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  #11  
Alt 25.12.2007, 15:16
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Papst Benedikt prangert Egoismus der Reichen an
Papst Benedikt XVI. hat in seiner traditionellen Mitternachtsmesse am Heiligen Abend die Ausbreitung von Egoismus in unserer Gesellschaft angeprangert. Die Menschen seien viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, je wohlhabender sie seien, so das katholische Kirchenoberhaupt in Rom. Heute spricht der Papst vom Balkon des Petersdoms seinen Segen Urbi et Orbi........
http://www.rp-online.de/public/artic...schland/514835

Mein Kommentar:

Also wie ist das? Ich kann in den Himmel oder in die Hölle kommen? Ist es uns Egoisten nicht scheißegal, ob es einen Gott gibt, hauptsache wir erfahren, was nach dem Tod mit uns geschieht? Propagiert man also einen Egoismus, der sogar über den Tod hinausreicht, und wundert sich, daß wir in einer Welt leben, die den Egoismus zum System erhebt?

Vielleicht ist es der gefährlichste Irrtum, den es gibt, den Tod einfach auszuschließen?

Ist die Frage nach Gott notwendigerweise mit dem Jenseits verbunden? Heißt es nicht in der Bibel und im Koran: Mache dir kein Bild von Gott?

Weißer Mann spricht mit gespaltener Zunge? Ist er in Wirklichkeit schizo und gehört in psychiatrische Behandlung? Sollte man als gewaltfrei und humanistisch orientierter Mensch nicht besser das Jüngste Gericht fordern?


22. Dezember 2007
In Gottes Namen
Von Frank Hornig
Amerikas Christen gewinnen nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich rasant an Einfluss. Der Glaube ist eine Multi-Milliarden-Dollar-Industrie geworden. Konkurrenz belebt erstaunlicherweise auch das teils dubiose Geschäft mit der Frömmigkeit......
...... In einem Land, dessen Bürger mehrheitlich die Bibel für authentische Weltgeschichte halten, tun sich deshalb nahezu unbegrenzte Merchandising-Möglichkeiten auf. "Die christlichen Zielgruppen sind riesengroß", sagt Peter Maresco, Autor des Buchs "The Business of Christianity", über die religiöse "Multi-Milliarden-Dollar-Industrie"
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,524965,00.html


Urbi et Schnorrbi?
Rom (AP) In seiner traditionellen Weihnachtsbotschaft hat Papst Benedikt XVI. zur Beendigung des Blutvergießens in der Welt aufgerufen. Die politischen Führer sollten die Weisheit und den Mut beweisen, um kriegerische Auseinandersetzungen beizulegen, sagte das Oberhaupt der Katholiken am Dienstag in seiner Ansprache vom Balkon des Petersdoms in Rom. Anschließend erteilte er den Segen Urbi et Orbi (der Stadt und dem Erdkreis) und wünschte den tausenden auf dem Petersplatz versammelten Menschen in mehreren Sprachen ein frohes Weihnachtsfest.......
http://www.pr-inside.com/de/papst-ru...en-r361977.htm

________________________________________________

Das ethische Verhalten des Menschen ist wirksam auf Mitgefühl, Erziehung und soziale Bindung zu gründen und bedarf keiner religiösen Grundlage. Es stünde traurig um die Menschen, wenn sie durch Furcht, durch Strafe und Hoffnung auf Belohnung nach dem Tode gebändigt werden müssten. Es ist also verständlich, dass die Kirchen die Wissenschaft von jeher bekämpft und ihre Anhänger verfolgt haben.
(Albert Eistein, Physiker, 1879-1955)

Apropos Wissenschaft. Zu diesem Thema zitiere ich einige wissenschaftliche Artikel an, die alle innerhalb des letzten halben Jahres erschienen sind:

27.05.2007
Es gibt keine unzerstörbare Ich-Einheit
.....Es gibt keine unzerstörbare Ich-Einheit. Der Gedanke einer geistigen Ich-Substanz in uns ist eine Illusion. Das belegen für Gerhard Roth eindeutig die nüchternen Erkenntnisse der Neurologie.
Wir haben ein Wahrnehmungs-Ich, ein Gedächtnis-Ich, ein emotionales Ich und viele Unter-Iche und die können auch relativ unabhängig voneinander ausfallen. Man kann zum Beispiel das autobiographische Gedächtnis verlieren. Dann erlebe ich mich zwar als körperliche Einheit, aber ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Man kann das Wahrnehmungs-Ich zerstören, dann weiß ich nicht mehr, was das alles bedeutet, was ich sehe und höre, oder ich beziehe es nicht mehr auf mich. Daraus sieht man, dass das, was ich als Einheit erlebe, außerordentlich viele verschiedene Dimensionen hat, die auch relativ unabhängig voneinander gestört werden können. Und noch eines ist wichtig: das Gefühl, ich sei der Produzent meiner Handlungen ist natürlich eine Illusion. Der Produzent meiner Handlungen ist das Gehirn und ich selber bin ein Widerschein dieser Handlungen........
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/628899/

08.08.2007
Menschlicher Geist
"Das Rätsel ist im Wesentlichen entschlüsselt"


....sueddeutsche.de: Wie definieren Sie dann Bewusstsein?

Wuketits: Ein Zustand des Gehirns, der dessen Träger in die Lage versetzt, Situationen in seiner Umgebung beziehungsweise seine eigene Situation zu reflektieren. Darüber nachzudenken.

sueddeutsche.de: Aber kann ich nicht gerade dank der Reflektion und Selbstreflektion bewusste Entscheidungen fällen? Das klingt doch nach freiem Willen.

Wuketits: Selbstreflektion und das Abwägen von Gründen zum Beispiel sind kein Beweis für einen freien Willen. Sie spiegeln lediglich den komplexen Entscheidungsprozess wieder, der in unserem Gehirn stattfindet. Und ich behaupte nicht, dass es keinen Willen gibt.

Wir wollen alles mögliche. Ein langes Leben, einen Flug zum Mond. Die Frage ist, ob dieser Wille frei ist. Da sage ich: Nein......
http://www.sueddeutsche.de/wissen/artikel/457/127255/


23. August 2007
Forscher lassen Menschen aus dem eigenen Körper fahren
Menschen mit todesnahen Erfahrungen und intensiven Träumen berichten von dem Gefühl, sich selbst von außen zu sehen. Jetzt kann das jeder erleben: Forscher haben die Illusion mit verblüffend einfachen Mitteln künstlich erzeugt - und stellen die gesamte Vorstellung vom Ich in Frage........

....Ehrsson, der am University College in London und dem renommierten Stockholmer Karolinska-Institut forscht, filmte seine Versuchspersonen von einem Punkt etwa zwei Meter hinter ihrem Rücken aus. Er übertrug die Bilder in Echtzeit auf die Videobrillen vor den Augen der Probanden. Das rechte und das linke Auge erhielten dabei leicht versetzte Ansichten, so dass der räumliche Eindruck entstand, die Person betrachte den eigenen Körper von hinten.
Dann berührte der Wissenschaftler mit zwei Plastikstiften die Brust des Test-Teilnehmers - außerhalb des Blickwinkels der Kamera - und zugleich jene Stelle im Raum, an der sich die Brust des virtuellen Körpers befand. Das reichte aus: Die Versuchspersonen glaubten, sie hätten tatsächlich hinter ihrem eigenen Körper gesessen und ihn von dort aus beobachtet......

...Das Londoner Experiment, ein Lehrstück perfekter Illusion?...

...."Das sitzt viel tiefer", sagt Metzinger. Er sieht die Chance, dass Psychologen und Hirnforscher das Ich-Bewusstsein nun stückchenweise auseinandernehmen und auf seine körperlichen Grundlagen reduzieren können. Sollten sie damit erfolgreich sein, so werden sie wohl auch feststellen, dass es ein Ich, das allem übergeordnet ist, gar nicht gibt. Schon der Titel ihrer Forschungsarbeit klingt wie ein Kampfansage an Ego-Philosophen René Descartes: "Video Ergo Sum" - ich sehe, also bin ich.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/m...501713,00.html

28.09.07
Haben wir einen freien Willen?
Die Situation kennt jeder von uns: Man liegt morgens im Bett, weiß, dass es Zeit zum Aufstehen ist, döst aber noch ein wenig. Doch plötzlich beginnt man, aus dem Bett zu steigen, obwohl es keinen bewussten Gedanken an das Aufstehen gab. Was also lässt uns handeln?
Der Psychologe Guy Claxton von der britischen Universität Bristol nutzt das Beispiel, um die alte Menschheitsfrage zu beantworten: Haben wir einen freien Willen? Für Claxton erscheint der Fall klar. „Jemand entscheidet aufzustehen, tut es aber nicht“, sagt er. „Sobald er nicht mehr daran denkt, tut er es plötzlich doch. Dies zeigt, dass unsere bewusste Erfahrung des Selbst und die Kontrolle darüber ausgefeilte Illusionen sind.“.....

..... Auch der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth glaubt, der freie Wille sei eine Illusion. Als Beleg dient ihm unter anderem der Bericht eines kanadischen Hirnchirurgen, der das Hirn eines Epilepsie-Patienten mit Elektroden stimuliert hatte, um den Erkrankungsherd zu finden. Dabei traf der Arzt auch ein Bewegungszentrum, worauf der Patient – er war während der Prozedur bei Bewusstsein – einen Arm hob. Auf die Frage, warum er seinen Arm bewegt habe, antwortete der Mann: „Weil ich es wollte.“ Unserem Bewusstsein bleibt verborgen, dass eigentlich das Unbewusste „der Chef ist“, meint Roth......

Ist der freie Wille nur eine Illusion?

Schon früher bestritten Forscher und Denker, darunter Sigmund Freud, der Urvater der Psychoanalyse, und der Philosoph Friedrich Nietzsche, dass uns ein freier Wille zu eigen sei. Der Begriff Sünde sei „erfunden sammt dem zugehörigen Folter-Instrument, dem Begriff ,freier Wille´, um die Instinkte zu verwirren, um das Misstrauen gegen die Instinkte zur zweiten Natur zu machen!“, polterte Nietzsche in seiner Schrift „Ecce homo“, einer Abrechnung mit dem Gottesbild des Christentums......
http://www.focus.de/wissen/wissensch...id_133856.html
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An Freiheit des Menschen im philosophischen Sinne glaube ich keineswegs. Jeder handelt nicht nur unter äusserem Zwang, sondern auch gemäss innerer Notwendigkeit.
(Albert Einstein, Physiker (1879-1955) aus: Meine Weltsicht)

Ein menschliches Wesen ist ein Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein durch Raum und Zeit begrenzter Teil. Es erfährt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas von allem anderen Getrenntes - eine Art optische Täuschung seines Bewußtseins.
Albert Einstein, Physiker (1879-1955)
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freundliche Grüße
sowie besinnliche und nachdenkliche Tage.....
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  #12  
Alt 27.12.2007, 10:14
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Ihr seid alle nicht von Gestern, und das ist auch gut so. Wie erging es euch eigentlich so mit der „Selbstfindung“? Etwa so ähnlich wie in diesem Witz?

Ein Philosoph und ein Pfarrer streiten sich darum, welcher der beiden von ihnen vertretenen Disziplinen der höhere Rang zukomme. Spöttisch meint der Pfarrer: "Philosophie ist, als ob jemand in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die es gar nicht gibt." Darauf antwortet der Philosoph: "Theologie ist, als ob jemand in einem dunklen Raum ebenfalls mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist und plötzlich ruft: "Ich hab sie!..."

Ein Thema, über das man auch vieles sagen und anführen könnte.......
In dem Thread Mutter Teresa - Der Todesengel von Kalkutta hatten wir kurz die theosophische Gesellschaft erwähnt. Wie konnte es dazu kommen, daß die Theosophen in die Bedeutungslosigkeit abglitten, schlimmer, wie konnte es dazu kommen, daß die hinterhältigen Vatikanisten-Todesengel dort Fuß fassen konnten?

Mag es daran liegen, daß weite Teile der Esoterik eigentlich kirchenkonform sind? Ich erlaube mir einfach, meiner persönlichen Kritik an der Esoterik kurz Ausdruck zu geben:
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Du sprichst von der Idee, das Ego zu reduzieren. Wenn ich Dir vorschlagen würde, eine Sache, die nicht existiert, zu verkleinern oder zu vergößern, dann würdest Du mich zweifellos für verrückt erklären! Es drängt sich der Verdacht auf, daß man uns hier vor eine unlösbare Aufgabe gestellt hat, um uns von Ewigkeit zu Ewigkeit unsere wertvolle Zeit zu stehlen. Ich nehme an, Du verstehst, was für einen abermakaberen Witz man sich mit uns erlaubt.

Spricht man nicht vom Spiegel der Seele? Ist nicht die Seele tatsächlich ein Spiegel, dem nur dann etwas Individuelles anhaftet, wenn er nicht geputzt oder verkratzt wird?
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Sollte es schwierig sein, diese Aussage nachzuvollziehen, müßte ich einen längeren philosophischen Thread eröffnen. Davon ging ich jedenfalls aus und begann zu forschen, was zum Teufel da los ist.

Ich fasse mich kurz in besonders provokativer Weise, weil ich der Meinung bin, daß die Thematik anhand des Unfugs, der mit dem Buddhismus getrieben wird, besonders anschaulich ist.
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Reinkarnation

Unter dem Pseudonym Trutz Hardo veröffentlicht der "Reinkarnationstherapeut" Tom Hockemeyer in seinem Verlag "Die Silberschnur" das antisemitische Machwerk Jedem das Seine. Den Titel des Buches entnahm er der Inschrift des Lagertors im Konzentrationslager Buchenwald. Die Ermordung von sechs Millionen Juden beschreibt er darin als "notwendiges Karma", der Gastod der Juden sei vorbestimmtes Schicksal, mit dem diese ihre Vergehen aus früheren Leben abgelten müssen. Am Beispiel der (natürlich frei erfundenen) Geschichte einer Jüdin erklärt er das Karma der Juden:

"Sie hatte vor einigen hundert Jahren Juden, die aus Unrecht am Pranger standen, bespuckt, bespöttelt und auch gesteinigt. Somit erreicht sie nun den verschärften Beginn der für sie gerechten und ausgleichenden Gerechtigkeit ... Alles was den Menschen geschieht, geht auf eine höhere Ordnung zurück. Aber selbst das bitterste Leid dient immer nur zu der allen Menschen notwendigen seelischen Aufbesserung und Reifung."..........

aus dem Lexikon des Rechtsextremismus (IDGR):
(http://lexikon.idgr.de/h/h_a/hardo-t...ardo-trutz.php)
Das Lexikon ist leider nicht mehr vorhanden, aber man hann das u.a. Hier nachlesen:
http://www.wer-weiss-was.de/theme130/article739808.html


Und weil dem Himmler diese Ideologioe auch recht gut gefallen hat, nennt man das jetzt den INDO-ARISCHEN-BUDDHO-FASCHISMUS

__________________________________________________ ______

„Siddhattha Gotama, 563 v. Chr. bis vermutlich 483 v. Chr.
.......
Reinkarnation (Pali: Punabbhava) und Karma waren Begriffe, die in der indischen Philosophie bereits vor Erscheinen des Buddha bekannt waren. Wie der westlichen Rezeption meist entgeht, widersprach der Buddha diesen vedischen Konzepten grundlegend und ersetzte sie entsprechend seiner Erfahrung.
.....
Buddha sah sich weder als Gott noch als Überbringer der Lehre eines Gottes. Er stellte klar, dass er die Lehre, Dhamma (Pali) bzw. Dharma (Sanskrit), nicht aufgrund göttlicher Offenbarung erhalten, sondern vielmehr durch eigene meditative Schau (Kontemplation) ein Verständnis der Natur des eigenen Geistes und der Natur aller Dinge erkannt habe. Diese Erkenntnis sei jedem zugänglich, wenn er seiner Lehre und Methodik folge. Dabei sei die von ihm aufgezeigte Lehre nicht dogmatisch zu befolgen. Im Gegenteil warnte er vor blinder Autoritätsgläubigkeit und hob die Selbstverantwortung des Menschen hervor. Er verwies auch auf die Vergeblichkeit von Bemühungen, die Welt mit Hilfe von Begriffen und Sprache zu erfassen, und mahnte eine Skepsis gegenüber dem geschriebenen Wort oder feststehenden Lehren an, die in anderen Religionen in dieser Radikalität kaum anzutreffen ist. ....“
http://de.wikipedia.org/wiki/Buddhismus

Hier ergeht nun der vielleicht letzte Aufruf Buddhas, sich endlich aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu befreien.

freundliche Grüße
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  #13  
Alt 28.12.2007, 14:09
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Gleichnis des Buddha vom brennenden Haus

Gothama, der Buddha, lehrte
Die Lehre vom Rade der Gier, auf das wir geflochten sind, und empfahl,
Alle Begierde abzutun und so
Wunschlos einzugehen ins Nichts, das er Nirwana nannte.

Da fragten ihn eines Tags seine Schüler:
«Wie ist dies Nichts, Meister? Wir alle möchten
Abtun alle Begierde, wie du empfiehlst, aber sage uns,
Ob dies Nichts, in das wir dann eingehen,
Etwa so ist wie dies Einssein mit allem Geschaffenen,
Wenn man im Wasser liegt, leichten Körpers, am Mittag
Ohne Gedanken fast, faul im Wasser liegt oder in Schlaf fällt,
Kaum noch wissend, daß man die Decke zurechtschiebt,
Schnell versinkend, ob dies Nichts also
So ein fröhliches ist, ein gutes Nichts, oder ob dies dein
Nichts nur einfach ein Nichts ist, kalt, leer und bedeutungslos.»
Lang schwieg der Buddha, dann sagte er lässig:

«Keine Antwort ist auf euere Frage.»

Aber am Abend, als sie gegangen waren,
Saß der Buddha noch unter dem Brotbaum und sagte den andern,
Denen, die nicht gefragt hatten, folgendes Gleichnis:

«Neulich sah ich ein Haus. Es brannte. Am Dache
Leckte die Flamme. Ich ging hinzu und bemerkte,
Daß noch Menschen drin waren. Ich trat in die Tür und rief
Ihnen zu, daß Feuer im Dach sei, sie also auffordernd,
Schnell hinauszugehen. Aber die Leute
Schienen nicht eilig. Einer fragte mich,
Während ihm schon die Hitze die Braue versengte,
Wie es draußen denn sei, ob es auch nicht regne,
Ob nicht doch Wind ginge, ob da ein anderes Haus sei,
Und so noch einiges. Ohne zu antworten,
Ging ich wieder hinaus. Diese, dachte ich,
Müssen verbrennen, bevor sie zu fragen aufhören. Wirklich, Freunde,
Wem der Boden noch nicht so heiß ist, daß er ihn lieber
Mit jedem andern vertausche, als daß er da bliebe, dem
Habe ich nichts zu sagen.»

So Gothama, der Buddha.

Aber auch wir, nicht mehr beschäftigt mit der Kunst des Duldens,
Eher beschäftigt mit der Kunst des Nichtduldens und vielerlei Vorschläge
Irdischer Art vorbringend und die Menschen beschwörend,
Ihre menschlichen Peiniger abzuschütteln, meinen, daß wir denen, die
Angesichts der heraufkommenden Bombenflugzeuggeschwader des Kapitals noch allzu lang fragen,
Wie wir uns dies dächten, wie wir uns das vorstellten
Und was aus ihren Sparbüchsen und Sonntagshosen werden soll nach einer Umwälzung,
Nicht viel zu sagen haben.

[In: Bertolt Brecht: Hundert Gedichte 1918-1950, Berlin 1962, S.116 f.]
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  #14  
Alt 28.12.2007, 23:22
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Es sind die Tage des Rückblicks. Besonders interessant und eindrucksvoll fand ich im Rückblick diese beiden Pressemeldungen aus der Kirchenpresse, die beide allerdings schon aus dem vorigen Jahr stammen. Für mich lassen sie wie kaum andere Pressemeldungen ahnen, wie sehr man und verscheißern will:

Bertone:Kirche fürchtet nicht Atheisten sondern dissidente Katholiken
..."Die Kirche fürchtet weniger die Atheisten, weil sie sozusagen außerhalb ihrer geistlichen Jurisdiktion sind", erklärte Bertone. "Sie fürchtete hingegen viel mehr jene, die innerhalb der Kirche daran arbeiten, den Glauben und die moralischen Prinzipien zu verzerren, oder jene, die sich gegen den Papst stellen und seinen Plan für eine Erneuerung der Kirche.".....
http://www.kath.net/detail.php?id=15466

Dazu ein kurzer Kommentar:
Es gibt einen merkwürdigen Hinweis hier:

Eine einzige Stelle im Matthäus-Evangelium besagt, daß Jesus mit einem Wortspiel Simon, dem Sohn des Jonah, den Namen Petrus, Felsen gab (lateinisch "petra") mit den Worten, auf diesen Felsen werde er seine Kirche bauen (Matthäus 16,18-19). Die sogenannte Petrus-Passage ist allerdings eine Fälschung. Sie wurde um das 3. Jahrhundert n. Chr. aus politischen Gründen nachträglich eingefügt, um das Primat des Heiligen Stuhls gegenüber rivalisierenden östlichen Kirchen zu behaupten

Das steht bei den Lügen der Kirche (Schnell noch im Google-cache gucken, die Seite wurde anscheinend gerade demontiert)

Das alleine wäre natürlich kein guter Hinweis, alleine deshalb, weil wir wohl hier nicht die Mittel und Wege haben, das zu prüfen. Allerdings wird sich derselbe Apostel wohl nicht so total widersprechen:

Und ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist. Und ihr sollt euch nicht Lehrer nennen lassen........
http://www.bibel-online.net/buch/40....s/23.html#23,9

Und schon gar nicht "Heiliger Vater", oder?


Ein Dissident
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Benedikt XVI.: Titus und Timotheus ermutigen zum hochherzigen Dienst an Evangelium und Kirche
Generalaudienz im Zeichen großer Apostelgestalten
.....Titus und Timotheus "lehren und zeigen uns, bereitwillig und hochherzig dem Evangelium und so der Kirche als ganzer zu dienen", bekräftigte der Heilige Vater, nachdem er während der Generalaudienz näher auf das Leben dieser beiden bedeutenden Apostelgestalten eingegangen war......
http://www.zenit.org/german/visualizza.phtml?sid=99820

Schauma mal, was in der Bibel steht:

Falsche Enthaltsamkeit
Der Geist aber sagt deutlich, daß in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Sie gebieten, nicht zu heiraten und Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat, daß sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen.
http://www.bibel-online.net/buch/54.1-timotheus/4.html

Willkommen in den letzten Zeiten!
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  #15  
Alt 29.12.2007, 10:54
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Vielleicht darf man noch an den Oberspinner Meisenpiep erinnern?

14. September 2007
KARDINAL-PREDIGT
Meisner warnt vor "entarteter" Kultur
Heftige Kritik an Kölns Erzbischof: In einer Ansprache im Kölner Dom warnte Kardinal Meisner vor einer Entartung der Kultur - und bediente sich damit der Terminologie der Nationalsozialisten.
Köln - Bei der Einweihung des neuen Kunstmuseums Kolumba sagte Kardinal Joachim Meisner im Kölner Dom: "Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kult im Ritualismus und die Kultur entartet.".............
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,505869,00.html

Geistiger Brandstifter
..... Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, sagte dem "Tagesspiegel am Sonntag", Meisner habe vorsätzlich Grenzen überschritten. "Wenn das Schule macht, darf sich keiner wundern, wenn der braune Ungeist in Deutschland wieder salonfähig wird."...
http://www.rp-online.de/public/artic...schland/480355

Mein Kommentar: Wird der Begriff “Klerikalfaschismus” nun endlich in den Duden aufgenommen? Wie auch immer man das sehen will, jedenfalls gibt es hier ein Angebot für den vermögenden, "anspruchsvollen" Kunstliebhaber:

21. September 2007
Kirche mit Nazisymbolik zu verkaufen
Die Offerte ist so ungewöhnlich wie das Objekt, um das es dabei geht. Erstmals soll ein Berliner Gotteshaus in einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren feilgeboten werden. Die Befürworter des Plans innerhalb der evangelischen Landeskirche erhoffen sich dadurch nicht nur finanzielle, sondern vor allem moralische Entlastung: Vom rechtsnationalen Architekten und Kirchenbauamtsleiter Curt Steinberg zwischen 1929 und 1933 entworfen, steckt der Innenraum der Martin-Luther-Gedächtniskirche bis zur Decke voller NS-Symbolik......

......„Es gibt viel mehr Kirchen, als man vermuten würde, die das ein/e oder andere Stilelement der hitlertreuen Christen aufzeigen“, sagt Monika Geyler, Geschäftsführerin des Berliner Forums für Geschichte und Gegenwart (BFGG), das das Nutzungsgutachten für den Sakralbau erstellt hat. „Ein so geschlossenes und erhaltenes Bildprogramm aber ist uns nirgendwo in Deutschland bekannt.“
Tatsächlich wurden in Tempelhof zwar Hakenkreuze und Symbole der NS-Wohlfahrt im Terrakotta-Schmuck des Apsisbogens entfernt. Geblieben sind aber Stahlhelm-Soldaten, Braunhemden und der Hitlerjunge an der Kanzel. Das Taufbecken ziert ein SA-Mann, im Vorraum schaut Hindenburg auf Luther, der den früher dort platzierten Hitlerkopf ersetzte. Umstritten ist nur, ob er als Büste oder Relief gearbeitet war........
http://www.welt.de/berlin/article120...verkaufen.html

15. April 2007
JUBEL-ARIEN
Kardinal Meisner vergleicht Benedikt mit Jesus
Der Papst-Hype nimmt skurrile Formen an: Kölns Kardinal Meisner verstieg sich zu der Spekulation, wenn Jesus 80 Jahre alt geworden wäre, hätte er ausgesehen wie Benedikt XVI.......
http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,477317,00.html

Mein Kommentar: Gehts noch hochnäsiger und eingebildeter?
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  #16  
Alt 30.12.2007, 17:24
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Ich mache da oben einfach 2 Striche hin, denn jetzt kommt etwas anderes.
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Ich bitte darum, die Schlüsse, die ich für mich aus dem Folgenden in diesem Beitrag gezogen habe, selbst zu überprüfen, und möglicherweise die Richtigkeit oder das Gegenteil darzustellen oder zu beweisen zu versuchen.

Das Folgende ist genaugenommen weniger Philosophie, sondern eher Psychologie, oder besser gesagt Antipsychiatrie. (Ronald D. Laing und David Cooper sind weitere Antipsychiater, einfach gesagt hat die Antipsychiatrie hat das Ziel, die Psychiatrie überflüssig zu machen) Für mich war dies jedenfalls ein sehr wichtiger Denkanstoß:


Prof. Dr. Arno Gruen



Bildquelle: http://vozesdotempo.blogs.sapo.pt/ar...no%20Gruen.jpg

Wer kennt schon Arno Gruen?
(Psychoanalytiker, geb.26.5.23, promovierte 61 in USA, lebt seit 79 in der Schweiz)

Ich möchte hier eine Passage aus Arno Gruen - Der Wahnsinn der Normalität - wörtlich zitieren (dtv-Taschenbuch 35002, erschienen 1987, Seite 15/16):

“...Die Kompliziertheit dieses Wechselspiels zwischen Kind und Eltern liegt darin, daß die Möglichkeit zur Autonomie einerseits in den frühesten Interaktionen zwischen dem werdenden Selbst und seiner Umwelt grundgelegt wird, andererseits aber entscheidend dafür ist, wie weit das Kind Verantwortung für sich selbst übernimmt. Davon hängen alle seine künftigen Beziehungen innerhalb des sozialen Feldes ab. Grundsätzlich kann Verantwortlichkeit sich In zweierlei Richtungen entwickeln; Entweder formt sich das werdende Selbst frei und offen in eigener Verantwortung, oder es überläßt sich fügsam dem prägenden Einfluß anderer. Damit weicht es den Verpflichtungen echter Verantwortung aus.
Die Flucht vor der Verantwortung wird dabei aus dem Bewußtsein verdrängt. Dies muß so sein, weil die Preisgabe der Autonomie durch Unterwerfung unter einen fremden Willen ein elementares Machtspiel in Gang setzt: »Ich werde so, wie du mich haben willst, damit du für mich sorgst. Meine Unterwerfung ist von nun an meine Macht über dich, mit der ich deine Fürsorge erzwinge.« So wird das Sich-abhängig-Machen zur Rache für die Unterwerfung. Dieser Akt beinhaltet mehreres. Erstens übernimmt das Kind die Bewertung der Eltern. Was man Internalisierung nennt, ist also ein Prozeß der Kollaboration durch Unterwerfung. Zweitens bedeutet dies, daß das Kind alles an sich selber zu hassen beginnt, was es in Konflikt mit den Erwartungen seiner Eltern bringen könnte. Und drittens erwächst aus diesem Selbsthaß die Bereitschaft zu immer weiterer Unterwerfung. Damit ist ein Teufelskreis in Gang gesetzt: Unterwerfung und Selbstverachtung bedingen sich wechselseitig. Es ist immer beides vorhanden: Selbsthaß und Selbstverachtung. Doch eben die Selbstverachtung darf nicht gefühlt werden, weil sie unerträglich wäre. Darum muß der ganze Prozeß unbewußt bleiben; er wird verdrängt und verleugnet, und so stürzt man sich blindlings immer tiefer in die Verstrickungen des Machtspiels....”

In weiterer Folge kommt heraus, daß der Mensch, der den Selbsthaß verleugnet, für die Obrigkeit auch über Leichen gehen kann. An Hand von Verbrechern und Nazischergen erhärtet Arno Gruen diese Theorie.


Siehe auch:
http://www.lukesch.ch/Text99_01.htm
Interview mit Arno Gruen
Und hier ein noch wesentlich umfangreicherer Link zu Arno Gruen:
http://www.susannealbers.de/04psycho-gruen-werk05.html

Ich spare mir nun gesellschaftskritische Kommentare, denn es geht mir in diesem Fall um praktische Problemlösungen. Allerdings könnte ich noch verweisen auf einen Text von Arno Gruen vom 4. September 2006 mit dem Titel:
Eine Erörterung der Frage: Was ist eine gute Religion?
http://www.nzz.ch/2006/09/04/fe/articleEBAU9.html

________________________

Weiteres zum Thema:


Wilhelm Reich kennt man hauptsächlich im Zusammenhang mit seinen Orgon-Geschichten.

Weniger bekannt ist bis heute, daß auf ihn die Sexpol-Bewegung (Sexual-Politik, auch Sexual-Ökonomie genannt) zurückgeht. Kaum einer weiß auch, daß der Psychoanalytiker in einem amerikanischen Gefängnis saß, wo er "zufälligerweise" am 3. November 1957 den Herztod starb.

Sein vielleicht bekanntestes Werk:

Das Buch "Massenpsychologie des Faschismus" von Wilhelm Reich (in der ersten Auflage 1933 erschienen) stellte einen Versuch dar, den Blick für Zusammenhänge zu öffnen, die damals den wenigsten Menschen bekannt waren (und die auch heute noch viel zu wenigen bekannt sind): Zusammenhänge zwischen Sexualunterdrückung, autoritären Charakterstrukturen und Faschismus.........
http://www.berndsenf.de/pdf/Die%20Ma...Faschismus.pdf

Hier noch zwei weitere Links:

http://www.trettin-tv.de/orgon/sexpol.htm
http://www.wilhelm-reich-sexpol.de/

Der Kern des Lebensglücks ist das sexuelle Glück. ... Es ist wichtig, sich völlig klarzumachen, daß es heute Menschen mit durchgearbeiteter, ruhig entwickelter, sexualbejahender Struktur nicht gibt, denn wir alle sind durch die autoritäre, religiöse, sexualverneinende Erziehungsmaschinerie beeinflußt worden.
(Wilhelm Reich)

freundliche Grüße
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  #17  
Alt 31.12.2007, 00:37
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Ein großes Loch besteht aus vielen Löchern?
(Noch einiges zu menschlichen Abgründen)

Ich könnte auf mehrere verschiedene Argumentationen zurückgreifen, aber ich fasse mich kurz, denn ich nehme an, ihr seid Leute, die sich mit vielen Themen beschäftigt haben. Wie wäre es, das Thema Depressionen ein für alle Mal abzuhaken? Natürlich kann man mal schlecht drauf sein. Wir haben aber oft so eine seltsame Art und Weise an uns, unsere Zustände manchmal zu verschlimmern. Ich führe dazu einige Beispiele an:

Wenn wir darunter leiden, daß wir uns ärgern, dann ärgern wir uns über unseren Ärger. Sehr ärgerlich, nicht wahr?
Weil uns das Paradoxe daran selten auffällt, ärgern wir dann, wie mir scheint, andere.

Wenn es uns nicht gefällt, daß wir manchmal Angst haben, dann haben wir Angst davor, Angst zu bekommen. –
und so wird die Angst erst dauerhaft.

Wenn wir an uns ein Vorurteil entdecken, dann verurteilen wir womöglich dieses Vorurteil.

Wenn wir feststellen, daß wir mit uns selbst unzufrieden sind, so mißfällt uns das und wir werden unzufrieden mit unserer Unzufriedenheit. –

Wenn wir voll von Haß sind, so kann es sein, daß wir uns dafür hassen, und wenn wir darüber hinwegsehen,
dann werden wir agressiv, womöglich sogar fanatisch und gewalttätig. –

Wenn wir erkennen, daß wir unter Verkrampfungen leiden, so versuchen wir mit krampfhafter Anstrengung uns davon zu befreien. etc, etc ...


Was kann man tun? Ich sage, und ich bitte, das eingehend zu prüfen:
Man kann nicht das Geringste tun. Damit tritt für mich folgende Gesetzmäßigkeit in Kraft:

Die Kompliziertheit des Handelns ist sehr schwer zu verstehen.
Deshalb sollte man genau wissen, was Handeln ist, was verbotenes Handeln ist und was Nicht-Handeln ist.
(Bhagavad-Gita,Kap.4,Vers 17)

Hervorhebung von mir.

Gerade aus diesen Überlegungen heraus komme ich persönlich zu einer Erkenntnis, die der Anfang des Jahres verstorbene Philosoph und Schriftsteller (der vor allem wegen seiner durchaus lustigen Verschwörungsromane wie Illuminatus, die Illuminati-Papiere usw. bekannt wurde) so ausdrückte:


Keiner glaubt mir, was geschah:
Ich sah `nen Mann der war nicht da.
Auch heute bog er nicht ums Eck,
o Gott ich wünsch`t er wär schon weg.
(Deutsche Volksweise)
(aus dem Gedächtnis zitiert von R.A. Wilson, weiß nicht mehr welches Buch)

Und exakt vor diesem Hintergrund rege ich nun dazu an, diesen außerst witzigen Text von Kurt Tucholskly zu betrachten:

Zur soziologischen Psychologie der Löcher

Ein Loch ist da, wo etwas nicht ist.
Das Loch ist ein ewiger Kompagnon des Nicht-Lochs: Loch allein kommt nicht vor, so leid es mir tut. Wäre überall etwas, dann gäbe es kein Loch, aber auch keine Philosophie und erst recht keine Religion, als welche aus dem Loch kommt.

(Hier lasse ich absichtlich ein Loch )

Die Maus könnte nicht leben ohne es, der Mensch auch nicht: es ist beider letzte Rettung, wenn sie von der Materie bedrängt werden. Loch ist immer gut.
Wenn der Mensch ›Loch‹ hört, bekommt er Assoziationen: manche denken an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels.
Das Loch ist der Grundpfeiler dieser Gesellschaftsordnung, und so ist sie auch. Die Arbeiter wohnen in einem finstern, stecken immer eins zurück, und wenn sie aufmucken, zeigt man ihnen, wo der Zimmermann es gelassen hat, sie werden hineingesteckt, und zum Schluß überblicken sie die Reihe dieser Löcher und pfeifen auf dem letzten. In der Ackerstraße ist Geburt Fluch; warum sind diese Kinder auch grade aus diesem gekommen? Ein paar Löcher weiter, und das Assessorexamen wäre ihnen sicher gewesen.
Das Merkwürdigste an einem Loch ist der Rand. Er gehört noch zum Etwas, sieht aberbeständig in das Nichts, eine Grenzwache der Materie. Das Nichts hat keine Grenzwache: während den Molekülen am Rande eines Lochs schwindlig wird, weil sie in das Loch sehen, wird den Molekülen des Lochs ... festlig? Dafür gibt es kein Wort. Denn unsre Sprache ist von den Etwas-Leuten gemacht; die Loch-Leute sprechen ihre eigne.
Das Loch ist statisch; Löcher auf Reisen gibt es nicht. Fast nicht.
Löcher, die sich vermählen, werden ein Eines, einer der sonderbarsten Vorgänge unter denen, die sich nicht denken lassen. Trenne die Scheidewand zwischen zwei Löchern: gehört dann der rechte Rand zum linken Loch? oder der linke zum rechten? oder jeder zu sich? oder beide zu beiden? Meine Sorgen möcht ich haben.
Wenn ein Loch zugestopft wird: wo bleibt es dann? Drückt es sich seitwärts in die Materie? oder läuft es zu einem andern Loch, um ihm sein Leid zu klagen - wo bleibt das zugestopfte Loch? Niemand weiß das: unser Wissen hat hier eines.
Wo ein Ding ist, kann kein andres sein. Wo schon ein Loch ist: kann da noch ein andres sein?
Und warum gibt es keine halben Löcher -?
Manche Gegenstände werden durch ein einziges Löchlein entwertet; weil an einer Stelle von ihnen etwas nicht ist, gilt nun das ganze übrige nichts mehr. Beispiele: ein Fahrschein, eine Jungfrau und ein Luftballon.
Das Ding an sich muß noch gesucht werden; das Loch ist schon an sich. Wer mit einem Bein im Loch stäke und mit dem andern bei uns: der allein wäre wahrhaft weise. Doch soll dies noch keinem gelungen sein. Größenwahnsinnige behaupten, das Loch sei etwas Negatives. Das ist nicht richtig: der Mensch ist ein Nicht-Loch, und das Loch ist das Primäre. Lochen Sie nicht; das Loch ist die einzige Vorahnung des Paradieses, die es hienieden gibt. Wenn Sie tot sind, werden Sie erst merken, was leben ist. Verzeihen Sie diesen Abschnitt; ich hatte nur zwischen dem vorigen Stück und dem nächsten ein Loch ausfüllen wollen.

Kaspar Hauser
Die Weltbühne, 17.03.1931, Nr. 11, S. 389,


freundliche Grüße
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  #18  
Alt 01.01.2008, 14:37
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Zeitsprung. Wir befinden uns kurz vor dem 1. Weltkrieg in Wien. Karl Kraus gibt die Zeitschrift „Die Fackel“ heraus, die ab 1899 erscheint.

Die Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält.
(Karl Kraus 1874-1936, Publizist, Schriftsteller)

....Im Jahr 1902 wurde mit dem Aufsatz Sittlichkeit und Kriminalität Kraus’ erster Beitrag zu einem der großen Themen seines Wirkens verfasst: der zum Schutz der Sittlichkeit vermeintlich gebotenen Verteidigung der Sexualmoral mit justiziellen Mitteln.....
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Kraus

Hier eine recht spannende Seite aus der Fackel im Mai 1905:



Er kommt nicht damit durch. Später, nach dem Krieg schreibt er Das Drama:
Die letzten Tage der Menschheit
http://de.wikipedia.org/wiki/Die_let...der_Menschheit

Die stärkste Kraft reicht nicht an die Energie heran, mit der manch einer seine Schwäche verteidigt.
(Karl Kraus)

"Krieg ist zunächst die Hoffnung, dass man selbst besser abschneidet; als nächstes die Erwartung, dass der andere schlechter dasteht; dann die Genugtuung, dass der andere nicht besser abschneidet; und schließlich die Überraschung, dass alle schlechter dastehen als vorher."
(Karl Kraus)

Ein Blitzableiter auf einem Kirchturm ist das denkbar stärkste Mißtrauensvotum gegen den lieben Gott.
(Karl Kraus)
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  #19  
Alt 01.01.2008, 19:15
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Verweilen wir noch ein wenig im ersten Weltkrieg. Hermann Hesse? Kennt bestimmt jeder!
(deutscher Nobelpreisträger)
Das bekannteste Buch von ihm ist wohl Siddhartha, in dem er seine Version des Buddhas erzählt. Bestimmt kennt ihr die Geschichte, als der junge Buddha bei der „erfahrenen Frau“ Kamala die Liebe lernt.
Hermann Hesse wird auch dieser etwas eigenwillige Spruch zugeschrieben:
Es gibt keine Frau, ohne die man nicht leben kann, und keine Frau, mit der man nicht leben kann.

Das alles dürfte ja bekannt sein, vielleicht auch, daß er ab 1915 für deutsche Kriegsgefangene schrieb.
Weniger bekannt aber dürfte diese kleine „Science-Fiction“-Geschichte sein, die 1917 entstand, und in der er sich ausmalte, wie es 1920 wohl zugehen würde, falls der Krieg noch nicht zu Ende sein sollte. Ein Schelm, wer dieser Geschichte irgendeine Aktualität zubilligt?
(Suhrkamp-Werkausgabe Band 10, Die Geschichte hat fast 9 Seiten, ich destilliere das für mich Wesentliche in einigen Zitaten)

Wenn der Krieg noch 2 Jahre dauert (1917)

Als ich wiederkam, war es 1920, und zu meiner Enttäuschung standen sich überall noch immer mit der geistlosen Hartnäckigkeit die Völker im Kriege gegenüber. Es waren einige Grenzen verschoben, einige ausgesuchte Regionen höherer Kulturen mit Sorgfalt zerstört worden, aber alles in allem hatte sich äußerlich auf der Erde nicht viel verändert. Groß war der erreichte Fortschritt in der Gleichheit auf Erden. Wenigstens in Europa sah es in allen Ländern wie ich höre, genau gleich aus,...

Wenn der ewige Friede nicht zu haben war, so zog man mit aller Entschiedenheit den ewigen Krieg vor, und die Sorglosigkeit, mit welcher die Munitionsballons aus ungeheuren Höhen ihren Segen auf Gerechte und Ungerechte regnen ließen, entsprach dem Sinn des Krieges vollkommen.

Ich sagte, ich gehe spazieren. Er: Haben sie Erlaubnis? Ich verstand ihn nicht, es gab einen Wortwechsel, und er forderte mich auf, ihm in das nächste Amtshaus zu folgen.

"Beschäftigungslose Zivilisten" stand auf einem Schilde, und die Nummer 2487 B4 war dabei. Dort gingen wir hinein.

Ein Beamter stand vor mir, und musterte mich. "Können sie nicht strammstehen?" fragte er streng. Ich sagte: "Nein". Er fragte: "Warum nicht?" "Ich habe es nie gelernt", sagte ich schüchtern.
"Also, sie sind dabei festgenommen worden, wie sie ohne Erlaubnisschein spazierengegangen sind. Geben Sie das zu?"
"Ja", sagte ich, "das stimmt wohl. Ich hatte es nicht gewußt. Sehen Sie, ich war längere Zeit krank - "
Er winkte ab. "Sie werden dadurch bestraft, daß ihnen für 3 Tage das Gehen in Schuhen untersagt wird. Ziehen Sie ihre Schuhe aus!"
Ich zog meine Schuhe aus.


...Zeigen Sie übrigens doch einmal ihre Ausweispapiere!" Lieber Gott, ich hatte keine.

..."Sie sind ohne Ausweispapiere auf der Straße angetroffen worden. Sie bezahlen zweitausend Gulden Buße. Ich schreibe sofort die Quittung." "Um Vergebung", sagte ich zaghaft, "so viel habe ich nicht bei mir. Können Sie mich nicht statt dessen einige Zeit einsperren?"
Er lachte hell auf.
"Einsperren? Lieber Mann, wie denken sie sich das? Glauben Sie, wir hätten Lust Sie auch noch zu füttern? - Nein, mein Guter, wenn Sie die Kleinigkeit nicht zahlen können, bleibt ihnen die härteste Strafe nicht erspart. Ich muß Sie zum provisorischen Entzug der Existenzbewilligung verurteilen! Bitte geben Sie mir Ihre Existenzbewilligungskarte!
Ich hatte keine.
Der Beamte war nun ganz sprachlos. Er rief zwei Kollegen herein, flüsterte lange mit ihnen, deutete mehrmals auf mich, und alle sahen mich mit Furcht und tiefem Erstaunen an. Dann ließ er mich, bis mein Fall beraten wäre, in ein Haftlokal abführen.

Nach einigen Stunden holte man mich ab.

"Sie haben sich in eine recht böse Lage gebracht", fing er an. "Sie halten sich in hiesiger Stadt auf und sind ohne Existenzbewilligungsschein. Es wird ihnen bekannt sein, daß die schwersten Strafen darauf stehen."
Ich machte eine kleine Verbeugung.
"Erlauben Sie", sagte ich, "ich habe eine einzige Bitte an Sie. Ich sehe vollkommen ein, daß ich der Situation nicht gewachsen bin und daß meine Lage nur immer schwieriger werden muß. - Ginge es nicht an, daß sie mich zum Tode verurteilen? Ich wäre sehr dankbar dafür!" Milde sah mir der hohe Beamte in die Augen.
"Ich begreife", sagte er sanft. "Aber so könnte schließlich jeder kommen! Auf alle Fälle müßten Sie vorher eine Sterbekarte lösen. Haben Sie Geld dafür? Sie kostet viertausend Gulden." "Nein, so viel habe ich nicht. Aber ich würde alles geben, was ich habe. Ich habe großes Verlangen danach zu sterben."
Er lächelte sonderbar.
"Das glaube ich gerne, da sind Sie nicht der einzige. Aber so einfach geht das mit dem Sterben nicht. Sie gehören einem Staate an, lieber Mann, und sind diesem Staate verpflichtet mit Leib und Leben. Das dürfte ihnen doch bekannt sein.
....
- Aber sagen Sie, könnten sie mir eine Sterbekarte verschaffen? Ich wäre ihnen fabelhaft dankbar."
Es wird vielleicht gehen. Vorher müssen Sie aber eine Existenzbewilligung haben. Ohne sie wäre natürlich jeder Schritt aussichtslos.
....
"Noch eines!, sagte ich leise. "Darf ich noch eine Frage an sie stellen? Sie können sich denken, wie schlecht orientiert ich in allem Aktuellen bin."
"Bitte ,bitte"
"Ja, also - vor allem würde mich interessieren, zu wissen, wie es möglich ist, daß bei diesen Zuständen das Leben überhaupt noch weitergeht. Hält denn ein Mensch das aus?
"Es gibt sehr wenige Zivilpersonen mehr. Wer nicht Soldat ist, der ist Beamter. Schon damit wird für die meisten das Leben viel erträglicher, viele sind sogar sehr glücklich. Und an die Entbehrungen hat man sich eben so allmählich gewöhnt. Als das mit den Kartoffeln allmählich aufhörte und man sich an den Holzbrei gewöhnen mußte - er wird jetzt leicht geteert und dadurch recht schmackhaft - , da dachte jeder, es sei nicht mehr auszuhalten. Und jetzt geht es eben doch. Und so ist es mit allem."
"Ich verstehe", sagte ich. "Es ist eigentlich weiter nicht erstaunlich. Nur eines verstehe ich nicht ganz. Sagen Sie mir: wozu eigentlich macht nun die ganze Welt diese riesigen Anstrengungen? Diese Entbehrungen, diese Gesetze, diese tausend Ämter und Beamte - was ist es eigentlich, was man damit beschützt und aufrechterhält?
Erstaunt sah der Herr mir ins Gesicht.
"Ist das eine Frage!" rief er mit Kopfschütteln. "Sie wissen doch daß Krieg ist, Krieg in der ganzen Welt! Und das ist es, was wir erhalten, wofür wir Gesetze geben, wofür wir Opfer bringen. Der Krieg ist es. Ohne diese enormen Anstrengungen und Leistungen könnten die Armeen keine Woche länger im Felde stehen. Sie würden verhungern - es wäre unausstehlich!" "Ja", sagte ich langsam, "das ist natürlich ein Gedanke! Also der Krieg ist das Gut, das mit solchen Opfern aufrechterhalten wird! Ja, aber - erlauben Sie eine seltsame Frage - warum schätzen Sie den Krieg so hoch? Ist er denn das alles wert?
Ist denn der Krieg überhaupt ein Gut?
"Lieber Herr Sinclair", sagte er, "Sie sind sehr weltfremd geworden".


"Der Krieg ist es einzig und allein, dem wir es verdanken, daß noch soetwas wie Ordnung, Gesetz, Gedanke, Geist in der Welt vorhanden ist. Können Sie das nicht sehen?"
Ja, nun sah ich es ein, und ich dankte dem Herrn sehr.
Dann ging ich davon und steckte die Empfehlung an das Amt 127 mechanisch in die Tasche. Ich hatte nicht im Sinne, von ihr Gebrauch zu machen, es war mir nichts daran gelegen, noch irgendeines dieser Ämter zu belästigen.Und noch ehe ich wieder bemerkt und zur Rede gestellt werden konnte, sprach ich den kleinen Sternensegen in mich hinein, stellte meinen Herzschlag ab, ließ meinen Körper im Schatten eines Gebüsches verschwinden und setzte meine vorherige Wanderung fort, ohne mehr an Heimkehr zu denken.
__________________________________________________ ___________

Heute liegt die politische Vernunft nicht mehr dort, wo die politische Macht liegt. Es muß ein Zustrom von Intelligenz und Intuition aus nicht-offiziellen Kreisen stattfinden, wenn Katastrophen verhütet oder gemildert werden sollen. (Hermann Hesse)
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  #20  
Alt 02.01.2008, 02:25
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Ungefähr zu dieser Zeit (1912) hörte man zum ersten Mal von
Gregor Ivanowitsch Gurdjieff (1872-1949).
Als Tanzlehrer könnte man ihn vielleicht der Sufi- Kultur zuordnen. Sein wichtigstes, und zweifellos schwer zu lesendes Werk, „Beelzebub‘s Erzählungen für seinen Enkel, – eine objektiv unparteiische Kritik des Lebens des Menschen“ erschien allerdings erst 1951.
Sein bester, allerdings weithin unverstandener Witz war wohl „Das Organ Kundabuffer“

Die erste Serie um ohne Schonung und Kompromiß die im Denken und Fühlen des Lesers seit Jahrhunderten eingewurzelten Meinungen und Ansichten über alles in der Welt Existierende zu vernichten.

Die zweite Serie um den Leser mit dem für eine neue Schöpfung nötigen Material bekanntzumachen und dessen Richtigkeit und Qualität zu beweisen.

Die dritte Serie um im Denken und Fühlen des Lesers – anstelle der von ihm wahrgenommenen eingebildeten Welt – eine Vorstellung zu bilden, die der in der Wirklichkeit existierenden Welt entspricht.

„der allerheiligsten Sonne Absolut selbst“
Zitat aus dem Kapitel:
„Erz-Absurd: Beelzebub behauptet, daß unsere Sonne weder leuchtet noch wärmt“

(aus Beelzebub‘s Erzählungen für seinen Enkel – eine objektiv unparteiische Kritik des Lebens des Menschen - Gregor Ivanowitsch Gurdjieff, 3 Bände)

________________________________________________

If you have not by nature a critical mind your staying here is useless.
(G.I. Gurdjieff)
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