"Der Urknall ist nur Marketing"
Der Physik-Nobelpreisträger Robert Laughlin über den Irrglauben
an eine Weltformel, schwarze Magie in der Wissenschaft und das
Ende der Teilchenforschung
Laughlin, 57, lehrt Theoretische Physik an der Stanford University.
Im Jahr 1998 erhielt er den Nobelpreis für seine Erklärung des
sogenannten fraktionierten Quanten-Hall-Effekts. Der Durchbruch
gelang ihm während seiner Zeit am Atomwaffenlabor Livermore.
In seinem Buch "Abschied von der Weltformel" propagiert er
eine neue Ära der Physik*.
SPIEGEL: Herr Laughlin, in Stanford haben Sie sich einmal viel
Ärger mit einer Prüfungsfrage zugezogen ...
Laughlin: Sie meinen die Geschichte mit dem Rostbraten?
SPIEGEL: Ja, Sie fragten, was passieren würde, wenn ein Student
von einem 56 000 km/h schnellen Rostbraten getroffen würde.
Was wäre die richtige Antwort gewesen?
Laughlin: Bei so hohen Geschwindigkeiten verhält sich jeder
Gegenstand wie ein Wasserballon. Beim Aufprall wird das getroffene
Objekt von einer Welle durchlaufen, die noch schneller ist als das
Projektil selbst. Diese Welle tritt am Rücken aus, und wenn sie
dies tut, dann bricht das ganze Objekt auseinander. Kurzum:
Der Student explodiert. Das Phänomen nennt sich Schockwelle.
Aber ich wusste natürlich, dass unsere Studenten keine Ahnung
davon hatten. Auch ich kenne mich nur deshalb damit aus, weil ich in einem Nuklearwaffenlabor gearbeitet habe.
SPIEGEL: Warum stellen Sie dann solche Fragen?
Laughlin: Eines zumindest habe ich damit erreicht: Ich brauche
seither keine Prüfungen mehr abzunehmen.
SPIEGEL: Aus einem ganz anderen Grund tauchen Schockwellen in Ihrem letzten Buch auf ...
Laughlin: ... ja, weil sie zu den sogenannten emergenten Phänomenen zählen.
SPIEGEL: Können Sie uns das erläutern?
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Er hat auch interessantes zum CERN zu berichten.