Wie bereits in einem anderen Thread erwähnt, habe ich die genannten Bücher nicht gelesen, sondern mir auf Grund meiner Tätigkeit eigene Gedanken über das Thema gemacht.
Die folgenden Punkte entsprechen meiner eigenen Theorie (verkürzt !!!!), viell. ist das ja hilfreich:
Axiome:
- Geld ist Wert, nicht Schuld
- Geld ist Tauschmittel, nicht handelbare Ware
- Zinsen in jeder Form sind verboten (aber auch unnötig)
- Der Staat ist die Gemeinschaft der Bürger, eine Regierung ist eine Bürgerregierung
- Die Dinge müssen dem Menschen dienen, nicht der Mensch den Dingen, das gilt für materielle und immaterielle (Gesetze, Regeln, Vereinbarungen,...)
- Solidarität steht vor Alimentierung
- Bestand steht vor Neuverbrauch
- Recycling ist zwingend und wird in der Verfassung verankert
- Zwang sollte eine Ausnahme sein, z.B. bei Gesetzesübertretungen. Ansonsten sollte so viel Freiheit wie möglich herrschen, so lange niemand von dem Freiheitsdrang des Anderen eingeschränkt wird.
Außerdem besteht, wie hier im Thread bereits erwähnt, eine stärkere sinnvolle Regionalisierung. Die Verwaltung des Tauschmittels muß leider zentral erfolgen, steht aber unter Aufsicht der Bürger.
Es gibt nur eine Bank, und jeder Bürger erhält ein Bankkonto, auf dem nur Guthaben verwaltet wird, das Konto kostet eine monatliche Gebühr. Guthaben entsteht ausschließlich durch Einzahlung oder Überweisung
Bargeldlose Zahlungen sind möglich, vielleicht sogar der Königsweg, da bin ich mir noch nicht so sicher. Zumindest würden dann die Probleme der versehentlichen Geldvernichtung wegfallen, auch Bankraub o.ä. wäre keine Option mehr, dafür eine Fülle von anderen Manipulationsmöglichkeiten. Auf jeden Fall müßte der Guthabenbestand durch echtes Tauschmittel gedeckt sein, vielleicht kann man eine Art doppelte Buchführung einführen.
Start:
Es erfolgt ein Restart mit schuldenfreiem Privateigentum, entweder in der Form von Land, Wohneigentum oder Produktivkapital. Dies habe ich aus den Erfahrungen der Sowjetunion abgeleitet, wo in den Kolchosen (gegenüber den Sowchosen) 0,5HA / Person Privateingentum erlaubt war und der Ertrag auch selbständig vermarktet werden durfte. Es hat sich gezeigt, daß diese 0,5 HA / Person gegenüber den 1.000den HA Staatseigentum einen vielfachen Ertrag gebracht haben. Mit Eigentum geht man einfach besser um...
Anm.: Die gerechte Verteilung des "Startguthabens" soll hier bitte nicht das Thema sein, es geht um den Grundgedanken.
Außerdem erhält jeder Bürger einen gleichen Betrag Freigeld.
Steuern:
Besteuert werden nur Konsum und Verbrauch, warum das wichtig ist, gleich.
1. Der normale Ablauf:
Die Bürger arbeiten entweder gegen Lohn (Mindesteinkommen, das zum Leben ausreicht, ist dabei zwingend) oder versorgen sich selber und verkaufen oder veredeln den Überschuß, dafür ist der Markt da. Die originäre Kaufmannsaufgabe, nämlich Waren vom Ort des Überschusses zum Ort des Mangels zu bringen, erhält Ihre Bedeutung als Dienstleistung wieder zurück.
2. Investition von Staatsseite aus:
Wenn der Bürgerrat, den ich mir als "Regierung" im Dienste des Volkes vorstelle, z.B. beschließt, daß eine neue Straße gebaut werden muß, dann fordert der Bürgerrat, wenn die eingenommenen Steuern nicht ausreichen sollten, das dafür notwendige Geld bei der Zentralstelle an, um das Material und die Arbeit usw. bezahlen zu können.
Da die fertige Straße auch weiterhin Kosten verursacht, müssen diese durch die Bürger aufgebracht werden. Dies erfolgt bei Fernstraßen in Form einer sehr moderaten Straßennutzungsgebühr, die sich jeder leisten kann und niemand als Abzocke empfindet, (zumal wenn die Bürger sich über den Bürgerrat einig sind, daß diese Straße gebaut werden soll),z.B. 1 GE / 100 km.
Dies sorgt dafür, daß das in Umlauf gebrachte Zu-viel-Geld einerseits dem System wieder entzogen wird, andererseits fördert es das Bewußtsein, daß eben
Kosten=betrieblicher Werteverzehr (BWL-Definition)
für den Betrieb auch wieder aufgebacht werden müssen. (Das ist die Erklärung für am Verbrauch/Konsum orientierter Steuern !! Das ist gerechter als alles andere und zwingt zum Nachdenken über Notwendigkeiten)
Wenn es um den Betrieb normaler Straße geht, muß diese Nutzungsgebühr ebenfalls von den Benutzern=Autofahrern aufgebacht werden, über die Menge der gefahrenen Kilometer.
3. Geldmenge an der Zahl der Bürger ausrichten
Es ist sinnvoll, zur Lenkung der Geldmenge die Zahl der Bürger zu berücksichtigen. Da jeder Bürger nach seinem Bedarf konsumiert, muß das Geld auf jeden Fall vorhanden sein. In dem anderen Thread habe ich schon vorgeschlagen, eine Geburtsprämie und eine Einziehung des Geldes aus dem Kreislauf bei Tod einzuführen. Ist aber noch genauer auszuformulieren.
4. Privatinvestition
Sparen=Konsumverzicht. Wenn eine größere Anschaffung getätigt werden soll, muß der Käufer dafür entweder sparen, oder einen Ratenzahlungsplan einhalten, der einen Verbrauch (Abschreibung für Abnutzung = AfA) des Gutes während der Nutzung beinhaltet, wobei das Gut erst nach vollständiger Bezahlung (der Besitz sofort) in das Eigentum des Käufers übergeht. Damit entsteht keine Verschuldung. Das ist sogar für Häuser möglich.
Wenn der Käufer nicht mehr weiterzahlen kann, geht das Gut eben wieder in den Besitz des Eigentümers über. Nach dem Abzug des Verbrauchs und möglicher Schäden erhält der Käufer dann auch sein Geld zurück.
Aber die bessere Möglichkeit ist das Leihen gegen Leihgebühr. Dieser Zweig sollte ausgebaut werden, um die Benutzung von teureren Dingen möglich zu machen. Es muß nicht jeder alles besitzen, so lange man es benutzen kann, wenn man es braucht. Unterschied (!!!)
Das Leihen von Dingen höherer Qualität (z.B. eine Hilti) kostet dann eben mehr als das Leihen einer "Praktiker".
Damit ist auch das Besitzstandsdenken weitgehend ad absurdum geführt.
4a. Bei Investitionsgütern unter Unternehmern ist auch eine Bezahlung nach Auftragsstand denkbar und möglich, die Sachen dauern ja in der Herstellung gewöhnlich etwas länger.
5. Bestand vor Neuverbrauch
Jeder Produzent ist gezwungen, die gebrauchten, defekten oder nicht mehr benötigten Gegenstände aus seiner Produktion wieder zurückzunehmen, unter Erstattung des Restwertes. Nur das, was nicht recycelt werden kann, ist echter Müll, für den für die Vernichtung oder Lagerung Geld bezahlt werden muß. Da dies Geld und der Rückkauf im Preis einkalkuliert werden muß, werden sich Produkte mit hoher Recyclingfähigkeit durchsetzen.
Außerdem müssen die Unternehmen auch für die Pflege und die Wartung der Produkte sorgen, womit sich dann aus dem Bestand Geld verdienen läßt. Das ist deutlich besser als der ständige Neuverkauf unter Verbrauch von Rohstoffen und sorgt für echte Nachhaltigkeit.
Es wäre auch denkbar, daß bei technischen Verbesserungen der Hersteller automatisch ein kostenpflichtiges "Upgrade" vornimmt, wenn der Nutzer das will. Nicht jeder will jeden neuen Schnickschnack auch wirklich haben.
Ein Händler, der mit ausländischen Produkten handelt, unterliegt denselben Rücknahme- und Verwertungspflichten wie ein inländischer Produzent. Ob sich dann der Import von China-Schrott noch lohnt ?
Ich prognostiziere, daß dann auf Dauer die Nachfrage nach langlebigen, qualitativ hochwertigen Gütern wieder die Nachfrage nach kurzfristigen Wegwerfartikeln derselben Sorte übersteigen wird. (Made in Germany wäre wieder
Made in Germany)
Müll, der nicht biologisch verrottet oder in den Kreislauf zurückgeführt werden kann, muß einen hohen Preis haben, das ist auf jeden Fall politisch gewollt.
6. Versicherungen
Ich hatte erst überlegt, ob man die Versicherungen abschaffen könnte, aber das muß ja nicht. Versicherungen können in der Form eines "VVaG-Vers.Verein auf Gegenseitigkeit" weiter existieren, in dem dann das Vermögen der Versichertengemeinschaft gehört. Das war der Urgedanke, dieser wurde aber durch verschiedene Faktoren (AG, Profitgier, Wunsch nach leistungslosem Einkommen,...) zerstört. Da spielt dann der Solidaritätsgedanke wieder eine Rolle.
7. Bei Nöten sollte die Solidarität unter den Bürgern wieder greifen, daß man Freunden, Verwandten und Nachbarn hilft. Wenn die Jagd nach dem Geld wegen der fehlenden Bedeutung eingestellt wird und die Grundversorgung gesichert ist, ist auch die Zeit für Menschlichkeit wieder da. Der Staat sollte nur bei extrem schwerer Not eingreifen, ansonsten ist Verantwortung gefragt. (Das ist näher zu definieren, ist mir schon klar.)
8. Umlaufsicherung
Ist meiner Ansicht nach unnötig, da jeder konsumieren und verbrauchen muß. Da es keine Wertsteigerung durch Zins gibt, ist ein Zurückhalten nur für das Sparen auf größeren Konsum sinnvoll. Wie viele Bürger würden sich gerne etwas wie Kino oder Essengehen leisten, wenn sie die Mittel dafür hätten.
9. Kritische, noch genauer zu formulierende Bereiche
- Markt
Damit nicht jeder überall einen Laden aufmachen kann, der am Bedarf vorbeigeht, müßten in gewissen Bereichen Grenzen eingezogen werden. Ich denke an so eine Art "Gilden- oder Ständemodell", das war ja von der Grundüberlegung her nicht schlecht. Nur darf das nicht wieder ein Machtfaktor werden.
- Forschung
Forschung sollte von der Allgemeinheit bezahlt und auch der Allgemeinheit in vollem Umfang zu Gute kommen. Ich weiß nur noch nicht, wie ein möglicher Lenkungsprozeß aussehen kann, damit nicht Forschung nur um der Forschung willen ohne Sinn und Ziel stattfindet. Vielleicht müßten die Forschungsziele auch von den Bürgern festgelegt werden.
- Außenhandel
Ware aus diesem Wirtschaftssystem gegen inflationsbehaftetes Schuldgeld einzutauschen wäre kontraproduktiv. Außer echtem Tausch "Ware gegen Ware" ist mir (noch) nichts eingefallen, wenn andere Länder kein vernünftiges Geld haben, aber trotzdem meine Ware haben wollen.
[Ironie an]Es geht natürlich auch über eine Weltdiktatur, die das dann überall einführt. [Ironie aus\]
- Die Regierung braucht zur Durchführung selbstverständlich Staatsdiener, aber wie verhindert man, daß da ein Machtfaktor entsteht ? Oder dieses Berufsbeamtentum, das wir heute in der Regierung haben ?
Da habe ich noch gar keine Lösung. Befristungen und häufiger Wechsel bei ausführenden Organen sind nämlich kaum sinnvoll, da man auch eine gewisse Routine und damit einhergehendes Fachwissen braucht.
So, das war jetzt ein komprimierter Auszug aus meiner Theorie mit sicherlich vielen Kritikpunkten. Also, Feuer frei