Ich weiß ab heute, warum diese Negativpolitik in der Presse betrieben wurde.
Und zwar ging es einzig und alleine darum, den Überwachungstaat durchzusetzen und das klappt wunderbar.
Alles mit dem tollen QM = Qualitätsmanagement.
Nachdem Begriffe wie Qualitätssicherung, Benchmarking und computergestütze Dokumentation Einzug in die Pflege gehalten haben, ist jetzt alles sehr einfach.
Ich schrieb in diversen Threads dazu.
Ich war heute auf einer Weiterbildung für Assessments (Kontroll-Messinstrumente) im Gesundheitswesen.
Es ging um innovative, regierungsgeförderte Kontrollinstrumente, die IT-gestützt alles durchleuchten (und per Knopfdruck/Vernetzung auch für eine eventuell außenstehende Zentralstelle) sichtbar machen.
Nach oben hin sind durch die Vernetzung keine Grenzen gesetzt.
Ab Januar 2009 bundesweit erhältlich und mit jedem PC-System kompatibel, als Add-on natürlich.
Das bedeutet, es ist erwünscht, alles von oben zu kontrollieren.
Mitarbeiter werden gleichzeitig aufgefordert "Fehler" der Kollegen zu melden und damit zukünftige Fehler zu vermeiden. Man möchte sich vor allen Eventualitäten schützen, wie z.B. Regressansprüchen. (Diese Häufung der Regresse allerdings, wurde gerade ebenfalls durch die Regierung und Negativpublicity gepusht.)
Also ganz fein ausgeklügelt. Problem geschaffen - Lösung angeboten. Vielen Dank.
Es wäre eine falsche Kultur Fehler als schlecht hinzustellen. Sie böten erst die Möglichkeit zur Veränderung. Dazu müssen sie erkannt und gemeldet werden. Um Schlimmeres zu verhindern.
Alles im Rahmen der "Sicherheitspolitik".
Das ist alles zu verstehen, nur ist der Weg der falsche.
Die Herrschaften möchten den Zufall austricksen und mischen sich damit in die Quantenphysik ein. Das wissen sie auch sehr genau.
Wörter wie Unschärferelation und so weiter wurden bei dieser Fortbildung genutzt. Das ist eine hochwissenschaftliche Sache. Nur ist der Mensch kein berechenbares Objekt sondern ein spontan handelndes Wesen. Das ist deren Hauptproblem und für die Zukunft die einzige Möglichkeit, der Kontrolle zu entgehen.
Alle Berufs-Kollegen waren hellauf begeistert und möchten das System unbedingt einführen.
Zu mir kommt also die totale Kontrolle - ganz real - gerade in die Praxis.
Nein, ich arbeite schon mit einem anderen System, anhand der Assessments und ich kann garantieren, dass sich dadurch nicht die Qualität der Pflege gebessert hat.
Im Gegenteil wird die Pflege entmenschlicht und die Pflegezeit auf die automatischen Kontrollinstrumente verschoben.
Versteht mich nicht falsch, ich bin die die die Kontrollierenden kontrolliert.
Natürlich werde auch ich mit diesem System kontrollierbar. Aber noch schlimmer dran sind die Leute an der Basis, die dank der tollen Gesetze immer mit einem Bein im Knast stehen, obwohl sie "mal Menschen helfen wollten, die Hilfe brauchen".
Natürlich werden sie (noch) nicht angezeigt, aber im Schadensfall schon.
Dann kann nachgewiesen werden, wer Schuld am Dilemma war. Nur ist das wirklich möglich?
Das menschliche Gehirn wird niemals ersetzbar. Die ganzen Assessments nützen den zu Pflegenden nichts, wenn keine Tat folgt.
Gefahr virtuell erkannt - praktisch nicht gehandelt, folgt dann oft aus dieser Drucksituation und Verunsicherung heraus.
Das ist das was ich in meiner täglichen Arbeit immer wieder feststelle.
Anstatt den Pflegekräften beizubringen was wirklich zählt, haben wir jetzt die totale Kontrolle.
Nur das was zwischen den Menschen vorgeht, ist nicht messbar oder kontrollierbar.