderen Bank einzahlen, kein Problem.
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Doch, das ist gerade das Problem in dem Moment, wo die Bank nicht genügend ZB-Geld hat.
Das Sichtguthaben ist ein Anspruch des Kunden auf das "echte Geld".
"Echtes Geld" ist das gesetzliche Zahlungsmittel Euro.
Wenn ein Kunde am Bankschalter Bargeld abheben will, muß sich die Bank "echtes Geld" von der ZB besorgen.
Die ZB liefert ihr keinen einzigen Cent in Scheinen oder Münzen, wenn die Bank kein Sichtguthaben auf ihrem ZB-Konto hat.
Eine Bank hat in ihrem Tresor nur den Tagesbedarf an Bargeld, weil das "echte Geld" für die Bank teuer ist. Sie muß es sich von der ZB gegen Zinsen leihen.
Deshalb fährt täglich der Geldtransporter von der Bank zur ZB, um nicht benötigtes Bargeld auf dem Konto der Bank bei der ZB einzuzahlen.
Die Bank bekommt in Höhe der Mindestreserve automatisch Zinsen von der ZB gutgeschrieben.
Den Überschuß kann sie an andere Banken gegen Zinsen verleihen oder über Nacht bei der Bundesbank festlegen und dafür Zinsen kassieren.
Zitat:
Banken können doch fast unbegrenzt Geld schöpfen durch Bilanzverlängerung (vorausgesetzt 2 % Mindestreserve bei der Zentralbank sind vorhanden).
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In der Theorie schon, aber in der Praxis muß die Bank jederzeit liquide sein.
Liquide = sie muß jederzeit auf Anforderung des Kunden Bargeld auszahlen oder eine Überweisung ausführen können.
Für beides braucht sie "echtes Geld", das sie nicht selbst herstellen darf, das darf nur die Zentralbank.
Es gibt zwei Geldkreisläufe, das "Giralgeld" und das "Zentralbank-Geld".
Die Bank kann Giralgeld durch Bilanzverlängerung schöpfen, aber das sind nur Ansprüche auf das gesetzliche Zahlungsmittel. Damit ist noch kein "echtes Geld" entstanden.
Sobald der Kunde eine Überweisung auf ein Konto bei einer anderen Bank macht, muß seine Bank im Hintergrund ZB-Geld an die Empfängerbank überweisen.
Wenn eine Bank nach Lust und Laune neue Kredite vergibt, fehlt ihr irgendwann das ZB-Geld, um Überweisungen oder Barauszahlungen machen zu können .... dann ist sie pleite.
An ZB-Geld kommt die Bank durch
a) Überweisungen von anderen Banken
b) Bargeldeinzahlungen am Schalter - Bargeld wird täglich zur ZB gefahren und dort zugunsten des ZB-Kontos der Bank eingezahlt
c) Leihen von ZB-Geld von anderen Banken (Interbankenmarkt oder Geldmarkt genannt)
d) Leihen von ZB-Geld von der ZB (Refinanzierungsgeschäfte)
Zitat:
Wenn die Bank bankrott geht, ist ihr Sichtguthaben nicht mehr vorhanden.
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Gemeint ist das Sichtguthaben der Bank auf dem Konto bei der Zentralbank.
Sie bekommt von anderen Banken kein ZB-Geld mehr, weil die anderen Banken erfahren haben, daß sie kurz vor der Pleite steht,
oder sie hat keine Wertpapiere mehr, um sich ZB-Geld von der ZB zu leihen.
Zitat:
Also würde ich als Kreditnehmer das Sichtguthaben von meinem Konto auf eine andere Bank überweisen oder als Bargeld abheben.
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Nein, genau das klappt nicht mehr, weil Deine Bank für beides ZB-Geld braucht.... und davon hat sie zu wenig.
Der klassische Bank-Run führt dazu, daß die Letzten in der Schlange die Dummen sind, weil die Bank kein ZB-Geld mehr beschaffen kann, um sich Bargeld liefern zu lassen.
Die Pfiffigen sagen sich: "Wenn die mir kein Bargeld am Schalter auszahlen, dann überweise ich mein Guthaben ganz schnell zu einer anderen Bank."
Doch die Pfiffigen wissen nicht, daß zwischen den Banken mit ZB-Geld bezahlt wird und nicht mit Sichtguthaben von Kundenkonten.
Zitat:
(Und wenn die Bank untergeht, brauche ich die noch ausstehenden Ratenzahlungen für den Kredit nicht mehr zu leisten?)
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Das glaube ich nicht. Glauben heißt "nicht wissen".
Wenn die Bank vom Staat oder von einer anderen Bank übernommen wird, mußt Du Deinen Kredit schön brav an die neuen Inhaber abstottern.
Wenn die Bank wegen Insolvenz abgewickelt wird, wird vermutlich alles daran gesetzt, die Forderungen der Bank einzutreiben.
Weiß das jemand hier genau ?
Generell gesagt:
eine Bank kann nicht unbegrenzt Giralgeld schöpfen.
Sie muß
1. die Mindestreservenpflicht (2% der Sichtguthaben ihrer Kunden) erfüllen
2. nach Basel-II 8% Eigenkapital im Verhältnis zu ihren Forderungen besitzen
3. jederzeit Überweisungen und Bargeldauszahlungen an ihre Kunden ausführen können.
Es liegt also in ihrem Überlebensinteresse, ihre Kreditvergaben zu begrenzen.
Zitat:
Wo liegt das gesellschaftliche Problem, könnte man die Geschäftsbanken nicht einfach so sterben lassen?
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Man könnte schon, doch die Kunden der bankrotten Bank haben ihre Ersparnisse verloren.
Was macht die Gesellschaft mit den mittellosen Geschädigten ?
Außerdem werden im heutigen Geldsystem die Banken für die Kreditvergabe benötigt. Ohne Kredite geht die Wirtschaft flöten.
Ein Beispiel dazu zur Veranschaulichung:
Eine Reederei bestellt ein neues Schiff bei einer Werft.
Sie bezahlt nach Baufortschritt und nimmt dafür Kredite auf.
Die Kredite wird sie erst tilgen können, wenn das neue Schiff in Betrieb ist und Einnahmen bringt.
Nun kann es passieren, daß die Reederei Aufträge verliert und die Zinsen nicht mehr bedienen kann. Die Bank kündigt den Kredit und die Reederei ist pleite.
Bei der Werft kommen keine Zahlungen mehr an. Sie kann ihre Angestellten nicht mehr bezahlen und geht pleite.
Sie könnte nur gerettet werden, wenn sich ein neuer Käufer für das in Bau befindliche Schiff findet. Dieser neue Käufer kann normalerweise nur einspringen, wenn er von seiner Bank Kredite bekommt.
Ohne Kredite läuft fast gar nichts in unserer Wirtschaft.
Wir brauchen ein anderes Geldsystem, in welchem die Wirtschaft zuverlässig mit Krediten ( im Idealfall zinslose Kredite ) versorgt wird und das Geld der Sparer auf keinen Fall von Fremden (Banken) verzockt werden darf.
Am Beispiel der Reederei:
die Versorgung mit Geld darf nie und nimmer von privaten Firmen (Banken) abhängen, welche sagen können: "Oh sorry, wir können Ihnen aufgrund der Finanzkrise leider keinen neuen Kredit einräumen."
Die Versorgung der Wirtschaft mit Geld muß so organisiert werden, daß jeder, der leistungsfähig ist (jedenfalls aller Voraussicht nach), das benötigte Geld als Kredit bekommt .... und das am besten zinslos.
Private Banken wollen am Zins verdienen. Sie sind deshalb nicht an der Vergabe von zinslosen Krediten interessiert.
Geld ist ein öffentliches Gut; eine gemeinnützige Angelegenheit und gehört in die Hände der Bürger und unter die Kontrolle der Bürger gelegt.
Es ist völlig absurd und geradezu kriminell, die lebensnotwendige Geldversorgung der Gesellschaft in die Hände einer kleinen Minderheit von Privatleuten zu legen, welche den Geldhahn aufdrehen oder zudrehen und obendrein noch das Geld der Sparer verzocken können.