Chávez sollte sich hüten sich auf einen Krieg mit Kolumbien einzulassen. Die kolumbianische Armee ist sehr viel größer und mit modernem US- und israelischem Material ausgerüstet. Hinzu kommt die jahrzehntelange Kampferfahrung des Militärs in Sachen Guerrillabekämpfung. Die venezolanischen Soldaten sind sehr viel unerfahrener, unmotivierter und politisch zerstritten (es gibt viele Anti-Chávez-Fraktionen v.a. unter den Offizieren), viel Korruption.
Ich habe den Eindruck, dass Chávez hier ähnlich wie Castro einen Außenfeind aufbauen will um die Bevölkerung hinter sich zu bringen. Sieht mir nach wildem Um-sich-schlagen eines ertrinkenden aus. Chávez' ideologischer Berater, der deutsche Soziologieprofessor Heinz Dieterich, gab letztens ein Interview in dem er 2010 als das entscheidende Jahr für Chavez' Regime nannte: Entweder wird die "Revolution" (Diktatur) in Venezuela gefestigt oder Chávez wird abgesägt. Wirtschaftspolitisch zeigt sich wieder einmal der typische Kurs sozialistischer Top-Down-Kontrollwirtschaft: Es gehört schon einiges dazu ein so ölreiches Land wie Venezuela den Bach runter gehen zu lassen wie es derzeit dort passiert. Das kostet ihn erhebliche Sympathien im Volk.
Andererseits - und so paradox das zunächst klingen mag - kann ich mir auch vorstellen dass die USA ein gewisses Interesse daran haben könnten dass sich dort eine autoritäre Diktatur formt. Dann hat man einen Feind mehr zu bekämpfen... aus den hoffentlich allgemein bekannten Gründen.
Kulturell sind Kolumbien und Venezuela sich ziemlich ähnlich und gelten fast als Bruderländer. Ein Krieg zwischen denen wäre überspitzt gesagt so wie ein Krieg zwischen Deutschland und Österreich. Daher heißt es abwarten. Chávez ist ein leidenschaftlicher Dampfplauderer.
Dass die USA derzeit aber eine strategische Offensive in Südamerika betreiben (neue Basen in Kolumbien, 4. Flotte reaktiviert, Militärhilfen uvm.) sollte nicht unbeachtet bleiben:
http://amerika21.de/hintergrund/2010...273463-jan2010