Falls der Link verschwinden sollte kopier ich den Text gleich rein:
Eine Stellungnahme der INWO Schweiz zur Finanzmarktkrise
Finanzkrise - Was ist falsch gelaufen?
Mit dem Stillschweigen über die wirklichen Ursachen der Krise werden die Bürger in die Irre geführt
und zugleich wird die Chance verpasst, aus der Krise die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Krise hat
zwei Ursachen:
* die Immobilien- bzw. Bodenspekulation,
* das Geldsystem mit eingebautem Vermögenswachstumszwang.
Einmal mehr wird offenbar, dass Boden und Immobilien keine Geldanlagemittel sein dürfen. Schon
bei der schweren Krise in Japan am Ende der 80er Jahre waren Liegenschaftspreissteigerungen ins
Unermessliche eine der wesentlichen Ursachen. Boden und Immobilien als Geldanlagemittel verkommen
unweigerlich zu Spekulationsobjekten. Das hat verheerende volkswirtschaftlichen Folgen:
Umverteilung, Blasenbildung, Inflationsverstärkung u. a. Liegenschaftsbesitz als Geldanlage ist auch
deshalb ein volkswirtschaftlicher Unsinn, weil es nützlicher wäre, die Ersparnisse würden in produktive
Projekte investiert - am besten in solche, die der Nachhaltigkeit dienen.
Unser Geldsystem ist gekennzeichnet durch einen Vermögenswachstumszwang. In diesem System
funktionieren Sparen und Investieren nur unter der Voraussetzung wachsender Vermögen. Fehlende
Aussicht auf wachsende Vermögen führt in die Deflation. Denn alles muss sich danach richten, dass
die Vermögen wachsen können - sonst werden die Ersparnisse nicht investiert, was in die Krise führt.
Der Wirtschaftswachstumszwang ist die Folge des Vermögenswachstumszwangs. Da Vermögen auf
der anderen Seite immer auch Schulden sind, ist der Weg über eine stets wachsende Staatsverschuldung
eine Möglichkeit, das Vermögenswachstum am "Leben" zu erhalten - fragt sich nur wie
lange. Bei genügend wachsender Wirtschaft können zwar die Vermögen scheinbar sozialverträglich
zunehmen. Auch wächst das Verhältnis der Schulden zur Wirtschaftsleistung weniger schnell. Aber
letztlich führt dieses Wachstum – wie gehabt - zu Vermögenswerten in Höhen, welche realwirtschaftlich
nicht tragbar sind und realwirtschaftlich nicht mehr abgestützt werden können (Inflation auf den
Finanzmärkten = Blasenbildung).
Der Vermögenswachstumszwang beruht auf einer Zinsskala, die immer positiv bleibt, d.h. nicht tiefer
reicht als null. Sie garantiert den Gläubigern immerwährende Zins- und Zinseszinseinnahmen, während
die Schuldner gezwungen sind, Zins und Zinseszinsen zu zahlen. Ohne diese Renditen geben
die Kapitaleigentümer ihr Geld nicht her. Dieser Renditevorbehalt wird selbst dann gemacht, wenn
mehr gespart wird, als die Wirtschaft investieren kann. Die überproportionale Akkumulation von Vermögen,
das exponentielle Vermögenswachstum, ist die eigentliche Ursache der Finanzblasen und
ihren Crashs. Die Sparer haben unabhängig vom Volumen für ihr Geld eine Mindestpreisgarantie von
null. Eine unhaltbare Rahmenbedingung! Denn normalerweise führt es zu Verlusten, wenn zuviel von
einer Ware produziert wird.
Folgerungen: Die aktuelle Krise wird niemals auf Dauer gemeistert werden können, wenn Boden und
Immobilien weiterhin als Geldanlage missbraucht werden können und wenn die Zinsskala nicht ins
Minus erweitert wird (Negativzins bis zu -12%/Jahr für Liquidität!). Nur eine solche Zinsskala garantiert
einen Investitionsanreiz ohne Vermögenswachstumszwang.
"Hedge-Funds haben einen wesentlichen Anteil an der aktuellen Krise und haben diese durch ihre –
unter den neoliberalen Kriterien des Marktes zwar legalen, aber unter ethischen Gesichtspunkten
zum Teil höchst verwerflichen – Praktiken massiv verschärft." Dies ist richtig, aber die Kredit aufnehmenden
Hedge-Funds zeigen eindrücklich, dass zuviel Geld im System ist, womit dann jeglicher Unfug
getrieben werden kann. Die Notenbanken und deren Ökonomen haben diese Geldschwemme
verursacht bzw. verursachen müssen um dem Vermögenswachstumszwang nachzugeben.
Geldmenge und Vermögenswerte müssten massiv reduziert werden. Doch im gegenwärtigen System
hätte eine Verknappung der Geldmenge schon längst in die Deflation geführt. Eine knappe, realwirtschaftlich
abgestützte Geldmenge und Vermögensbildung sind ohne Deflation nur möglich mit einer
Zinsskala, welche auch unter null reicht, d.h. wenn der Vermögenswachstumszwang überwunden
werden kann.
Was aber tun die Notenbanken und die sich verschuldenden Staaten, um einen Kollaps zu vermeiden?
Das genaue Gegenteil! Sie blasen das Ganze mit noch mehr überflüssiger Liquidität und Schulden
(=Vermögen) auf. Also noch mehr von dem, was der Krise zu Grunde liegt, nach dem aber die
Finanzmärkte süchtig sind: Geld und noch mehr Geld! Den Entzug wird man so nicht schaffen ... .