möchte hier mal meine persönliche Erfahrung mit den Drei-Punkte-Brüdern posten ( alles sehr gerafft, da es sonst den Rahmen sprengen würde
:
1997 habe ich damit angefangen, mich mit Okkultismus und Verschwörungstheorien auseinander zu setzen ( hauptsächlich inspiriert durch die Lyrics von Earache-Bands wie Morbid Angel und Napalm Death ).
Über Satanismus ( im Milton´schen / philosophischen Sinne also als Befreier von eingefahrenen Denkstrukturen oder Lichtbringer ) gelangte ich zu meiner Frage "Wer sind die Freimaurer?"
Ich besorgte mir Literatur und war sofort gefangen. Deren Gradsystem, deren erklärte Ideale ( Humanismus, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ) und die faszinierende, zeitlose Symbolik fesselten mich sofort.
Zu dem Zeitpunkt war ich gerade im 3. Semester Chemie. Ein Studienkollege, mit dem ich mir hitzige Debatten pro/contra Verschwörungstheorie lieferte ( Er war ein Verfechter der "23-Theorie" und ich bin bis heute der Auffassung, dass solche Zahlendreher immer, egal wie, durch völlig willkürliche Operationen auf 23 kommen), wobei wir uns im Kern einig waren, ich aber darauf beharrte, dass es dabei nicht viel weiter gehen könne, als bei den handelsüblichen Frühstückskartellen - ein Irrtum, wie ich heute einsehe...
Mit der Uni-Bibliothek hatte ich direkten Zugang zum Hintergrund dieser diskreten Gesellschaften z.B. der bayrischen Illuminaten ( Weishaupt, Knigge, Goethe ), der strikten Observanz und dem alten und angenommenen schottischen Ritus, dem schwedischen System,....., ich habe alles was ich bekam aufgesogen wie ein Schwamm.
Wenn ich meinen damaligen Gemüts- und Bewusstseinszustand beschreiben sollte, wäre es im besten Sinne als erweitert oder einheitlicher zu beschreiben. Lustigerweise drängte diese schon fast zwanghafte Beschäftigung mit den Frmrr. mein Studium nicht in den Hintergrund - im Gegenteil - durch mich liefen in jeder Sekunde gefühlte 10000 Ampère - die komplette Anorganik nahm ich en passent auf und lieferte Noten im Einser-Zweierbereich ab.
Es kam wie es kommen musste: Eine Loge im bergischen Land inserierte im örtlichen Tageblatt, dass sie D+G-Abende veranstaltete...( D+G = Damen und Gäste ). Mein Studienkollege, dessen Freund und meine Wenigkeit machten uns schick - schwarzer Anzug und Krawatte waren obligatorisch, ebenso eine Voranmeldung, aber damit hatten wir immerhin einen Platz am Tisch des MvSt
.
Dank der hervorragenden Parkplatzsituation in S. kamen wir ca. 15 Minuten zu spät und fielen erstmal negativ auf...
Nachdem wir uns in das Gästebuch eingetragen hatten, wurden wir dann vom Steward in die Räumlichkeiten, an den Tisch geführt und sehr herzlich ( wen wundert´s ? ) begrüßt. ( Wenn ich mich recht erinnere war es die Feier zum 125jährigen Bestehen der Loge ( btw: eine blaue Loge mit Matrikel bei der vereinigten Grossloge - Johannis-Maurer, also keine irreguläre ).
Ich kam mir vor wie Alice im Wunderland, war total nervös ( immerhin betrachtete ich seinerzeit die Freimaurerei als eine vordergründig caritative Vereinigung von Gutmenschen, die auf einer Ebene soziale Einrichtungen fördern, ab einer bestimmten Ebene aber ihre mitglieder zu derart behauenen Steinen macht, dass sie guten Gewissens Volkswirtschaften in den Abgrund stösst ).
Kaum nahm ich platz, - da krachte uns in infernalischer Lautstärke der Radetzky-Marsch um die Ohren... ( den konnte auch der sehr gute Medoc nicht wieder gutmachen
)
Aber eines konnte ich endlich tun: Ein Gespräch über Freimaurerei abseits von Verschwörungstheorien mit Freimaurern führen.
Insgesamt dauerte der Abend ca. 4 Stunden. Ich erinnere mich an einen Vortrag, den die Ehefrau eines Maurers gehalten hat, der vom Niveau irgendwo zwischen Büttenrede und Pamphlet pendelte, aber mit stürmischem Applaus honoriert wurde. ( sehr bizarr ).
Im Laufe des Abends klopfte man sich ab. Kann man verstehen, wir waren zu dritt, alle langhaarig, da gab uns der MvSt erstmal zu verstehen, dass Freimaurer-Logen keine Schwulensaunen sind und auch weit davon entfernt sind Gefühlsduselei zu betreiben...
Bemerkenswert fand ich die Frau des MvSt, die diesen ( mit damals knapp über 40 Jahren der Jüngste in der Loge ) unbedingt unterstützte, vom Logenleben aber natürlich ausgeschlossen war, aber bereitwillig Auskunft gab über die architektonische Schönheit des Londoner Großlogengebäudes.
Am Kopfende des Tisches saß ein Herr, deutlich älter als 70, der volle 4 Stunden geschwiegen hat, unseren Gesprächen gefolgt ist und ansonsten nur echt dicke Zigarren weggepafft hat und hier und da intensiven Augenkontakt gesucht hat. Der war echt unheimlich.
Auf meine Frage, warum die Freimaurerei nicht klar Stellung bezieht, wenn sie in verschwörungstheoretischen Kreisen als Wurzel allen Übels bezeichnet wird, wenn sie doch angeblich nur das Gute im Menschen befördert, bekam ich zur Antwort, dass eben diese Kreise die beste Werbung für ihre Kunst darstellen. ( ...da fühlte ich mich ertappt)
Der Abend zog davon, MvSt machte mich als sehr belesen im maurerischen Bereich aus, und auf einen Wink von ihm gesellte sich ein Freimaurer zu mir, der erst seit kurzem dabei war ( über dessen frappierende Ähnlichkeit mit Norbert Blüm komme ich bis heute nicht weg ) - Fazit eines Gesprächs mit ihm: " Freimaurerei ist schön"
Eben jener Bruder war es auch, der aus der Innentasche seines Sackos ein Bündel 100 DM - Scheine gezogen hat ( Das waren sicher 5- 10 Tausend DM ) und mir einen 100er in die Hand gedrückt hat.
( Zur Erklärung: Ich wohne ~ 100 km von S. entfernt, wollte die letzte Bahn noch bekommen und hätte früher weggemusst - da bot sich der echt sympathische Mensch an, mir ein Taxi nach Hause zu bezahlen - einfach so... - habe das Geld Wochen später wieder auf das Logenkonto überwiesen )
Da wars um mich geschehen - ich wollte Freimaurer werden - jetzt ganz dringend. Ich stand unter Endorphinen und Adrenalinderivaten. Ich konnte mein Glück kaum fassen.
Zwei Wochen später hatte ich eine "Privataudienz" beim MvSt zu Hause.
Nachmittags. Nach der Uni bin ich also dahin.
Wie telefonisch verabredet holte er mich ab. Ich weiss heute noch, was ich da anhatte. Eventuell stand ja für mich der "Bund fürs Leben" an.
Mir war, so denke ich zumindest heute, nicht ganz bewusst, was ich da aufs Spiel setzte.
Auf dem Weg zu Ihm nach Hause kamen schnell Themen auf wie NLP ( Neuro-Linguistische-Programmierung ), der ich eher skeptisch gegenüberstehe - auch wegen der Nähe zu scientologischen Methoden.
( obwohl ich hier im nachhinein denke, dass wohl ein Abwehrmechanismus
ausgelöst hat)
Alles in allem war es bestürzend normal bei Ihm - Milfana-Milch auf dem Küchentisch, seine jüngeren Söhne daddelten Counterstrike im Netzwerk, als ich zur Tür reinkam; bestürzend attraktiv war seine älteste Tochter, die mich mit Handschlag begrüßte. Sie allein wäre Grund genug für mich gewesen zu unterschreiben
Das folgende Gespräch und die Begebenheiten hielten mich dann davon ab, dieser Gruppe beizutreten.
Wir unterhielten uns. Bei Kaffee und Gebäck. ganz normal. Über blaue, weisse, rote Maurerei, über den AASR, der mich besonders interessierte.
Ich glaube heute, dass ich viel zu viel über mich selbst offenbarte. Familieninterna meinerseits plauderte ich einfach aus *kopfschüttel*.
MvSt erzählte wie er seine Loge führt, dass er, gerade bei einem Studenten wie mir, nicht auf einer 100%igen Teilnahme am Logenleben bestehen würde, dass die Beiträge nicht hoch sind – Studentenrabatt und Maurerschurz zum Selbstkostenpreis, quasi.
Wenig später kam das Gespräch auf seinen Sohn, der auf der selben Uni war, ich Lebensmittelchemie, sein Sohn Werkstoffkunde/Materialwissenschaften, man könne sich ja gegenseitig unterstützen – meine Begeisterung uferte aus in Euphorie – wie beiläufig erwähnte er, dass der Dekan meiner Fakultät in einer Loge war, die mit seiner in enger Verbindung steht.
Darauf machte ich ihm ( zu meinem großen Bedauern [wirklich] ) wenig Hoffnung, dass ich seiner Loge beitreten würde, da ich familiär ortsgebunden bin ( Schlaganfall meiner Mom ). Seine Erwiderung war dann umso verblüffender:
(sinngemäß wiedergegeben): „Nun, in ihrem Bereich befinden sich einige respektable Logen. Sollte sich ihr Interesse erhärten, wenden sie sich an diese – z.B. an Herrn P. aus der Loge XY.- aber bitte lassen sie mir eine Notiz zukommen, wenn eine Aufnahme ansteht, da wäre ich gerne dabei.“
Herr P. war mein Französischlehrer seit der 9. Klasse.
Der MvSt stellte sich sehr schnell und sehr flexibel auf mich ein ( weiss nicht wie ich es anders beschreiben sollte, es fühlte sich im Nachhinein eher an wie eine Sitzung als wie ein zwangloses Gespräch ). Teilte etwas von sich und seiner Loge mit, z.B. dass er durch eine etwas umfangreichere maurerische Arbeit aus den Johannisgraden in die AASR-Grade steigen wolle.
Sehr irritierend fand ich seine Aussage, dass die Grade der ( bayrischen ) Illuminaten im deutschen wie im schweitzerischen Freimaurertum seit ihrer Assimilation, sprich seit der offiziellen Auflösung des Ordens zu Beginn des 19. Jhd, weiterbearbeitet werden, als eine Art Zwischenstufe auf dem Weg in höhere Grade des Schottentums – hin zum Ritter Kadosh.
Auf Nachfrage, wie dies mit der öffentlich erhältlichen Literatur über den AASR in Einklang zu bringen sei, ( die nach meinem Kenntnisstand in jener Zeit keinerlei Änderungen in den Riten ausgewiesen hat ) erhielt ich zur Antwort, dass es im Rahmen der jeweiligen Loge liege, welche Gepflogenheiten sie pflege und es weiterhin jeder Loge selber obliegt, welche Teile ihrer Bibliothek sie der Öffentlichkeit offenbart. Logen unterhielten also eigene Bibliotheken - mit diesem Wissen wollte ich nun ganz unbedingt Freimaurer werden – koste es was es wolle.
Der logische Gedanke:“Aha, jede Maurerloge kann machen was sie will, so lange sie der vereinigten Großloge nicht widerspricht“ wollte mir damals nicht kommen.
Später betrachtete ich sein Bücheregal und Vilmys Bildband "Die Freimaurer" - zu dem Zeitpunkt betrachtete ich mich selber schon als behauenen Stein.
Da machte der MvSt einen Fehler.
Sein Haus war in einen Hang gebaut mit abschüssigem Garten, in dem er, man glaubt es nicht, einen Pfau hielt.
Diesen betrachtend mit einem Kaffee in der Hand stand ich vor seinem Veranda-Fenster und versuchte zu fassen, was gerade mit mir geschieht.
MvSt hatte mich wohl schon eingeplant, zum Teil wohl auch meine Schuld, da ich mich angeboten hatte, auf zukünftigen D+G-Abenden Vorträge abzuliefern ( darin bin ich ganz gut ) - zu den Themen Geschmacksverstärkern-/bzw. fluoridiertes Trinkwasser. Ist wie gesagt knapp 10 Jahre her - das alles.
Ich denke, heute würde ich auf einem Internet-LogenForum die Truth-Bewegung sehr subtil ins Lächerliche ziehen, hätte der MvSt damals nicht versucht, seinen Arm ganz väterlich vor seinem Veranda-Fenster um mich zu legen. ( Keine Homophobie meinerseits, um Missverständnissen vorzubeugen ) , aber dieser Mensch hat eine ultimative Vertrauensgrenze durchbrochen - einfach so. Er dachte wohl, er hat mich...
Mit ein Grund mich hier anzumelden...
kmfdm
Edith meinte Städtenamen hätten hier nichts zu suchen